Papst Benedikt XVI

Die Worte unseres Heiligen Vaters und Stellvertreter Christi Papst Benedikt XVI Was für ein Großartiger Papst, Papst Benedikt der XVI ist. Jeder der unseren Heiligen Vater liebt und schätzt in jeder …Mehr
Die Worte unseres Heiligen Vaters und Stellvertreter Christi Papst Benedikt XVI
Was für ein Großartiger Papst, Papst Benedikt der XVI ist.
Jeder der unseren Heiligen Vater liebt und schätzt in jeder hinsicht! Ist hier recht Herzlich eingeladen. 👌 👏
Tina 13
Benedikt XVI., Papst von 2005-2013
Natanaël-Bartholomäus erkennt den Messias
Johannes der Evangelist berichtet, daß Jesus, als er Natanaël näherkommen sieht, ausruft: »Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit« (Joh 1,47). Es handelt sich um ein Lob, das einen Psalm in Erinnerung ruft: »Wohl dem Menschen, ... dessen Herz keine Falschheit kennt« (Ps 31,2). Aber es weckt die Neugier …Mehr
Benedikt XVI., Papst von 2005-2013

Natanaël-Bartholomäus erkennt den Messias

Johannes der Evangelist berichtet, daß Jesus, als er Natanaël näherkommen sieht, ausruft: »Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit« (Joh 1,47). Es handelt sich um ein Lob, das einen Psalm in Erinnerung ruft: »Wohl dem Menschen, ... dessen Herz keine Falschheit kennt« (Ps 31,2). Aber es weckt die Neugier Natanaëls, der erstaunt erwidert: »Woher kennst du mich?« (Joh 1,48a). Die Antwort Jesu ist nicht sofort verständlich. Er sagt: »Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen« (Joh 1,48b). Wir wissen nicht, was unter diesem Feigenbaum geschehen war. Offensichtlich handelt es sich um einen entscheidenden Augenblick im Leben Natanaëls. Er fühlt sich von diesen Worten Jesu zutiefst berührt, er fühlt sich verstanden und begreift: Dieser Mann weiß alles über mich, er weiß und kennt den Weg des Lebens, diesem Mann kann ich mich wirklich anvertrauen. Und so antwortet er mit einem klaren und schönen Glaubensbekenntnis, wenn er sagt: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!« (Joh 1,49).

In diesem Bekenntnis ist ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg der Treue zu Jesus gegeben. Die Worte Natanaëls werfen Licht auf einen doppelten, komplementären Aspekt der Identität Jesu: Er wird sowohl in seiner besonderen Beziehung zu Gott Vater erkannt, dessen eingeborener Sohn er ist, als auch in seiner Beziehung zum Volk Israel, zu dessen König er erklärt wird; dieser Titel ist dem erwarteten Messias zu eigen. Wir dürfen niemals weder das eine noch das andere dieser beiden Elemente aus den Augen verlieren, denn falls wir nur die himmlische Dimension Jesu verkünden, laufen wir Gefahr, aus ihm ein ätherisches und substanzloses Wesen zu machen; und wenn wir umgekehrt nur seinen konkreten Ort in der Geschichte anerkennen, vernachlässigen wir letztendlich die göttliche Dimension, die ihn eigentlich kennzeichnet.

Generalaudienz vom 04/10/06 (© Libreria Editrice Vaticana)
Tina 13
🙏
Caeleste Desiderium
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Caeleste Desiderium
Sein Leben
Der Neue

Das eigentlich Neue des Neuen Testaments sind nicht neue Ideen, sondern die Gestalt Christi selber, der den Gedanken Fleisch und Blut, einen unerhörten Realismus gibt. Schon im Alten Testament besteht das biblisch Neue nicht einfach in Gedanken, sondern in dem unerwarteten und in gewisser Hinsicht unerhörten Handeln Gottes. Dieses Handeln Gottes nimmt seine dramatische Form nun …Mehr
Sein Leben

Der Neue

Das eigentlich Neue des Neuen Testaments sind nicht neue Ideen, sondern die Gestalt Christi selber, der den Gedanken Fleisch und Blut, einen unerhörten Realismus gibt. Schon im Alten Testament besteht das biblisch Neue nicht einfach in Gedanken, sondern in dem unerwarteten und in gewisser Hinsicht unerhörten Handeln Gottes. Dieses Handeln Gottes nimmt seine dramatische Form nun darin an, dass Gott in Jesus Christus selbst dem "verlorenen Schaf", der leidenden und verlorenen Menschheit, nachgeht. Wenn Jesus in seinen Gleichnissen von dem Hirten spricht, der dem verlorenen Schaf nachgeht, von der Frau, die die Drachme sucht, von dem Vater, der auf den verlorenen Sohn zugeht und ihn umarmt, dann sind dies alles nicht nur Worte, sondern Auslegungen seines eigenen Seins und Tuns. In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten — Liebe in ihrer radikalsten Form. Der Blick auf die durchbohrte Seite Jesu, von dem Johannes spricht (vgl. 19, 37), begreift, was Ausgangspunkt dieses Schreibens war: "Gott ist Liebe" (1 Joh 4, 8). Dort kann diese Wahrheit angeschaut werden.

Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005

Mittelpunkt ist der Primat Gottes
Jesus spricht mit dem Vater: Das ist die Quelle und der Mittelpunkt all dessen, was Jesus tut; wir sehen, dass sein Predigen, die Heilungen, die Wunder und schliesslich das Leiden diesem Mittelpunkt entspringen, seinem Zusammensein mit dem Vater. Und so lehrt uns dieses Evangelium [Mk 1,29-39], was der Mittelpunkt des Glaubens und unseres Lebens ist: der Primat Gottes. Wo Gott nicht ist, dort wird auch der Mensch nicht mehr respektiert. Nur wenn der Glanz Gottes auf dem Antlitz des Menschen erstrahlt, ist der Mensch das Abbild Gottes, von einer Würde geschützt, die niemand mehr verletzen darf.

Predigt in der Pfarrkirche "Sant’ Anna" im Vatikan, 5. Februar 2006

Die "Hand Gottes"
Heute berichtet das Evangelium von der Heilung eines Aussätzigen. Sehr eindrucksvoll beschreibt es die Intensität der Beziehung zwischen Gott und Mensch, die in einem einzigartigen Dialog zusammengefasst ist: "Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde", sagt der Aussätzige. "Ich will es - werde rein!", antwortet ihm Jesus, berührt ihn mit seiner Hand und befreit ihn vom Aussatz (vgl. Mk 1,40-42). Hier sehen wir gewissermassen die gesamte Heilsgeschichte konzentriert: Jene Geste Jesu, der die Hand ausstreckt und den mit Wunden bedeckten Körper des ihn um Hilfe bittenden Menschen berührt, ist vollendeter Ausdruck des Willens Gottes, sein gefallenes Geschöpf wieder herzustellen und ihm das Leben in Fülle wiederzugeben (vgl. Joh 10,10) - das ewige, vollkommene, glückliche Leben. Christus ist die "Hand" Gottes, die sich der Menschheit entgegenstreckt, damit diese aus dem Treibsand von Krankheit und Tod herausfindet und ihre Füsse auf den festen Fels der Liebe Gottes stellen kann (vgl. Ps. 40,2-3).

Angelus, 12. Februar 2006

Eins mit Gott
Jesus ist nicht mehr im Grab. Er ist in einem ganz neuen Leben. Aber wie war das möglich? Welche Kräfte wirkten da? Entscheidend ist, dass dieser Mensch Jesus nicht allein war, kein in sich abgeschlossenes Ich. Er war eins mit dem lebendigen Gott, so sehr eins, dass er nur eine Person mit ihm bildete. Er stand sozusagen nicht nur in einer gefühlsmässigen, sondern in einer sein Sein umspannenden und es durchdringenden Umarmung mit dem, der das Leben selber ist. Sein eigenes Leben war nicht bloss sein Eigen, es war Mitsein und Insein mit Gott, und daher konnte es ihm gar nicht wirklich genommen werden. Er konnte sich aus Liebe töten lassen, aber gerade so zerbrach er die Endgültigkeit des Todes, weil in ihm die Endgültigkeit des Lebens da war. Er war so eins mit dem unzerstörbaren Leben, dass es durch den Tod hindurch neu aufbrach.

Predigt in der Osternacht, 15. April 2006

Durch die Liebe gesiegt
Der Herr hat am Kreuz gesiegt. Er hat nicht mit einem neuen Reich gesiegt, mit einer Kraft, die stärker ist als die anderen Kräfte und fähig, diese zu zerstören; er hat nicht auf menschliche Weise gesiegt, wie wir es uns vorstellen, mit einem Reich, das stärker ist als das andere Reich. Er hat mit einer Liebe gesiegt, die in der Lage ist, bis zum Tod zu gehen. Das ist die neue Weise, auf die Gott siegt: Er setzt der Gewalt keine stärkere Gewalt entgegen. Er setzt der Gewalt genau das Gegenteil entgegen; die Liebe bis zum Ende, sein Kreuz. Das ist die demütige Weise, auf die Gott siegt: Durch seine Liebe – und nur so ist es möglich – setzt er der Gewalt eine Grenze. Diese Weise zu siegen scheint uns sehr langsam zu sein, aber sie ist die wahre Weise, um das Böse zu besiegen, um die Gewalt zu besiegen, und wir müssen uns dieser göttlichen Weise zu siegen anvertrauen. Uns anvertrauen heisst, aktiv in diese göttliche Liebe einzutreten, an dieser Friedensarbeit teilzuhaben, um uns auf einer Linie zu befinden mit dem, was der Herr sagt: "Selig, die Frieden stiften, die Frieden wirken, denn sie sind Kinder Gottes".

Gebetsstunde in der Pfarrkirche von Rhemes-Saint Georges, 23. Juli 2006

Das Herz Jesu
Der Glaube, als Frucht der Erfahrung der Liebe Gottes verstanden, ist eine Gnade, eine Gabe Gottes. Aber der Mensch wird den Glauben nur in dem Masse als eine Gnade erfahren können, in dem er ihn in seinem Inneren als ein Geschenk annimmt, aus dem er zu leben sucht. Die Verehrung der Liebe Gottes, zu der die Enzyklika Haurietis aquas die Gläubigen einlud, soll uns helfen, unablässig daran zu denken, dass Christus freiwillig dieses Leiden "für uns", "für mich" auf sich genommen hat. Wenn wir das Herz Jesu verehren, anerkennen wir nicht nur voll Dankbarkeit Gottes Liebe, sondern öffnen uns immer mehr seiner Liebe, so dass unser Leben zunehmend von ihr geformt wird. Gott, der seine Liebe ausgegossen hat "in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Röm 5,5), lädt uns unermüdlich ein, seine Liebe anzunehmen, die Einladung, sich ganz der heilbringenden Liebe Christi hinzugeben und sich ihr zu weihen (vgl. Haurietis aquas 4), hat daher als erstes Ziel die Beziehung zu Gott. Das ist der Grund, warum diese [Herz-Jesu-] Verehrung, die ganz der Liebe Gottes gilt, der sich für uns opfert, für unseren Glauben und für unser Leben in der Liebe von so unersetzlicher Bedeutung ist.

Brief an den Generaloberen der Gesellschaft Jesu, 15. Mai 2006

Die durchbohrte Seite des Erlösers
Die aus der Verehrung der durchbohrten Seite des Erlösers geschöpfte Erfahrung der Liebe schützt uns vor der Gefahr, uns in uns selbst zu verschliessen, und macht uns verfügbarer für ein Leben für die anderen, "daran habe wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben" (1 Joh 3,16; vgl. Haurietis aquas, 38). Die Antwort auf das Liebesgebot wird nur durch die Erfahrung ermöglicht, dass uns diese Liebe schon zuvor von Gott geschenkt worden ist (vgl. Deus caritas est, 14). Die Verehrung der Liebe, die sichtbar wird im Geheimnis des Kreuzes, das in jeder Eucharistiefeier gegenwärtig ist, bildet also die Grundlage dafür, dass wir Menschen werden können, die zu Liebe und Hingabe fähig sind (vgl. Haurietis aquas, 69),indem sie zu Werkzeugen in den Händen Christi werden: Nur auf diese Weise ist es möglich, glaubwürdige Verkünder seiner Liebe zu sein. Diese Sich-öffnen für den Willen Gottes muss aber beständig erneuert werden: "Liebe ist niemals fertig und vollendet (Deus caritas est, 17). Der Blick auf die "von der Lanze durchbohrte Seite", in welcher der unendliche Heilswille Gottes aufleuchtet, kann also nicht lediglich als eine vorübergehende Frömmigkeitsform betrachtet werden: Die Anbetung der Liebe Gottes, die im Symbol des "durchbohrten Herzens" ihren frömmigkeitsgeschichtlichen Ausdruck gefunden hat, bleibt für eine lebendige Gottesbeziehung unverzichtbar.

Brief an den Generaloberen der Gesellschaft Jesu, 15. Mai 2006

Himmelfahrt
Die Himmelfahrt Christi ist keine Weltraumfahrt zu den fernsten Gestirnen; denn im Grunde genommen bestehen auch die Gestirne, ebenso die Erde, aus physischen Elementen. Die Himmelfahrt Christi bedeutet, dass er nicht mehr der Welt der Vergänglichkeit und des Todes angehört, die unser Leben bedingt. Sie bedeutet, dass er vollkommen Gott gehört. Er – der ewige Sohn – hat unser Menschsein vor das Angesicht Gottes getragen, er hat das Fleisch und Blut in einer verwandelten Gestalt mit sich getragen. Der Mensch findet Raum in Gott; durch Christus wurde das menschliche Sein in das innerste Leben Gottes selbst hineingenommen. Und da Gott den ganzen Kosmos umfasst und trägt, bedeutet die Himmelfahrt des Herrn, dass sich Christus nicht von uns entfernt hat, sondern dass er jetzt, weil er beim Vater ist, jedem von uns für immer nah ist. Jeder von uns darf zu ihm "Du" sagen; jeder kann ihn anrufen. Der Herr befindet sich immer in Hörweite. Wir können uns innerlich von ihm entfernen. Wir können leben, indem wir ihm den Rücken zukehren. Aber er erwartet uns immer und ist uns immer nahe.

Predigt zur feierlichen Inbesitznahme der Kathedrale des Bischofs von Rom in der Lateranbasilika, 7. Mai 2005

Hochzeit
Jesus wirkt kein Mirakel [bei der Hochzeit in Kana], spielt nicht mit seiner Macht in einer eigentlich ganz privaten Angelegenheit. Nein, er wirkt ein Zeichen, mit dem er seine Stunde ankündigt, die Stunde der Hochzeit, die Stunde der Vereinigung zwischen Gott und Mensch. Er "macht" nicht einfach Wein, sondern er verwandelt die menschliche Hochzeit in ein Bild des göttlichen Hochzeitfestes, zu dem der Vater durch den Sohn einlädt und in dem er die Fülle des Guten schenkt, die in der Fülle des Weines dargestellt ist. Die Hochzeit wird zum Bild jenes Augenblickes, indem Jesus die Liebe bis zum Äussersten führt, seinen Leib aufreissen lässt und so sich für immer uns schenkt, Einheit mit uns wird – Hochzeit zwischen Gott und Mensch. Die Stunde des Kreuzes, die Stunde, von der das Sakrament kommt, in dem er wirklich sich uns mit Fleische und Blut gibt, seinen Leib in unsere Hände und unser Herz legt – das ist die Stunde der Hochzeit.

Predigt in Altötting, 11. September 2006

Jesus um Erklärungen bitten
Hier [beim Letzten Abendmahl] sagt Jesus nach der Ankündigung seines bevorstehenden Todes, dass er gehe, um für die Jünger einen Platz vorzubereiten, damit auch sie dort seien, wo er ist; und er erläutert ihnen: "Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr" (Joh 14,4). Da greift Thomas ein und sagt: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?" (Joh 14,5). Tatsächlich stellt er sich mit dieser Bemerkung auf eine relativ niedrige Verständnisebene, aber seine Frage veranlasst Jesus, das berühmte Wort auszusprechen: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Es ist also primär Thomas, an den sich diese Offenbarung richtet; sie gilt aber für uns alle und für alle Zeiten. Jedesmal wenn wir diese Worte hören oder lesen, können wir in Gedanken neben Thomas stehen und uns vorstellen, dass der Herr auch mit uns so spricht, wie er mit ihm gesprochen hat. Gleichzeitig gibt seine Frage auch uns sozusagen das Recht, Jesus um Erklärungen zu bitten. Oft begreifen wir ihn nicht. Haben wir den Mut zu sagen: Ich verstehe dich nicht, Herr, höre mich, hilf mir zu begreifen! Auf diese Weise, mit diesem Freimut, der die wahre Art des Betens, des Sprechens mit Jesus ist, bringen wir die Begrenztheit unserer Verständnisfähigkeit zum Ausdruck, während wir gleichzeitig die vertrauensvolle Haltung desjenigen einnehmen, der das Licht und die Kraft von dem erwartet, der sie zu schenken vermag.

Generalaudienz, 27. September 2006

Mit dem Herzen wahrnehmen
Thaddäus sagt zum Herrn: "Herr, warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt?" Das ist eine Frage von grosser Aktualität, die auch wir an den Herrn richten: Warum hat sich der Auferstandene nicht seinen Widersachern in seiner ganzen Herrlichkeit offenbart, um zu zeigen, dass der Sieger Gott ist? Warum hat er sich nur seinen Jüngern offenbart? Die Antwort Jesu ist geheimnisvoll und tiefgründig. Der Herr sagt: "Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihm lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen" (Joh 14,22-23). Das will besagen, dass der Auferstandene gesehen und auch mit dem Herzen wahrgenommen werden muss. Damit Gott in uns wohnen kann. Der Herr erscheint nicht wie eine Sache. Er will in unser Leben eintreten, und darum ist seine Offenbarung eine Offenbarung, die ein offenes Herz einschliesst und voraussetzt. Nur so sehen wir den Auferstandenen.

Generalaudienz, 11. Oktober 2006

Der reiche Jüngling
Jesus kann also wirklich ein glückliches Dasein und das ewige Leben garantieren, allerdings auf eine andere Weise, als der reiche Jüngling es sich vorstellte: nämlich nicht durch ein gutes Werk, eine Gesetzeserfüllung, sondern in der Entscheidung für das Reich Gottes als "kostbare Perle", für die es sich lohnt, alles zu verkaufen, was man besitzt (vgl. Mt 13,45-46). Dem reichen Jüngling gelingt es nicht, diesen Schritt zu tun. Obwohl ihn der liebevolle Blick Jesu getroffen hatte( vgl. Mk 10,21), gelang es ihm nicht, sich in seinem Herzen von den vielen Gütern, die er besass, zu trennen. Das ist nun die Lehre für die Jünger: "Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!" (Mk 10,23). Die irdischen Reichtümer nehmen Geist und Herz in Beschlag und versetzen sie in Unruhe. Jesus sagt nicht, dass sie schlecht seien, aber dass sie von Gott wegführen, wenn sie nicht sozusagen "investiert" werden für das Himmelreich, das heisst also verwandt werden, um dem zu Hilfe zu kommen, der in Armut lebt.

Predigt bei der Eucharistiefeier zur Heiligsprechung, 15. Oktober 2006

Taube hören und Stumme sprechen
"Er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen" (vgl. Mk 7,31-37). Auch wir könnten diese Worte wiederholen, die die Bewunderung der Menschen angesichts der von Jesus vollbrachten Heilung eines Taubstummen zum Ausdruck bringen, wenn wir die wunderbare Blüte des Einsatzes für die Wiederherstellung der Einheit der Christen sehen. Erinnert man sich an den Weg der letzten 40 Jahre, überrascht es, wie der Herr uns aus der Trägheit der Selbstgenügsamkeit und Gleichgültigkeit geweckt hat; wie er uns immer fähiger macht, "aufeinander zu hören" und uns nicht bloss "wahrzunehmen"; wie er unsere Zunge gelöst hat, so dass das Gebet, das wir zu ihm erheben, mehr Überzeugungskraft für die Welt hat. Ja, es ist wahr, der Herr hat uns viele Gnaden gewährt, und das Licht seines Geistes hat viele Zeugen erleuchtet. Sie haben gezeigt, dass durch das Gebet alles erreicht werden kann, wenn wir es verstehen, vertrauensvoll und demütig dem göttlichen Gebot der Liebe zu gehorchen und den inständigen Wunsch Christi nach der Einheit aller seiner Jünger zu erfüllen.

Generalaudienz, 24. Januar 2007

Die Verklärung
Ein Detail der Erzählung des hl. Lukas verdient es, hervorgehoben zu werden: nämlich der Hinweis auf den Inhalt des Gesprächs Jesu mit Mose und Elija, die neben dem Verklärten erschienen waren. Sie "sprachen" – berichtet uns der Evangelist – "von seinem Ende (auf Griechisch éxodos), das sich in Jerusalem erfüllen sollte" (9, 31). - Jesus hört also das Gesetz und die Propheten, die zu ihm von seinem Tod und seiner Auferstehung sprechen. In seinem innigen Dialog mit dem Vater verlässt er die Geschichte nicht; er entzieht sich nicht der Sendung, für die er in die Welt gekommen ist, auch wenn er weiss, dass er das Kreuz auf sich nehmen muss, um zur Herrlichkeit zu gelangen. Ganz im Gegenteil: Christus dringt tiefer in diese Sendung ein, er hält mit seinem ganzen Selbst am Willen des Vaters fest und zeigt uns, dass das wahre Gebet gerade darin besteht, unseren Willen mit dem Willen Gottes zu vereinen.

Angelus, 4. März 2007

Nicht Rückkehr sondern Übergang zu neuem Leben
Jesus Christus zeigt sich den Seinen als der, der lebt. Aber er ist nicht einfach in das vorige Leben zurückgekehrt wie Lazarus, in ein Leben, das dann wieder irgendwann mit dem Tod endet. Sondern er ist in ein neues, definitives Leben hinübergegangen. Sein Leben, sein neues, ist nicht Rückkehr, sondern Übergang, Weg ins Neue. Und das bedeutet, dass auch wir nicht erkennen, indem wir rückwärts gehen, sondern indem wir mit ihm vorwärts gehen, die neue Beziehung zu ihm suchen, die aus dem Glauben an die Auferstehung kommt. Bei Thomas ist das so dargestellt: Während Maria Magdalena ihn festzuhalten, ins vorige Leben zurückzunehmen versucht und ihr gesagt wird: Du kannst mich nicht festhalten, weil ich nur im Aufstieg zum Vater überhaupt zu berühren bin, reicht er Thomas die Wundmale dar, damit er sieht, dass er als Auferstandener die Wundmale mit sich genommen hat und immerfort unsere Leiden versteht und als Auferstandener sie zu Gott hin trägt. So hat Thomas über das menschliche Wiedererkennen hinaus ihn als den erkannt, der er eigentlich ist: "Mein Herr und mein Gott" (Joh 20,28). Wir bitten darum, dass wir im Glauben und in der Liturgie ihn so berühren und dann ihn auch so erkennen – "mein Herr und mein Gott."

Generalaudienz, 11. April 2007

Glauben an die Auferstehung erneuern
"Mein Herr und mein Gott!" Gemeinsam wollen auch wir das Glaubensbekenntnis des Thomas erneuern. Als österlichen Glückwunsch habe ich in diesem Jahr gerade seine Worte gewählt, denn die heutige Menschheit erwartet von den Christen ein neuerliches Zeugnis der Auferstehung Christi; sie hat es nötig, ihm zu begegnen und ihn kennenzulernen als wahren Gott und wahren Menschen. Wenn wir bei diesem Apostel die Zweifel und Unsicherheiten so vieler heutiger Christen, die Ängste und Enttäuschungen unzähliger unserer Zeitgenossen feststellen können, dann können wir mit ihm auch den Glauben an den für uns gestorbenen und auferstandenen Christus mit erneuter Überzeugung wiederentdecken. Dieser Glaube, der im Laufe der Jahrhunderte von den Nachfolgern der Apostel weitergegeben wurde, besteht weiter, denn der auferstandene Herr stirbt nicht mehr. Er lebt in der Kirche und führt sie sicher bis zur Vollendung seines ewigen Heilsplanes.

Botschaft zum Segen "Urbi et Orbi", 8. April 2007

Logik der Liebe
Es gibt in diesem Abschnitt des Evangeliums [Gastmal in Betanien] eine Geste, die unsere Aufmerksamkeit weckt und die auch jetzt unsere Herzen in besonderer Weise berührt: Maria von Betanien nahm mit einem Mal "ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füsse und trocknete sie mit ihrem Haar" (Joh 12,3). Dies ist eine jener Einzelheiten aus dem Leben Jesu, die Johannes in seinem Herzen bewahrt hat und die eine unglaubliche Ausdruckskraft beinhalten. Sie spricht von der Liebe zu Christus, einer wunderbaren, überströmenden Liebe, wie diese über seine Füsse ausgegossene "kostbare" Salbe. Eine Tat, die Judas Iskariot natürlich empörte: die Logik der Liebe kollidiert mit der Logik des Profits.

Predigt zum 2. Todestag des Dieners Gottes Johannes Paul II., 2. April 2007

Seelen retten
Sein Ziel ist es, eine Seele zu retten und offenbar zu machen, dass sich das Heil nur in der Liebe Gottes findet. Dazu ist er auf die Erde gekommen, dafür wird er am Kreuz sterben, und der Vater wird ihn am drittem Tag auferwecken. Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit wenig spricht, existiert und ewig ist für alle, die ihr Herz vor seiner Liebe verschliessen.

Predigt in der Pfarrei "Santa Felicita e figli martiri" in Rom, 25. März 2007

Jesu Sterben ist ein Akt der Liebe
In seinen Abschiedsreden hat Jesus den Jüngern seinen bevorstehenden Tod und seine Auferstehung mit einem geheimnisvollen Satz angekündigt. Er sagt: "Ich gehe und ich komme zu euch" (Joh 14,28). Sterben ist ein Weggehen, auch wenn der Körper des Toten noch bleibt, er selbst ist weggegangen ins Unbekannte, und wir können ihm nicht folgen (vgl. Joh 13,36). Aber bei Jesus gibt es etwas einzigartig Neues, das die Welt verändert. Das Weggehen in unserm Tod ist definitiv. Es gibt keine Rückkehr. Jesus aber sagt über seinen Tod: "Ich gehe und ich komme zu euch." Gerade indem er geht, kommt er. Sein Gehen eröffnet eine ganz neue und grössere Weise seiner Anwesenheit. Er geht mit seinem Sterben hinein in die Liebe des Vaters. Sein Sterben ist ein Akt der Liebe. Die Liebe aber ist unsterblich. Deshalb verwandelt sich sein Weggehen in ein neues Kommen, in eine tiefer reichende und nicht mehr endende Form von Gegenwart.

Predigt in der Osternacht, 22. März 2008

Jesus ist durch den Akt der Liebe umgewandelt
In seinem irdischen Leben war Jesus wie wir alle an die äusseren Bedingungen unseres körperlichen Daseins gebunden: an diesen Ort, an diese Zeit. Die Leibhaftigkeit beschränkt unser Dasein. Wir können nicht gleichzeitig an einem und an einem anderen Ort sein. Unsere Zeit ist endlich. Und zwischen Ich und Du steht die Wand der Andersheit. Gewiss, in der Liebe können wir irgendwie in die Existenz des anderen eintreten. Dennoch bleibt die unüberschreitbare Schranke des Andersseins. Jesus aber, der nun ganz durch den Akt der Liebe umgewandelt ist, ist frei von diesen Schranken und Grenzen. Er kann nicht nur äusserlich Türen durchschreiten, die verschlossen sind, wie uns die Evangelien erzählen (vgl. Joh 20,19). Er kann die innere Tür von Ich und Du durchschreiten, die verschlossene Tür zwischen gestern und heute, zwischen damals und morgen.

Predigt in der Osternacht, 22. März 2008

Lieben wie er uns geliebt hat
Die Kirche hat die Sendung empfangen, allen dieses liebende Antlitz Gottes zu zeigen, das in Christus offenbar wurde. Sind wir in der Lage zu verstehen, dass im Gekreuzigten von Golgota unsere Würde als Kinder Gottes liegt, die von der Sünde verdunkelt war und die uns wieder geschenkt wurde? Richten wir unsere Blicke auf Christus. Er ist es, der uns frei machen wird, damit wir lieben können, wie er uns liebt, und damit wir eine versöhnte Welt aufbauen. Denn auf diesem Kreuz hat Jesus die Last aller Leiden und der Ungerechtigkeiten unserer Menschheit auf sich genommen. Er hat die Demütigungen und Diskriminierungen getragen, die Qualen, die so viele unserer Brüder und Schwestern in zahlreichen Regionen der Welt aus Liebe zu Christus erleiden. Wir vertrauen sie Maria an, der Mutter Jesu und unserer Mutter, die unterm Kreuz stand.

Predigt bei der Eucharistiefeier in Lourdes, 14. September 2008
14 weitere Kommentare von Caeleste Desiderium
Caeleste Desiderium
Christus ist...
Die "Ikone" des Vaters

Von Ewigkeit her ist Christus das "Ebenbild des unsichtbaren Gottes", die "Ikone" des Vaters. Er ist der "Erstgeborene der ganzen Schöpfung" , ihr Ursprung und Ziel. An Ihm sollen wir unser Dasein ausrichten, da wir berufen sind, "Abbild und Abglanz Gottes" zu sein.
Generalaudienz, 7. September 2005
Der wahre Hirt
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, dem der …Mehr
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Die "Ikone" des Vaters

Von Ewigkeit her ist Christus das "Ebenbild des unsichtbaren Gottes", die "Ikone" des Vaters. Er ist der "Erstgeborene der ganzen Schöpfung" , ihr Ursprung und Ziel. An Ihm sollen wir unser Dasein ausrichten, da wir berufen sind, "Abbild und Abglanz Gottes" zu sein.

Generalaudienz, 7. September 2005

Der wahre Hirt
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, dem der Hirte in der Wüste nachgeht, war für die Kirchenväter ein Bild für das Geheimnis Christi und der Kirche. Die Menschheit, wir alle, sind das verlorene Schaf, das in der Wüste keinen Weg mehr findet. Den Sohn Gottes leidet es nicht im Himmel; er kann den Menschen nicht in solcher Not stehen lassen. Er steht selber auf, verlässt des Himmels Herrlichkeit, um das Schaf zu finden und geht ihm nach bis zum Kreuz. Er lädt es auf seine Schulter, er trägt unser Menschsein, er trägt uns – er ist der wahre Hirt, der für das Schaf sein eigenes Leben gibt.

Heilige Messe zur Amtseinführung, 24. April 2005

Jesus ist die Wahrheit
Jesus hat sich nämlich als die Wahrheit in Person bezeichnet und in seinen Worten, die er in einer Vision an den Seher der Apokalypse richtete, tiefe Abneigung erklärt gegen jeden, »der die Lüge liebt und tut« (Offb 22,15). Er ist es, der die volle Wahrheit des Menschen und der Geschichte enthüllt. Mit der Kraft seiner Gnade ist es möglich, in der Wahrheit zu stehen und aus der Wahrheit zu leben, denn nur er ist völlig wahrhaftig und treu. Jesus ist die Wahrheit, die uns den Frieden gibt.

Botschaft vom 8. Dezember 2005 zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Januar 2006

Einziger Mittler
"Denn", so sagt Jesus, "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen". Die Gegenwart Christi verleiht dem gemeinsamen Gebet derer, die sich in seinem Namen versammelt haben, die Wirkungskraft. Wenn die Christen sich zum Gebet versammeln, dann ist Jesus mitten unter ihnen. Sie sind eins mit ihm, dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen.

Predigt beim Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen, Basilika St. Paul vor den Mauern, 25. Januar 2006

Das "Zeichen"
Das einzige "Zeichen" ist der am Kreuz erhöhte Jesus: Jesus, der gestorben und auferstanden ist, ist das Zeichen, das vollkommen genügt. In Ihm können wir die Wahrheit des Lebens erfassen und das Heil erlangen. Das ist die zentrale Botschaft der Kirche, die durch die Jahrhunderte hindurch unverändert bleibt. Der christliche Glaube ist daher keine Ideologie, sondern persönliche Begegnung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus. Aus dieser persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrung erwächst dann eine neue Weise des Denkens und Handelns: Es beginnt, wie die Heiligen bezeugen, ein Leben, das von der Liebe geprägt ist.

Predigt in der römischen Pfarrei "Dio Padre Misericordioso", 26. März 2006

Der gute Hirt
Die alte Kirche hat in der Plastik ihrer Zeit die Gestalt des Hirten vorgefunden, der ein Schaf auf seiner Schulter trägt. Vielleicht gehören diese Bilder dem Traum nach der Idylle des ländlichen Lebens zu, der damals die Gesellschaft ergriffen hatte. Aber für die Christen wurde diese Figur ganz von selbst zum Bild für den, der aufgebrochen ist, das verlorene Schaf - die Menschheit - zu suchen; das Bild für ihn, der uns Menschen nachgeht in unsere Wüsten und Wirrnisse hinein; das Bild für den, der dieses verlorene Schaf - die Menschheit - auf seine Schultern genommen hat und heim trägt. Es wurde zum Bild für den wahren Hirten Jesus Christus. Ihm vertrauen wir uns an.

Predigt bei der Priesterweihe am 7. Mai 2006

Christus, der lebendige Stein
Auf Fels bauen bedeutet auch, auf jemanden zu bauen, der abgelehnt wurde. Der hl. Petrus spricht zu den Gläubigen von Christus als dem "lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist" (1 Petr 2,4). Die unbestreitbare Tatsache der Erwählung Jesu durch Gott verdeckt nicht das Geheimnis des Bösen, aufgrund dessen der Mensch fähig ist, denjenigen zurückzuweisen, der ihm bis in den Tod geliebt hat. Diese Ablehnung Jesu durch die Menschen, von der der hl. Petrus spricht, zieht sich durch die gesamte Geschichte der Menschheit bis hin in unsere Zeit. Es bedarf keines besonders scharfsichtigen Verstandes, um die vielfältigen Zeichen der Ablehnung Jesu auch dort zu erkennen, wo Gott uns gewährt hat aufzuwachsen. Oft wird Jesus ignoriert, verspottet, als König der Vergangenheit, nicht der Gegenwart und schon gar nicht der Zukunft verkündet und wird in die Ecke der Fragen und Personen gedrängt, von denen nicht laut gesprochen werden sollte. Lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr beim Aufbau des Hauses eures Lebens jenen Menschen begegnet, die das Fundament verachten, auf dem ihr baut! Ein starker Glaube muss durch Prüfungen hindurchgehen. Ein lebendiger Glaube muss stets wachsen. Unser Glaube an Jesus Christus muss, um ein solcher zu bleiben, sich häufig mit dem mangelnden Glauben der anderen auseinandersetzen.

Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Krakau, 27. Mai 2006

Quell der Liebe
"Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott. Und Gott bleibt in ihm" (1 Joh 4,16b). [...] Die vielen Ermahnungen des Evangelisten Johannes, in der Liebe und in der Wahrheit Christi zu bleiben, lassen das schöne Bild einer sicheren und geschützten Wohnstatt vor unserem geistigen Auge entstehen. Gott liebt uns zuerst (vgl. 1 Joh 4,10), und wir finden, angezogen von diesem Geschenk, einen Ort der Ruhe. Hier können wir "immer wieder aus der ersten, der ursprünglichen Quelle trinken – bei Jesus Christus, aus dessen geöffnetem Herzen die Liebe Gottes selber entströmt" (Deus caritas est. 7). Der hl. Johannes sah sich auch gedrängt, seine Gemeinden inständig zu bitten, in dieser Liebe zu bleiben. Einige waren schon geschwächt worden durch Streitigkeiten und Abwege, die letztendlich zu Spaltungen führen.

"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus Ontario (Kanada), 8. September 2006

Die alleinige Antwort
Wir sind heute die Erben dieser siegreichen Zeugen [Apostel]! Aber eben dieser Feststellung entspringt die Frage: Was ist aus unserem Glauben geworden? In welchem Mass sind wir heute in der Lage, ihn weiterzugeben? Die Gewissheit, dass Christus auferstanden ist, sichert uns zu, dass keine feindliche Kraft die Kirche je zerstören kann. Auch beseelt uns das Bewusstsein, dass allein Christus die tiefen Erwartungen des menschlichem Herzens vollkommen erfüllen und eine Antwort geben kann auf die uns am meisten beunruhigenden Fragen über den Schmerz, die Ungerechtigkeit und das Böse, den Tod und das Jenseits. Unser Glaube ist daher begründet, aber dieser Glaube muss in jedem von uns lebendig werden.

Predigt bei der Eucharistiefeier im Stadion von Verona, 19. Oktober 2006

Die Liebe Gottes
Die Suche nach Reform kann leicht in einen äusserlichen Aktivismus abgleiten, wenn die Handelnden nicht ein echtes geistliches Leben führen und die Beweggründe für ihr tun nicht beständig im Licht des Glaubens prüfen. Dies gilt für alle Glieder der Kirche: für Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute und alle Gläubigen. [...] Es geht darum – und dies ist sicher auch eine tägliche Aufgabe für jeden Christen -, vom eigenen Ich abzusehen und sich selbst dem liebenden und fragenden Blick Jesu auszusetzen. In der Mitte unseres Dienstes steht immer die Begegnung mit dem lebendigen Christus, die unserem Leben die entscheidende Richtung gibt. In Ihm blickt uns die Liebe Gottes an. [...] Gott schenkt uns seine verzeihende, heilende und heiligende Liebe. Immer wieder kommt Er neu auf uns zu "durch Menschen, in denen er durchscheint: durch sein Wort, in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie. In der Liturgie der Kirche, in ihrem Beten, in der lebendigen Gemeinschaft der Gläubigen erfahren wir die Liebe Gottes, nehmen wir ihn wahr und lernen so auch, seine Gemeinschaft in unserem Alltag zu erkennen" (Enzyklika "Deus caritas est", 17).

"Ad-limina"-Besuch der Deutschen Bischöfe, 18. November 2006

Ein König
Christus hat gesagt, dass er ein König ist, aber kein König von dieser Welt. Denn seine Logik folgt nicht den Kriterien menschlicher Leistung und Macht, seine Herrschaft drängt sich nicht mit Gewalt auf. Im Gegenteil, er besiegt das Böse durch das Gute, den Hass und die Gewalt durch die Vergebung und die Liebe. Der Thron dieses Königs, den wir heute anbeten, ist das Kreuz, und sein Triumph ist der Sieg der Liebe, einer allmächtigen Liebe, die vom Kreuz her ihre Gaben über die Menschheit aller Zeiten und aller Orte ausgiesst. Voll Freude erhebe sich deshalb unser Hymnus des Lobes und des Dankes zu ihm, den wir[...] als König ehren, als den Allgegenwärtigen in seiner Kirche, als Sieger über den Tod, als gerechten und barmherzigen Richter, als Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde, aber zum Eckstein geworden ist. Möge jedes Geschöpf, frei von der Knechtschaft der Sünde, ihm dienen und ihn loben ohne Ende.

Schreiben an den Erzpriester der Basilika Sankt Paul vor den Mauern, 25. November 2006

Abgelehnt
"Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst" (Joh 1,5). Es ist das Drama der Ablehnung Christi, das, wie in der Vergangenheit, leider auch heute in vielen verschiedenen Formen auftritt und sich äussert. Vielleicht sind die Formen der Ablehnung Gottes in der heutigen Zeit sogar noch heimtückischer und gefährlicher: sie reichen von der völligen Verwerfung bis zur Gleichgültigkeit, vom wissenschaftliche Atheismus bis zur Vorstellung eines sogenannten modernisierten oder postmodernen Jesus. Jesus als ein Mensch, der im verschiedener Weise auf einen gewöhnlichen Menschen seiner Zeit verkürzt und damit seiner Göttlichkeit beraubt wird; oder ein Jesus, der in einem Masse idealisiert wird, dass er manchmal wie eine Märchenfigur erscheint.

Generalaudienz, 3. Januar 2007

Der bewegendste Ausdruck der Liebe
Der Apostel Thomas hat in Jesus den "Herrn und Gott" erkannt, als er die Hand in die Seitenwunde legte. Es überrascht nicht, dass viele Heilige im Herzen Jesu den bewegendsten Ausdruck des Geheimnisses dieser Liebe sehen. Man könnte geradezu sagen, dass die Offenbarung des Eros Gottes gegenüber dem Menschen in Wirklichkeit der höchste Ausdruck seiner Agape ist. Fürwahr nur die Liebe, in der sich die kostenlose Selbsthingabe und der leidenschaftliche Wunsch nach Gegenseitigkeit vereinen, gewährt eine Trunkenheit, welche die schwersten Opfer leicht macht. Jesus hat gesagt: "Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen" (Joh 12,32).

Botschaft für die Fastenzeit 2007, 21. November 2006

Der Meister
Zeit der Kirche, Zeit des Geistes: Er ist der Meister, der die Jünger formt: Er entzündet in ihnen die Liebe zu Jesus; er erzieht sie zum Hören auf sein Wort, zur Betrachtung seines Antlitzes; er passt sie seiner als "selig" bezeichneten Menschheit an; arm im Geist, betrübt, sanftmütig, hungernd nach Gerechtigkeit, barmherzig, mit reinem Herzen, Friedensstifter, verfolgt um der Gerechtigkeit willen (vgl. Mt 5,3-10). So wird Jesus dank des Wirkens des heiligen Geistes der "Weg", auf dem der Jünger weitergeht. "Wenn jemand mich liebt, wird er am meinem Wort festhalten", sagt Jesus am Beginn des heutigen Abschnitts aus dem Evangelium. "Das Wort, das ihr hört, stammt nicht vom mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat" (Joh 14,23-24). Wie Jesus die Worte des Vaters weitergibt, so erinnert der heilige Geist die Kirche an die Worte Christi (Vgl. Joh 14,26). Und wie die Liebe zum Vater Jesus dazu brachte, sich von seinem Willen zu nähren, so zeigt sich unsere Liebe zu Jesus im Gehorsam gegenüber seinen Worten. Die Treue Jesu zum Willen des Vaters kann sich den Jüngern dank des Heiligen Geistes mitteilen, der die Liebe Gottes in ihre Herzen ausgiesst (vgl. Röm 5,5).

Predigt bei der Eucharistiefeier zur Eröffnung der V. Generalversammlung der Bischöfe von Lateinamerika, 13. Mai 2007

Immer mit uns
Vor allem, möge eines niemals aus dem Bewusstsein schwinden: Als der Herr die Jünger, bevor er sie verliess, um in den Himmel aufzusteigen, aussandte, sein Evangelium bis in den letzten Winkel der Welt zu verkünden, versicherte er ihnen: "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20). Liebe Brüder und Schwestern, diese Gewissheit darf uns nie verlassen. Der Herr der Ernte wird es nicht an Arbeitern für seine Ernte fehlen lassen, wenn wir ihn im Gebet und im fügsamen Hören auf sein Wort und seine Lehre vertrauensvoll und eindringlich darum bitten.

Ansprache an die Teilnehmer an der Tagung des Obersten Rates der päpstlichen Missionswerke, 5. Mai 2007

Glaube ist Begegnung mit einer Person
Wer dem auferstandenen Jesus begegnet und sich ihm fügsam anvertraut, hat nichts zu befürchten. Das ist die Botschaft, die die Christen gemäss ihrer Berufung bis an die Grenzen der Erde verbreiten sollen. Der christlichen Glaube hat, wie wir wissen, seinen Ursprung nicht in der Annahme einer Lehre, sondern in der Begegnung mit einer Person, mit dem gestorbenen und auferstandenen Christus. In unserem Alltagsleben, liebe Freunde, gibt es viele Gelegenheiten, um den anderen unseren Glauben auf einfachen und überzeugte Weise mitzuteilen, so dass aus unserer Begegnung ihr Glaube entstehen kann. Es ist heute besonders notwendig, dass die Männer und Frauen unserer Zeit Jesus kennenlernen, Ihm begegnen und sich – auch durch unser Beispiel – von Ihm gewinnen lassen.

Angelus am Ostermontag, 9. April 2007

Der Schlüssel der das Tor des Todes öffnet
Im Credo bekennen wir über Christi Weg: Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes. Was ist da geschehen? Weil wir die Welt des Todes nicht kennen, können wir uns diesen Vorgang der Überwindung des Todes nur in Bildern vorstellen, die unangemessen bleiben. Dennoch, in allem Ungenügen helfen sie uns, etwas von Geheimnis zu verstehen. Die Liturgie wendet auf den Abstieg Jesu in die Nacht des Todes das Wort des Psalms 23 (24) an : "Ihr Tore, hebt auch nach oben; tut euch auf, ihr uralten Pforten!" die Tür des Todes ist verschlossen, niemand kann je zurückkommen. Es gibt keinen Schlüssel zu dieser ehernen Tür. Christus aber hat den Schlüssel, der dieses Tor öffnet. Die Liebe dessen, der als Gott Mensch wurde, um sterben zu können, sie hat die Kraft, die Tür zu öffnen. Diese Liebe ist stärker als der Tod.

Predigt in der Feier der Osternacht, 7. April 2007

Ein verwundeter Gott
"Mein Herr und mein Gott (Joh 20,28). Der Herr hat seine Wundmale in die Ewigkeit mit genommen. Er ist ein verwundeter Gott; von der Liebe zu uns hat er sich verwunden lassen. Die Wundmale sind uns Zeichen, dass er uns versteht und dass er sich von der Liebe zu uns verwunden lässt. Diese seine Wundmale – wie können wir sie in der Geschichte unserer Zeit anrühren, da er sich immer wieder für uns verwunden lässt. Wie sind sie uns Gewissheit und Trost seines Erbarmens! Und wie sehr sind sie auch für uns Gewissheit dessen, wer er ist: "Mein Herr und mein Gott." Und wie sehr sind sie uns Verpflichtung, uns für ihn verwunden zu lassen.

Predigt am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, 15. April 2007

Demut der Menschwerdung Gottes
Das Wort – der Logos – ist Fleisch geworden. Und so rührt es uns an, rühren wir es an. Der Demut der Menschwerdung Gottes muss – das ist der grosse Schritt – die Demut unseres Glaubens antworten, der den geistigen Hochmut des Besserwissens ablegt und sich in die Gemeinschaft des Leibes Christi hineinbeugt; mit der Kirche lebt und so erst wirklich in konkrete, ja, leibliche Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott kommt. Ich brauche nicht zu sagen, wie sehr dies alles uns angeht: Suchende bleiben, sich nicht zufrieden geben mit dem, was alle sagen und tun. Den Blick auf den ewigen Gott und auf Jesus Christus nicht verlieren. Die Demut des Glaubens in der leibhaftigen Kirche Jesu Christ des fleischgewordenen Logos, erlernen.

Predigt beim Gottesdienst in Pavia, 22. April 2007

Der Hirte
Christus ist der wahre gute Hirt, der sein Leben für seine Schafe – für uns – hingegeben hat, ihn dem er sich am Kreuz geopfert hat. Er kennt seine Schafe, und seine Schafe kennen ihn, wie ihn der Vater kennt, und er den Vater kennt (vgl. Joh 10,14-15). Es handelt sich nicht um ein rein verstandesmässiges Kennen, sondern um eine tiefe persönliche Beziehung; ein Kennen vom Herzen her, das demjenigen zu eigen ist, der liebt und der geliebt wird, der treu ist und der weiss, dass er seinerseits dem andern vertrauen kann, ein Kennen aus Liebe, kraft dessen der Hirt die Seinen einlädt, ihm zu folgen, und das in Fülle offenbar wird im Geschenk des ewigen Lebens, das er ihnen macht (vgl. Joh 10,27-28).

Predigt bei Priesterweihe am "Sonntag des Guten Hirten", 29. April 2007

Jesus Christus: unser Ziel und unsere Erfüllung
Unser Licht, unsere Wahrheit, unser Ziel, unsere Erfüllung, unser Leben - all das ist nicht eine religiöse Lehre, sondern eine Person: Jesus Christus. Noch viel mehr als wir Menschen Gott je suchen und ersehnen können, sind wir schon zuvor von ihm gesucht und ersehnt, ja gefunden und erlöst! Der Blick der Menschen aller Zeiten und Völker, aller Philosophien, Religionen und Kulturen trifft zuletzt auf die weit geöffneten Augen des gekreuzigten und auferstandenen Sohnes Gottes; sein geöffnetes Herz ist die Fülle der Liebe. Die Augen Christi sind der Blick des liebenden Gottes. Das Kreuzesbild über dem Altar, zeigt, dass dieser Blick einem jeden Menschen gilt. Denn der Herr schaut jedem von uns ins Herz.

Ansprache beim Besuch im Stift Heilig Kreuz, 9. September 2007

Er ist der Weg
Er [Jesus] zeigt uns den Weg, und dieser Weg ist die Wahrheit. Er selbst ist beides und daher auch das Leben, nach dem wir alle Ausschau halten. Er zeigt auch den Weg über den Tod hinaus: erst wer das kann, ist ein wirklicher Meister des Lebens.

Spe salvi 6, 30. November 2007

Christus ist der grosse Erleuchter
"Erleuchtung" ist nämlich ein Begriff, der in der christlichen Sprache benutzt wird, um den Übergang vom Dunkel hin zum Licht Christi anzuzeigen. Und gerade Christus ist wahrlich der grosse Erleuchter, der sein Licht über das ganze Dasein dessen ausstrahlt, der ihn aufnimmt und ihm treu nachfolgt.

Ansprache bei der Zeremonie anlässlich der Benennung des Nord-Hofes der Petersbasilika, 22. Februar 2008

Christus ist der neue Tempel
Nicht Jesus ist es, der den Tempel zerstört; er wird der Zerstörung durch die Haltung derer anheimgegeben, die ihn von einem Ort der Begegnung aller Völker mit Gott in eine "Räuberhöhle" verwandelt haben, in einen Ort der Geschäfte. Aber wie immer seit dem Fall Adams wird das Scheitern der Menschen Anlass zu einem noch grösseren Einsatz der Liebe Gottes uns gegenüber. Die Stunde des Tempels aus Stein, die Stunde der Tieropfer war überwunden; die Tatsache, dass nun der Herr die Händler vertreibt, verhindert nicht nur einen Missbrauch, sondern verweist auf das neue Handeln Gottes. Es entsteht der neue Tempel: Jesus Christus selbst, in dem die Liebe Gottes sich über die Menschen beugt. Er ist in seinem Leben der neue und lebendige Tempel. Er, der durch das Kreuz hindurchgegangen und auferstanden ist, ist der lebendige Raum des Geistes und des Lebens, in dem die rechte Anbetung Wirklichkeit wird. So ist die Reinigung des Tempels als Höhepunkt des feierlichen Einzugs Jesu in Jerusalem zugleich das Zeichen für den bevorstehenden Zerfall des Gebäudes und die Verheissung des neuen Tempels ; Verheissung des Reiches der Versöhnung und der Liebe, das in der Gemeinschaft mit Christus über alle Grenzen hinaus errichtet wird.

Predigt am Palmsonntag, 16. März 2008

Der Herr ist bei uns
"Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20). Der Her ist bei uns, bei seiner Kirche bis ans Ende der Zeiten. Die Glieder der Urkirche haben, nachdem sie vom Heiligen Geist erleuchtet worden waren, begonnen, offen und ohne Furcht die österliche Botschaft zu verkündigen. Und diese Botschaft, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ist bis zu uns gelangt und erschallt jedes Jahr zu Ostern mit immer neuer Macht.

Generalaudienz, 26. März 2008

Christus ist es, der alle heilt
In seinen verherrlichten Wundmalen erkennen wir die unauslöschlichen Zeichen der unendlichen Barmherzigkeit Gottes, von der der Prophet spricht: Er ist es, der alle heilt, deren Herzen zerbrochen sind, der die Schwachen verteidigt und den Gefangenen die Freiheit verkündet, der alle Trauernden tröstet und ihnen Freudenöl statt Trauergewand, Jubel statt der Verzweiflung bringt (vgl. Jes 61,1.2.3.). Wenn wir uns Ihm mit demütigem Vertauen nähern, begegnen wir in seinem Blick der Antwort auf das Verlangen tief in unserem Herzen: Gott zu erkennen und mit Ihm eine lebendige Beziehung in einer echten Gemeinschaft der Liebe zu schliessen, die unser Dasein wie auch unser zwischenmenschlichen und sozialen Beziehungen mit seiner Liebe selbst erfüllt. Darum braucht die Menschheit Christus: in Ihm, unserer Hoffnung, "sind wir gerettet" (vgl. Röm 8,24).

Botschaft vor dem Segen "Urbi et Orbi", 23. März 2008

Durch die verherrlichten Wundmale des Herrn werden wir geheilt
Wie oft [...] sind die Beziehungen zwischen Mensch und Mensch, zwischen Gruppe und Gruppe, zwischen Volk und Volk nicht von Liebe, sondern von Egoismus gekennzeichnet, von Ungerechtigkeit, von Hass, von Gewalt! Es sind die Wunden der Menschheit, offen und schmerzend in jedem Winkel des Planeten, wenn auch oft unbeachtet oder zuweilen absichtlich verborgen; Wunden die die Seelen und die Leiber unzähliger unserer Brüder und Schwestern zerreissen. Sie warten darauf, durch die verherrlichten Wundmale des auferstandenen Herrn verbunden und geheilt zu werden (vgl.1Petr 2,24-25) und durch die Solidarität derer , die auf seinen Spuren und in seinem Namen Werke der Liebe vollbringen, sich tatkräftig für die Gerechtigkeit einsetzen und um sich herum leuchtende Zeichen der Hoffnung verbreiten an den von blutigen Konflikten heimgesuchten Orten und überall dort, wo die Würde der menschlichen Person weiterhin missachtet und verletzt wird. Mein Wunsch ist, das genau dort sich die Zeugnisse von Milde und Vergebung vervielfachen!

Botschaft vor dem Segen "Urbi et Orbi", 23. März 2008

Christus ist die Mitte des Lebens
Jeder Mensch braucht eine "Mitte" für sein Leben, eine Quelle der Wahrheit und der Güte, aus der er in der Abfolge der Verschiedenen Situationen und in der Mühe des Alltags schöpfen kann. Beim stillen Innehalten hat es ein jeder von uns nötig, nicht nur den eigenen Herzschlag, sonder das Pochen einer verlässlichen Gegenwart in grösserer Tiefe zu verspüren, die mit den Sinnen des Glaubens wahrnehmbar und dennoch weit aus wirklicher ist: die Gegenwart Christi, des Herzens der Welt. Ich lade daher einen jeden ein, im Monat Juni seine Verehrung des Herzens Jesu zu erneuern und so auch das traditionelle Gebet der Aufopferung des Tages zu intensivieren und dabei die von mir für die ganze Kirche gegebenen Gebetsanliegen zu beachten.

Angelus, 1. Juni 2008

Jesus Christus verleiht allen Werten Licht
Eine Toleranz, die nicht zwischen Gott und Böse zu unterscheiden wüsste, würde chaotisch und selbstzerstörerisch werden. Genauso würde eine Freiheit, die nicht die Freiheit der anderen achtet und nicht das gemeinsame Mass unserer jeweiligen Freiheiten fände, zu Anarchie werden und die Autorität zerstören. Der Dialog, der nicht mehr weiss, worüber man mit einander redet, wird zum leeren Gerede. Alle diese Werte sind gross und grundlegend, können aber nur dann wahre Werte bleiben, wenn sie den Bezugspunkt haben, der sie eint und ihnen die wahre Echtheit verleiht. Dieser Bezugspunkt ist die Synthese zwischen Gott und Kosmos, er ist die Gestalt Christi, in der wir die Wahrheit über uns selbst lernen und so lernen, an welche Stelle alle anderen Werte zu setzen sind, damit wir ihre wahre Bedeutung entdecken. Jesus Christus ist der Bezugspunkt, der allen anderen Werten Licht verleiht [...] Und so zeigt uns am Ende Christus, dass der Kosmos Liturgie werden muss. Lobpreis Gottes, und dass die Anbetung der Anfang der wahren Verwandlung, der wahren Erneuerung der Welt ist.

Generalaudienz, 25. Juni 2008

Die Kraft in unseren Herzen!
In der Kraft seines Geistes ist Jesus immer in unseren Herzen gegenwärtig und wartet ruhig darauf, dass wir bei ihm still werden, um seine Stimme zu hören, in seiner Liebe zu weilen und die "Kraft aus der Höhe" zu empfangen, eine Kraft, die uns befähigt, Salz und Licht der Welt zu sein.

Eucharistiefeier zum Abschluss des XXIII. Weltjugendtags in Sydney, 20. Juli 2008

Der Glaube: eine Weise die Realität zu betrachten
Der Glaube ist nicht nur eine religiöse Überzeugung, sondern vor allem, eine Weise, die Realität zu betrachten, eine Denkweise, eine innere Sensibilität, die den Menschen als solchen bereichert. Nun, liebe Freunde, Christus ist auch darin der Meister, weil er in allem unsere Menschennatur geteilt hat und Zeitgenosse eines jeden Menschen jeder Epoche ist. Diese typisch christliche Wirklichkeit ist eine wunderbare Gnade! Wenn ihr bei Jesus bleibt und ihn als Freund im Evangelium und in den Sakramenten immer wieder aufsucht, dann könnt ihr auf neue Weise das lernen, was die Gesellschaft euch oft nicht mehr geben kann: das religiöse Bewusstsein. Und eben weil es etwas Neues ist, ist es wunderbar, es zu entdecken.

Ansprache bei Begegnung mit den Jugendlichen in Cagliari, 7. September 2008

Die Wahrheit ist Christus
Ihr sucht alle die Wahrheit und wollt von ihr leben! Diese Wahrheit ist Christus. Er ist der einzige Weg, die einzige Wahrheit und das wahre Leben. Christus nachfolgen bedeutet in der Tat „ins Weite hinausgehen“, wie es in den Psalmen an mehreren Stellen heisst. Der Weg der Wahrheit ist einer und zugleich vielfältig gemäss den verschiednen Charismen, genau wie die Wahrheit eine ist und zugleich einen unerschöpflichen Reichtum darstellt. Vertraut euch dem Heiligen Geist an, um Christus zu entdecken. Der Geist muss unser Gebet leiten, er ist die Seele unserer Hoffnung und die Quelle wahrer Freude.

Gebetsvigil mit den Jugendlichen in Paris, 12. September 2008

Christus wird dein Licht sein
Nun beim Einbruch der Nacht, sagt Jesus zu uns: „Lasst eure Lampen brennen!“ (Lk 12,35): die Lampe des Glaubens, die Lampe des Gebetes, die Lampe der Hoffnung und der Liebe! Dieses Gehen in der Nacht mit dem Licht in der Hand spricht unser Inneres nachdrücklich an, es berührt unser Herz und besagt viel mehr als jedes andere gesprochene oder gedachte Wort. Diese Geste erfasst allein unsere Lage als Christen unterwegs: Wir brauchen Licht und sind zugleich berufen, Licht zu werden. Die Sünde macht uns blind; sie hindert uns daran, unsere Mitmenschen führen zu können, und bewirkt, dass wir ihnen misstrauen und uns selber nicht führen lassen. Wir haben es nötig, erleuchtet zu werden, und wiederholen die flehentliche Bitte des blinden Bartimäus: „Rabbuni, ich möchte wieder sehen können!“ (Mk 10,51). Mach, dass ich meine Sünde sehe, die mich hemmt, doch vor allem: Herr, gib, dass ich deine Herrlichkeit sehe! Wir wissen, dass unser Gebet schon erhört ist, und wir sagen Dank, denn, wie der hl. Paulus im Epheserbrief sagt: „Christus wird dein Licht sein“ (5,14), und der hl. Petrus fügt hinzu: „er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen“ (1 Petr 2,9).

Ansprache bei Lichterprozession in Lourdes, 13. September 2008

Die Quelle des Lebens
Das Kreuzzeichen ist gewissermassen die Zusammenfassung unseres Glaubens, denn es sagt uns, wie weit Gottes Liebe zu uns gegangen ist; es sagt uns, dass es auf der Welt eine Liebe gibt, die stärket ist als der Tod, stärker als unsere Schwächen und unsere Sünden. Die Kraft der Liebe ist stärker als das Böse, das uns bedroht. Das ist das Geheimnis der Universalität der Liebe Gottes zu den Menschen, das Maria hier in Lourdes offenbart hat. Sie lädt alle Menschen guten Willens ein, alle, die seelisch oder körperlich leiden, die Augen zum Kreuz Jesu zu erheben, um dort die Quelle des Lebens, die Quelle des Heils zu finden.

Predigt bei der Eucharistiefeier in Lourdes, 14. September 2008
Caeleste Desiderium
Kenntnis
Persönlich

Die blosse Kenntnis der Glaubensinhalte ersetzt jedoch niemals die Erfahrung der persönlichen Begegnung mit dem Herrn.
Ansprache beim "Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus Mexiko, 8. September 2005
Grundlage
Die Bildung des christlichen Menschen und die Weitergabe des Glaubens muss unbedingt auf der Grundlage des Gebetes, der persönlichen Freundschaft mit Christus und – in ihm –…Mehr
Kenntnis

Persönlich

Die blosse Kenntnis der Glaubensinhalte ersetzt jedoch niemals die Erfahrung der persönlichen Begegnung mit dem Herrn.

Ansprache beim "Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus Mexiko, 8. September 2005

Grundlage
Die Bildung des christlichen Menschen und die Weitergabe des Glaubens muss unbedingt auf der Grundlage des Gebetes, der persönlichen Freundschaft mit Christus und – in ihm – der Betrachtung des Antlitzes des Vaters erfolgen.

Schreiben bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom zum Thema Familie, Lateranbasilika, 6. Juni 2005

In Gaudium et spes
"Christus, Alpha und Omega": So lautet der Titel des Abschnitts, der den ersten Teil der Pastoralkonstitution Gaudium et spes des II. Vatikanischen Konzils beschliesst, die vor 40 Jahren verabschiedet wurde. In diesem bemerkenswerten Textabschnitt, der einige Worte des Dieners Gottes Papst Pauls VI. wieder aufnimmt, lesen wir: "Der Herr ist das Ziel der menschlichen Geschichte, der Punkt, auf den hin alle Bestrebungen der Geschichte und der Kultur konvergieren, der Mittelpunkt der Menschheit, die Freude aller Herzen und die Erfüllung ihrer Sehnsüchte. "Und weiter: "Von seinem Geist belebt und geeint, schreiten wir der Vollendung der menschlichen Geschichte entgegen, die mit dem Plan seiner Liebe zusammenfällt: in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden." (Gaudium et spes, 45). Im Lichte der zentralen Stellung Christi interpretiert die Konstitution Gaudium er spes die Situation des zeitgenössischen Menschen, seine Berufung und Würde wie auch seine verschiedenen Lebensbereiche: Familie, Kultur, Wirtschaft, Politik, internationale Gemeinschaft. Das ist der Auftrag der Kirche gestern, heute und in Ewigkeit: Christus verkünden und bezeugen, damit der Mensch, jeder Mensch, seine Berufung in Fülle verwirklichen kann.

Angelus, 20. November 2005

Christus zum Mittelpunkt machen
Es ist mir ein Herzensanliegen, an dieser Stelle an das Wort zu erinnern, das der hl. Benedikt in seiner Regel anführte, als er die Mönche ermahnte, "der Liebe zu Christus nichts vorzuziehen" (Kap. 4). In der Tat wurde Paulus durch seine Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus genau dazu veranlasst: Christus zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen, indem er alles hinter sich liess zugunsten der erhabenen Erkenntnis seiner Person und seines Geheimnisses der Liebe, und indem er sich dafür einsetzte, Ihn allen Menschen zu verkünden, insbesondere den Heiden, zur Verherrlichung seines Namens (vgl. Röm 1,5). Die Begeisterung für Christus veranlasste ihn, das Evangelium nicht nur mit Worten zu verkünden, sondern mit dem eigenen Leben, das er immer mehr an seinem Herrn ausrichtete.

Besuch in der Patriarchalbasilika St. Paul vor den Mauern, 25. April 2005

Die Gesinnung Jesu
Zum Abschluss dieser Betrachtung möchte ich zwei Worte für unser Leben hervorheben. Vor allem diese Mahnung des Apostels Paulus: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht." Lernen, so wie Jesus gesinnt zu sein; uns der Gesinnung Jesu anzugleichen, indem wir auf seine Weise denken, entscheiden und handeln. Wenn wir versuchen, so gesinnt zu sein, wie Jesus gesinnt war, gehen wir diesen Weg. Und wir gehen dann den richtigen Weg. Das zweite Wort ist vom hl. Gregor von Nazianz: "Er, Jesus, hat dich lieb." Dieses zärtliche Wort ist für uns eine grosse Ermutigung und ein Trost, aber auch eine grosse Verantwortung, Tag, für Tag.

Generalaudienz, 26. Oktober 2005

Christus, der Weg des Fortschrittes
Die Geschichte hat ein Ziel und eine Richtung. Die Geschichte geht auf die in Christus geeinte Menschheit und damit auf den vollkommenen Menschen, auf den vollkommenen Humanismus zu. Mit anderen Worten, der hl. Paulus sagt uns: Ja, es gibt Fortschritt in der Geschichte. Es gibt - wenn wir so wollen - eine Evolution der Geschichte. Fortschritt ist all das, was uns Christus und damit der geeinten Menschheit, dem wahren Humanismus annähert. Und daher verbirgt sich in diesen Hinweisen auch eine Weisung für uns: Wir sollen für den Fortschritt arbeiten, was wir ja alle wollen. Wir können es dadurch tun, dass wir für die Annäherung der Menschen an Christus arbeiten; wir können es tun, indem wir uns persönlich Christus angleichen und auf diese Weise in die Richtung des wahren Fortschritts gehen.

Generalaudienz, 4. Januar 2006

Suchen und finden
"Suchen" und "finden": Wir können dem heutigen Abschnitt aus dem Evangelium diese beiden Verben entnehmen und daraus eine grundsätzliche Orientierung für das neue Jahr ableiten, denn wir wollen, dass es eine Zeit der Erneuerung unseres spirituellen Wegs mit Jesus sei, in der Freude, ihn unablässig zu suchen und zu finden. Das wahre Glück liegt nämliche in der Beziehung zu Ihm, den wir dank einer beständigen Ausrichtung unseres Geistes und Herzens treffen und ihm folgen, ihn kennenlernen und lieben können. Jünger Christi sein: Das reicht dem Christen. Die Freundschaft mit dem Meister gewährleistet der Seele tiefen Frieden und innere Ruhe auch in dunklen Stunden und harten Prüfungen. Wenn der Glauben auf finstere Nächte stösst, in denen man die Gegenwart Gottes weder "hört" noch "sieht", versichert uns die Freundschaft Jesu, dass uns in Wirklichkeit nichts jemals von seiner Liebe trennen kann (vgl. Röm 8,39).

Angelus, 15. Januar 2006

Die Quelle erkennen
Es war für Petrus ein langer Weg, der ihn zu einem zuverlässigen Zeugen gemacht hat, zum "Felsen" der Kirche, weil er ständig für das Wirken des Geistes Jesu offen war. Petrus selbst wird sich als "Zeuge der Leiden Christi" bezeichnen, der "auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird" (1 Petr 5,1 ). Wenn er diese Worte schreiben wird, wird er schon alt sein und auf das Ende seines Lebens zugehen, das er mit dem Martyrium beschliessen wird. Dann wird er in der Lage sein, die wahre Freude zu beschreiben und zu zeigen, wo man sie schöpfen kann: Die Quelle ist Christus, den wir mit unserem Schwachen, aber aufrichtigen Glauben lieben und an den wir glauben, trotz unserer Schwäche. Deshalb wird er an die Christen seiner Gemeinde schreiben und sagt auch uns: "Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: eure Heil" (1 Petr 1,8-9).

Generalaudienz, 24. Mai 2006

Glauben als Liebesbeziehung zu Christus
Den eigenen Glauben als Liebesbeziehung zu Christus zu leben bedeutet aber auch die Bereitschaft, auf alles zu verzichten, was eine Leugnung seiner Liebe darstellt. Deshalb hat Jesus zu den Aposteln gesagt: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten". Aber welche sind die Gebote Christi? Als Jesus, der Herr, die Menge lehrte, unterliess er es nicht, das Gesetz zu bestätigen, das der Schöpfer in das Herz des Menschen eingeschrieben und dann auf den Tafeln der Zehn Gebote in Worte gefasst hatte. "Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben, ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist" (Mt 5,17-18). Jesus hat uns aber mit neuer Deutlichkeit den Mittelpunkt gezeigt, der die auf dem Sinai offenbarten göttlichen Gesetze vereint, nämlich die Liebe zu Gott und zum Nächsten: Gott "mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer" (Mk 12,33). Ja, Jesus hat in seinem Leben und in seinem österlichen Geheimnis das ganze Gesetz zur Vollendung geführt. Indem er sich mit uns durch die Gabe des Heiligen Geistes vereint, trägt er mit uns und in uns das "Joch" des Gesetzes, das so zu einer "leichten Last" wird (vgl. Mt 11,30). In diesem Geist fasste Jesus seine Auflistung der inneren Haltungen derjenigen Menschen in Worte, die versuchen, den Glauben in seiner Tiefe zu leben: Selig, die arm sind vor Gott, die Trauernden, die keine Gewalt anwenden, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die Barmherzigen, die ein reines Herz haben, die Frieden stiften, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden... (vgl. Mt 5,3-12).

Predigt bei der Eucharistiefeier in Warschau, 26. Mai 2006

Auf Felsen bauen
Auf Fels bauen bedeutet, sich bewusst zu sein, dass wir Widrigkeiten erfahren werden, Christus sagt: "Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten..." (Mt 7,25). Diese Naturereignisse sind nicht nur ein Bild für die vielfältigen Widrigkeiten des menschlichen Schicksals, sondern in ihnen ist auch der Hinweis enthalten, dass diese normalerweise voraussehbar sind, Christus verspricht nicht, dass über das Haus, das wir bauen, nie ein Unwetter hereinbrechen wird, er verspricht nicht, dass das, was uns am teuersten ist, nicht durch eine zerstörerische Flutwelle fortgerissen wird, er verspricht nicht, dass Stürme nicht das wegfegen werden, was wir oft unter grossen Opfern aufgebaut haben, Christus versteht nicht nur das Streben des Menschen nach einem dauerhaften Haus, sondern kennt auch ganz genau all das, was das Glück des Menschen zerstören kann. Wundert euch also nicht über die Widrigkeiten des Lebens, was immer diese auch sein mögen! Lasst euch nicht durch sie entmutigen! Ein auf Fels gebautes Haus ist nicht gleichbedeutend mit einem Bau, der dem Spiel der Naturgewalten entzogen ist, die in das Geheimnis des Menschen eingeschrieben sind. Auf Fels bauen bedeutet, die Gewissheit zu haben, dass es in schwierigen Zeiten eine sichere Kraft gibt, auf die man sich verlassen kann.

Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Krakau, 27. Mai 2006

Der Angst entgegentreten
Die Angst vor Misserfolg kann gelegentlich ein Hemmnis auch für die schönsten Träume sein, sie kann den Willen lähmen und den Menschen unfähig machen, an die Existenz eines auf Fels gebauten Hauses zu glauben. Sie kann uns einreden, dass die Sehnsucht nach dem Haus lediglich ein Jugendwunsch und kein Projekt für das ganze Leben ist. Gemeinsam mit Jesus sagt zu dieser Angst: "Ein auf Fels gebautes Haus kann nicht einstürzen!" Gemeinsam mit dem hl. Petrus sagt zur Versuchung des Zweifels: "Wer an Christus glaubt, wird nicht zugrunde gehen!" Seid Zeugen der Hoffnung, jener Hoffnung, die sich nicht fürchtet, das Haus des eigenen Lebens aufzubauen, denn sie weiss sicher, dass sie auf das Fundament zählen kann, das nie einstürzen wird: auf Jesus Christus, unseren Herrn.

Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Krakau, 27. Mai 2006

Das Leben hingeben
Wenn man das Leben nur an sich reissen will, dann wird es immer leerer, immer ärmer; schliesslich sucht man leicht Zuflucht in den Drogen, in der grossen Illusion. Und Zweifel kommen auf, ob es letztendlich wirklich gut ist zu leben. Nein, auf diese Weise finden wir das Leben nicht. [...] Das Leben findet man nur, wenn man es hingibt; man findet es nicht, wenn man es an sich reissen will. Das müssen wir von Christus lernen; und das lehrt uns der Heilige Geist, der reines Geschenk ist, der die Hingabe Gottes ist. Je mehr man sein Leben für die anderen, für das Gute, hingibt, desto voller strömt der Fluss des Lebens.

Predigt bei der Pfingstvigil, 3. Juni 2006

Demütiges Gebet und hochherzige Verfügbarkeit
Es muss [...] betont werden, dass eine wahre Erkenntnis der Liebe Gottes nur im Rahmen einer Haltung demütigen Gebets und hochherziger Verfügbarkeit möglich ist. Ausgehend von dieser inneren Haltung wird der Blick auf die von der Lanze durchbohrte Seite zur stillen Anbetung. Der Blick auf die durchbohrte Seite des Herrn, aus der "Blut und Wasser" fliessen (vgl. Joh 9, 34), hilft uns, die Fülle der aus ihr hervorströmenden Gnadengaben zu erkennen (vgl. Haurietis aquas, 34), und macht uns offen für alle anderen Formen christlicher Frömmigkeit, die in der Herz-Jesu-Verehrung mit eingeschlossen sind.

Brief an der Generaloberen der Gesellschaft Jesu, 15. Mai 2006

Wahres Kennenlernen
Auch zu uns sagt er [Philippus], was er zu Natanaël gesagt hat: "Komm und sieh". Der Apostel verpflichtet uns, Jesus aus der Nähe kennenzulernen. In der Tat braucht die Freundschaft, das wahre Kennenlernen des anderen, die Nähe, ja teilweise lebt sie sogar von ihr. Im übrigen darf man nicht vergessen, dass – nach den Worten des Markus – Jesus die Zwölf hauptsächlich mit der Absicht auswählte, sie "bei sich haben" zu wollen (Mk 3,14), dass sie also sein Leben mit ihm teilen und direkt von ihm nicht nur seine Verhaltensweise lernen sollten, sondern vor allem, wer er wirklich ist. Denn nur so, durch die Teilnahme an seinem Leben, konnten sie ihn kennenlernen und dann verkünden. Später wird man im Brief des Paulus an die Epheser lesen, dass es darauf ankommt, "Christus zu lernen" (vgl. Eph 4,20), also nicht nur und nicht in erster Linie seine Lehre, seine Worte zu hören, sondern vielmehr in persönlich, also sein Menschsein und seine Göttlichkeit, sein Geheimnis und seine Schönheit kennenzulernen. Denn er ist nicht nur ein Lehrmeister, sondern ein Freund, ja ein Bruder. Wie könnten wir ihn wirklich kennenlernen, wenn wir fern von ihm blieben? Die enge Beziehung, die Verbundenheit, die Vertrautheit lassen uns die wahre Identität Jesu Christi entdecken. Und eben daran erinnert uns der Apostel Philippus. So lädt er uns ein, zu "kommen" und zu "sehen", das heisst, Tag für Tag mit Jesus in eine Verbindung des Zuhörens, des Antwortgebens und der Lebensgemeinschaft einzutreten.

Generalaudienz, 6. September 2006

Sehen und Finden Gottes in Jesus
Wir wollen [...] das Ziel, auf das unser Leben ausgerichtet sein soll, in Erinnerung rufen: Jesus so zu begegnen, wie ihm Philippus begegnet ist, indem wir versuchen, in ihm Gott selbst, den himmlischen Vater, zu sehen. Wäre dieses Bemühen nicht vorhanden, so würden wir wie in einem Spiegel immer nur auf uns selbst zurückgeworfen und wären immer einsamer! Philippus hingegen lehrt uns , uns von Jesus ergreifen zu lassen, bei ihm zu sein und auch andere zur Teilhabe an dieser unverzichtbaren Gemeinschaft einzuladen – und im Sehen, im Finden Gottes das wahre Leben zu finden.

Generalaudienz, 6. September 2006

Christus kennen, um Gott zu sehen
"Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen". Ja, liebe Brüder und Schwestern, um "Gott zu sehen", muss man Christus kennen und sich von seinem Geist formen lassen, der die Gläubigen "in die ganze Wahrheit" führt (vgl. Joh 16,13). Wer Jesus begegnet, wer sich von ihm anziehen lässt und bereit ist, ihm bis zum Opfer des eigenen Lebens nachzufolgen, der erfährt persönlich – wie Er selbst es am Kreuz erfahren hat -, dass nur "das Weizenkorn", das in die Erde fällt und stirbt "reiche Frucht" bringt (vgl. Joh 12,24). Das ist der Weg Christi der Weg der vollkommenen Liebe, die den Tod besiegt: Wer ihn geht und "sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben" (Joh 12,25). Das heisst, er lebt bereits auf dieser Erde in Gott, vom Glanz seines Antlitzes angezogen und verwandelt. Dies ist die Erfahrung der wahren Freunde Gottes, der Heiligen, die in den Brüdern, besonders in den ärmsten und bedürftigsten, das Antlitz jenes Gottes erkannten und liebten, den sie im Gebet lange Zeit liebevoll betrachtet haben. Sie sind für uns ermutigende Vorbilder, die wir nachahmen sollen; sie versichern uns, dass auch wir, wenn wir in Treue diesen Weg – den Weg der Liebe – gehen, uns satt sehen werden an Gottes Gestalt, wie der Psalmist sagt (vgl. Ps17,15).

Ansprache bei Besuch des Heiligtums von Manoppello, 1. September 2006

Reine Hände und ein lauteres Herz
Um also in Gemeinschaft zu treten mit Christus und sein Antlitz zu betrachten, um das Antlitz des Herrn zu erkennen in dem der Brüder und in den alltäglichen Begebenheiten, sind "reine Hände und ein lauteres Herz" vonnöten. Reine Hände, das heisst ein Leben, das erleuchtet ist von der Wahrheit der Liebe, die Gleichgültigkeit, Zweifel, Lüge und Eigensucht besiegt; und darüber hinaus ist ein lauteres Herz notwendig, ein Herz, das ergriffen ist von der göttlichen Schönheit, wie die kleine Theresia von Lisieux in ihrem Gebet an das Heilige Antlitz sagt, ein Herz, dem das Antlitz Christi eingeprägt ist.

Ansprache bei Besuch des Heiligtums von Manoppello, 1. September 2006

Persönliche Beziehung
In unserer Beziehung zu Jesus dürfen wir uns nicht allein mit Worten zufriedengeben. In seiner Antwort richtet Philippus eine bedeutsame Einladung an Natanaël: "Komm und sieh!" (Joh 1,46b). Unsere Kenntnis von Jesus bedarf vor allem einer lebendigen Erfahrung: Das Zeugnis der anderen ist sicherlich wichtig, da ja in der Regel unser ganzes christliches Leben mit der Verkündigung beginnt, die durch einen oder mehrere Zeugen zu uns gelangt. Aber dann müssen wir es selbst sein, die persönlich in eine innige und tiefe Beziehung zu Jesus hineingenommen werden.

Generalaudienz, 4. Oktober 2006

Mit ihm - von innen her
Die Gesinnungen Jesu Christi lernen wir, wenn wir mit ihm mitdenken lernen und so auch sein Scheitern mitdenken lernen und sein Hindurchgehen durch das Scheitern, das Grösserwerden seiner Liebe im Scheitern. Wenn wir in diese seine Gesinnungen eintreten, anfangen, uns in sie einzuüben, dass wir wie er und mit ihm denken, dann erwacht in uns die Freude an Gott, die Zuversicht, dass er dennoch der Stärkere ist, ja, wir dürfen sagen: die Liebe zu ihm. Wir spüren, wie gut es ist, dass er ist und dass wir ihn kennen dürfen - dass wir ihn im Angesicht Jesu Christi der für uns gelitten hat, kennen. Ich denke, dies ist das Erste: dass wir selber in lebendige Berührung mit Gott treten - mit dem Herrn Jesus, dem lebendigen Gott; dass in uns das Organ für Gott stärker wird, dass wir das Empfinden seiner Köstlichkeit selber in uns tragen. Und das beseelt dann unser Wirken. Denn die Gefahr besteht ja auch für uns: Man kann ganz viel tun, Kirchliches tun, alles für Gott tun..., und dabei bleibt man ganz bei sich selber und kommt Gott gar nicht über den Weg. Engagement ersetzt den Glauben, aber dann wird es von innen her leer. Ich glaube, darum sollten wir uns vor allem bemühen: im Hinhören auf den Herrn. Im Beten, im inwendigen Mitsein bei den Sakramenten, im Suchen Gottes im Gesicht und im Leiden der Menschen seine Gesinnungen zu erlernen, um von seiner Freude, von seinem Eifer, von seiner Liebe angesteckt zu werden uns so mit ihm von ihm her die Welt anzublicken.

Predigt bei der heiligen Messe mit den Schweizer Bischöfen, 7. November 2006

Kennenlernen...
Es ist [...] notwendig zum Schöpfergott, zu dem Gott, der die Schöpferischen Vernunft ist, zurückzukehren und dann Christus zu finden, der das lebendige Antlitz Gottes ist. Wir sagen, dass es hier eine Wechselseitigkeit gibt. Einerseits ist da die Begegnung mit Jesus, mit dieser menschlichen, geschichtlichen, realen Gestalt; sie hilft mir, allmählich Gott kennenzulernen; und andererseits hilft mir das Kennenlernen Gottes, die Grösse des Geheimnisses Christi, der das Angesicht Gottes ist, zu verstehen. Erst dann, wenn es uns gelingt zu begreifen, dass Jesus nicht ein grosser Prophet, nicht eine der religiösen Persönlichkeiten der Welt, sondern das Angesicht Gottes ist, ja Gott ist, haben wir die Grösse Christi entdeckt und den gefunden, der Gott ist. Gott ist nicht bloss ein ferner Schatten, eine "erste Ursache", sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns.

Begegnung mit dem Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Nicht aus zweiter Hand
Um in der Treue zum Menschen zu wachsen, der nach dem Bild und Gleichnis des Schöpfers geschaffen ist, müssen wir kohärent tiefer in das Geheimnis Christi eindringen und dessen Heilsbotschaft verkünden, wir müssen alles daransetzen, um die Gestalt Jesu immer besser kennenzulernen, um von ihm nicht nur eine Kenntnis "aus zweiter Hand" zu haben, sondern eine Kenntnis durch die Begegnung im Gebet, in der Liturgie, in der Liebe zu Nächsten. Sicher handelt es sich um eine schwierige Aufgabe, aber die Worte des Herrn gereichen uns zum Trost: "Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20). Der Herr ist bei uns, auch heute, morgen, bis zum Ende der Welt! Möge euer Zeugnis für das Evangelium somit intensiver werden, damit die Christen, geführt vom Heiligen Geist, der in der Kirche und in den Herzen der Gläubigen wie in einem Tempel wohnt (vgl.1. Kor 3,16-17), in allen Bereichen lebendige Zeichen der übernatürlichen Hoffnung seien. Unsere von so vielen Ängsten und Problemen geprägte Zeit bedarf der Hoffnung. Und unsere Hoffnung stammt von der Verheissung des Herrn und von seiner Gegenwart.

"Ad-limina"-Besuch der italienischen Bischöfe aus der Lombardei, 7. Februar 2007

Christus erkennen indem man die Wahrheit lebt
Gott schenkt dem Menschen die Vernunft, so sagt er uns, und er hilft uns, durch die Gabe des Glaubens, die Wahrheit zu erkennen und das ewige Leben zu erlangen. Vernunft und Glauben sind die beiden Flügel, die uns zusammen zu Gott hinauf, zur Wahrheit und zum wirklichen Leben tragen. Klemens legt dabei aber Wert darauf, dass die Erkenntnis, die der Glaube uns schenkt, eben nicht nur Denken und Erkennen ist. Die Wahrheit erkennen, Christus erkennen kann man nur, indem man die Wahrheit liebt, indem man Christus liebt. Wahrheit und Liebe, die Wahrheit und das Gute gehen ineinander, und indem wir der Wahrheit gemäss leben, indem wir recht leben, Christus gemäss leben, erkennen wir auch. Und nur indem wir Erkennende werden, werden wir auch recht leben. Die Überwindung der Leidenschaften, der falschen Leidenschaften ist das eine, das andere ist, dass wir dann die wahre Leidenschaft, die Leidenschaft der Liebe, die Leidenschaft für Christus und für Gott gewinnen und so zu rechten Menschen werden.

Generalaudienz, 18. April 2007

Glaube und Vernunft
Glaube und Vernunft gehören zusammen, Glaube ohne Vernunft wäre kein wahrhaft menschlicher Glaube. Vernunft ohne Glaube wird führungslos und kann nur zur Selbstzerstörung des Menschen führen. Gerade in unserer Zeit der Begegnung der Kulturen ist dieses Miteinander von Glaube und Vernunft von entscheidender Bedeutung, das wir immer neu lernen und vertiefen und als unsere Sendung für das persönliche Leben eines jeden sowie als unseren Auftrag für die Welt in dieser Stunde auffassen wollen.

Generalaudienz, 18. April 2007

Gebet
In seinen Predigten und theologischen Werken kommt er [Origenes (Kirchenschriftsteller 2./3. Jahrhundert)] immer wieder auf das Gebet zu sprechen, denn er ist überzeugt, dass der Mensch durch das betende Betrachten der Person Christi und der Heiligen Schrift in eine fruchtbare Liebesgemeinschaft mit seinem Schöpfer und Erlöser eintritt, dass die Schrift sich letztlich nur aufschliesst, wenn wir sie im Gespräch mit Christus und in der Liebe zu ihm lesen, weil nur die Liebe letztlich verstehen lehrt. So wie wir einen Menschen, nur wenn wir ihn mögen, letztlich verstehen können, so können wir auch das Wort Christi und ihn selbst nur verstehen, wen wir in der Liebe auf dem Weg zu ihm sind. Dieser Liebe entspringt dann die wirkliche Erkenntnis Gottes.

Generalaudienz, 2. Mai 2007

Ohne Erkenntis Christi bleibt alles ein Rätsel
Wer kennt Gott? Wie können wir ihn kennenlernen? [...] Für den Christen ist der Kern der Antwort einfach: Nur Gott kennt Gott, nur sein Sohn, der Gott von Gott, wahrer Gott ist, kennt ihn. Und er, "der am Herzen des Vaters ruht, hat Kunde [von ihm] gebracht" (Joh 1,18). Daher rührt die einzige und unersetzliche Bedeutung Christi für uns, für die Menschheit. Wenn wir nicht Gott in Christus und durch Christus kennen, verwandelt sich die ganze Wirklichkeit in ein unerforschliches Rätsel; es gibt keinen Weg, und da es keinen Weg gibt, gibt es weder Leben noch Wahrheit.

Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007

Das Licht Christi leuchten lassen
Wir Christen müssen uns unserer Aufgabe bewusst sein, Europa und der Welt die Stimme dessen zu geben, der gesagt hat: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Joh 8,12). Es ist unsere Aufgabe, vor den Männern und Frauen von heute das Licht Christi leuchten zu lassen: nicht das eigene Licht, sondern das Licht Christi. Erbitten wir von Gott die Einheit und den Frieden für die Menschen in Europa und erklären wir unsere Bereitschaft, für eine wahre gesellschaftliche Entwicklung des Kontinents in Ost und West zusammenzuarbeiten.

Botschaft anlässlich der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu, 20. August 2007

Haben wir Zeit und Raum für Gott?
Johannes hat in seinem Evangelium die kurze Notiz des heiligen Lukas über die Situation in Betlehem ins Grundsätzliche vertieft: ""Er kam in sein Eigentum, und die Seinigen nahmen ihn nicht auf ""(Joh 1,11). Das betrifft zunächst Betlehem: Der Davidssohn kommt in seine Stadt, aber er muss im Stall geboren werden, weil in der Herberge kein Platz ist für ihn. Es gilt für Israel: Der Gesandte kommt zu den Seinigen, aber man will ihn nicht. Es gilt für die Menschheit: Der, durch den die Welt geworden ist, das schöpferische Urwort tritt in die Welt herein, aber es wird nicht gehört, wird nicht angenommen. Diese Worte gehen uns an, jeden einzelnen und die Gesellschaft als ganze. Haben wir Zeit für den Nächsten, der mein Wort, meine Zuwendung braucht? Für den Leidenden, der Hilfe nötig hat? Für den Vertriebenen oder Heimatlosen der Herberge sucht? Haben wir Zeit und Raum für Gott? Kann er hereintreten in unser Leben? Findet er Raum bei uns, oder haben wir alle Räume unseres Denkens, Handelns, Lebens für uns selbst besetzt?

Homilie bei der Mitternachtsmette, 25. Dezember 2007

Die Erkenntnis des menschgewordenen Gottes
Die Israeliten haben die Kenntnis der Gebote Gottes nicht als Last, als Joch auf ihrem Schultern angesehen, sondern als grosses Geschenk: in der Nacht der Welt wissen sie, wer Gott ist, wo sie hingehen müssen und was der Weg des Lebens ist. Im Hinblick auf dieses Wort ist es für uns Christen noch viel bedeutender zu wissen, dass das Wort Gottes nicht mehr nur blosses Gebot ist, sondern Geschenk jener Liebe, die in Christus Mensch geworden ist. Wir können wahrhaft ausrufen: Danke Herr, dass du uns das Geschenk gemacht hast, dich zu kennen: wer dich in Christus kennt, lernt auf diese Weise das lebendige Wort kennen, und er erkennt im Dunklen, inmitten der vielen Rätsel dieser Welt und inmitten der vielen unlösbaren Probleme den Weg, den er beschreiten muss. Woher wir kommen, was das leben ist, wozu wir berufen sind.
Ich denke, dass uns zusammen mit dem Dank für diese Erkenntnis und dieses Geschenk - die Erkenntnis des menschgewordenen Gottes - auch unmittelbar der Gedanke kommen muss: Das muss ich den anderen mitteilen, denn auch sie sind auf der Suche, auch sie wollen ein gutes Leben führen, auch sie dürsten danach, den rechten Weg zu finden, und sie finden ihn nicht. Eine um so grössere Gnade und auch Verpflichtung ist es, Jesus zu kennen und die Gnade zu haben, von ihm berufen zu sein, um den anderen zu Helfen, dass auch sie Gott voll Freude danken können und dass ihnen die Gnade der Erkenntnis zuteil wird: Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich?

Ansprache an die Seminaristen im Römische Priesterseminar, 1. Februar 2008

Christus: ein "Bild" Gottes
Gott hat sich selbst ein "Bild" gegeben: im menschgewordenen Christus. In ihm, dem Gekreuzigten, ist die Verneinung falscher Gottesbilder bis zum äussersten gesteigert. Nun zeigt Gott gerade in der Gestalt des Leidenden, der die Gottverlassenheit des Menschen mitträgt, sein eigenes Gesicht. Dieser unschuldig Leidende ist zur Hoffnungsgewissheit geworden: Gott gibt es, und Gott weiss, Gerechtigkeit zu schaffen auf eine Weise, die wir nicht erdenken können und die wir doch im Glauben ahnen dürfen. Ja, es gibt die Auferstehung des Fleisches.

Spe salvi 43, 30. November 2007

Das wahre Bild wiederfinden
Jetzt kehren wir zurück zur Erkenntnis des Gottes, der Mensch geworden ist, wie uns der Brief an die Epheser sagt, ist er das wahre Bild. Und in diesem wahren Bild sehen wir - über den äusseren Schein hinaus, der die Wahrheit verbirgt - die Wahrheit selbst: "Wer mich sieht, sieht den Vater." In diesem Sinne würde ich sagen, dass wir mit viel Achtung und viel Ehrfurcht eine christlichen Kunst wiederfinden können und dass wir auch die wesentlichen und grossen Darstellungen des Geheimnisses Gottes in der ikonographischen Tradition der Kirche wiederfinden können. Und so werde wir das wahre Bild wiederentdecken können, das vom äusseren Schein verdeckt ist.
Ein wirklich wichtiges Werk der christlichen Erziehung ist die Befreiung für das Wort Gottes hinter den Worten, die immer wieder aufs Neue Räume der Stille, der Betrachtung, der Vertiefung, der Enthaltsamkeit, der Disziplin verlangt. Sie ist auch eine Erziehung zum wahren Bild, zur Wiederentdeckung der grossen Ikonen, die im Laufe der Geschichte in der Christenheit geschaffen wurden: Mit Demut befreit man sich von oberflächlichen Bildern. Diese Art des Ikonoklasmus ist stets notwendig, um das göttliche Bild wiederzuentdecken, die wesentlichen Bilder, die die leibliche Gegenwart Gottes zum Ausdruck bringen.

Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008

Barmherzigkeit: Wesenskern der Botschaft des Evangeliums
Die Barmherzigkeit ist in Wirklichkeit der Wesenskern der Botschaft des Evangeliums, sie ist der Name Gottes selbst, das Antlitz, mit dem er sich im Alten Bund und vollends in Jesus Christus offenbart hat, der menschgewordenen Schöpfer - und Erlöserliebe, diese erbarmende Liebe erhellt auch das Antlitz der Kirche, und sie wird durch die Sakramente, insbesondere durch das Sakrament der Versöhnung, wie auch durch die gemeinschaftlichen und individuellen Werke der Nächstenliebe sichtbar. Alles, was die Kirche sagt und vollbringt, zeigt die Barmherzigkeit, die Gott dem Menschen entgegenbringt und somit jedem von uns.

Regina Caeli, 30. März 2008

Christus betrachten
"Ich bin erstanden und bin noch und immer bei dir." Diese Worte laden uns ein, den auferstandenen Christus zu betrachten, indem wir seine Stimme in unserem Herz widerhallen lassen. Mit seinem Erlösungsopfer hat Jesus von Nazareth uns zu Kindern Gottes gemacht, so dass nun auch wir uns in den geheimnisvollen Dialog zwischen Ihm und dem Vater einbringen können.

Botschaft vor dem Segen "Urbi et Orbi", 23. März 2008

Die Begegnung mit dem auferstanden Herrn
"Der Herr ist wirklich Auferstanden!" Das war es, was die Elf den Emmausjüngern antworteten, die Jesus erkannten, als er das Brot brach, und dann nach Jerusalem zu ihnen zurückgeeilt waren (vgl. Lk 24,33-40). Ihre Begegnung mit dem auferstandenen Herrn verwandelte ihre Trauer in Freude, ihre Enttäuschung in Hoffnung. Das Zeugnis ihres Glaubens weckt in uns die feste Überzeugung, dass Christus in unserer Mitte lebt und uns jene Gaben gewährt, die es uns ermöglichen Boten der Hoffnung in der heutigen Welt zu sein. Die wahre Quelle des Liebesdienstes der Kirche, die bemüht ist, das Leid der Armen und Schwachen zu lindern, kann in ihrem unerschütterlichen Glauben gefunden werden, dass der Herr Sünde und Tod endgültig besiegt hat und sie durch den Dienst an ihren Brüdern und Schwestern dem Herrn selbst dient, bis er kommt in Herrlichkeit.( Vgl. Mt 25,31; Deus caritas est, 19).

Ansprache für die Mitglieder der "Papal Foundation", 4. April 2008

Die Dynamik des Menschseins verstehen
Gott hat in Jesus Christus wirklich die Ganzheit des Menschseins angenommen - natürlich ausgenommen die Sünde-, also auch einen menschlichen Willen. Und so ausgedrückt, scheint klar zu sein: Christus ist entweder Mensch, oder er ist es nicht. Wenn er Mensch ist, hat er auch einen Willen. Aber da entsteht das Problem: Verfällt man so nicht in eine Art von Dualismus? Kommt man nicht dazu, zwei vollständige Persönlichkeiten zu behaupten: Vernunft, Wille, Gefühl? Wie kann man den Dualismus überwinden, die Vollständigkeit des Menschen erhalten und trotzdem die Einheit der Person Christi, der nicht schizophren war, bewahren?
Und der Hl. Maximus beweist, dass der Mensch seine Einheit, die Integration seiner selbst, seine Ganzheit nicht in sich selbst findet. Sondern dadurch, dass er sich selbst überwindet, aus sich selbst herausgeht. So auch in Christus: der Mensch findet, indem er aus sich herausgeht, in Gott, im Sohn Gottes sich selbst. Man darf nicht den Menschen amputieren, um die Menschwerdung Gottes zu erklären: man muss nur die Dynamik des Menschseins verstehen, das nur im herausgehen aus sich selbst verwirklicht wird, nur in Gott finden wir uns selbst, unsere Ganzheit und Vollständigkeit.

Generalaudienz, 25. Juni 2008

Jesus mit dem Herzen kennen
Vor der Verklärung fragt er die Apostel: "Für wen halten mich die Leute?" und "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Die Leute kennen ihn, aber nur oberflächlich; sie wissen Verschiedenes über ihn, haben ihn aber nicht wirklich erkannt. Die Zwölf hingegen haben dank der Freundschaft, die auch das Herz einbezieht, zumindest im Wesentlichen begriffen und zu erkennen begonnen, wer Jesus ist. Auch heute gibt es diese unterschiedliche Art der Kenntnis: Es gibt gelehrte Personen, die Jesus in vielen seiner Details kennen, und einfache Menschen, die nichts von diesen Details wissen, aber ihn in seiner Wahrheit erkannt haben: "Das Herz spricht zum Herzen". Und Paulus will im Wesentlichen sagen, dass er Jesus eben so mit dem Herzen, kennt und auf diese Weise das Wesen der Person in ihrer Wahrheit kennt; und dass er dann, in einem zweiten Schritt, deren Einzelheiten kennt.

Generalaudienz, 8. Oktober 2008

Jesus ist heute mit uns
Der hl. Paulus denkt nicht als Historiker an Jesus, gleichsam als eine Person der Vergangenheit. Er kennt gewiss die grosse Überlieferung über das Leben, die Worte, den Tod und die Auferstehung Jesu, behandelt dies alles aber nicht als Sache der Vergangenheit; er stellt es als Wirklichkeit des lebendigen Jesus vor. Die Worte und Taten Jesu gehören für Paulus nicht zur historischen Zeit, zur Vergangenheit. Jesus lebt jetzt und spricht jetzt mit uns und er lebt für uns. Das ist die Wahre Art und Weise, Jesus zu kennen und die Überlieferung über ihn anzunehmen. Auch wir müssen lernen, Jesus nicht nach dem Fleisch zu kennen, als eine Person der Vergangenheit, sondern als unseren Herrn und Bruder, der heute mit uns ist und uns zeigt, wie wir leben und sterben sollen.

Generalaudienz, 8. Oktober 2008

Geistliche Männer und Frauen sein
Um die geistlichen Dinge zu erkennen und zu verstehen, müssen wir geistliche Männer und Frauen sein, denn wenn man fleischlich ist, fällt man unvermeidlich in die Torheit zurück, auch wenn man viel studiert und „ein Weiser“ und „Wortführer in dieser Welt“ (vgl.1 Kor 1,20) wird.

Ansprache nach Eucharistiefeier für die kirchlichen Universitäten Roms, 30. Oktober 2008

Die Weisheit der Welt oder die göttliche Weisheit
Diese Gegenüberstellung der beiden Formen der Weisheit kann nicht mit dem Unterschied zwischen der Theologie auf der einen und der Philosophie und den Wissenschaften auf der anderen Seite gleichgesetzt werden. Es handelt sich vielmehr um zwei grundsätzliche Einstellungen. Die „Weisheit dieser Welt“ bedeutet eine Art zu leben und die Dinge zu sehen, die auf Gott keine Rücksicht nimmt und den Massstäben des Erfolgs und der Macht gehorchend der herrschenden Meinung folgt. Die „göttliche Weisheit“ besteht darin, dem Geist Christi zu folgen – Christus öffnet uns die Augen des Herzens, um dem Weg der Wahrheit und der Liebe zu folgen.

Ansprache nach Eucharistiefeier für die kirchlichen Universitäten Roms, 30. Oktober 2008
Caeleste Desiderium
Wort Gottes
Dem Wort Gottes folgen

Der Weg, den Gott uns in seinem Wort weist, führt in die Richtung, die in das Wesen des Menschen selbst eingeschrieben ist. Das Wort Gottes und die Vernunft gehören zusammen. Dem Wort Gottes folgen, mit Christus gehen bedeutet für den Menschen, sich selbst zu verwirklichen; ihn verlieren heisst sich selbst verlieren.
Predigt zum Abschluss des nationalen …Mehr
Wort Gottes

Dem Wort Gottes folgen

Der Weg, den Gott uns in seinem Wort weist, führt in die Richtung, die in das Wesen des Menschen selbst eingeschrieben ist. Das Wort Gottes und die Vernunft gehören zusammen. Dem Wort Gottes folgen, mit Christus gehen bedeutet für den Menschen, sich selbst zu verwirklichen; ihn verlieren heisst sich selbst verlieren.

Predigt zum Abschluss des nationalen Eucharistischen Kongresses, Bari, 29. Mai 2005

Vertrautes Gespräch
Das vom Gebet begleitete aufmerksame Lesen der Heiligen Schrift führt zu jenem vertrauten Gespräch, in dem man beim Lesen Gott sprechen hört und ihm im Gebet antwortet, während sich das Herz vertrauensvoll öffnet.

Audienz zum Jahrestag der Veröffentlichung von "Dei Verbum", 16.September 2005

Wie Christus denken
Denken, so wie Christus denkt. Wir können es tun, wenn wir die Heilige Schrift lesen, in der das Denken Christi Wort ist, das zu uns spricht. In diesen Sinn sollten wir die "Lectio Divina" üben: in den Schriften das Denken Christi spüren, mit ihm denken lernen, so wie Christus denken und so wie Christus gesinnt sein, fähig, den anderen auch das Denken Christi, die Gesinnung Christi mitzuteilen.

Generalversammlung der Bischofssynode im Vatikan, 3. Oktober 2005

Hören, verkündigen, glauben, hoffen, lieben
In Erinnerung an den 40. Jahrestag der dogmatischen Konstitution Dei Verbum des II. Vatikanischen Konzils über die göttliche Offenbarung lade ich euch ein, das Wort Gottes voll Ehrfurcht zu hören und es mutig zu verkündigen, damit die ganze Welt im Hören glaubt, im Glauben hofft und in der Hoffnung liebt.

Angelus 6. November 2005

Impuls zur Verbreitung des Gotteswortes
Die Konzilskonstitution Dei Verbum hat der Verbreitung des Gotteswortes einen starken Impuls gegeben, woraus sich eine tiefgreifende Erneuerung im Leben der kirchlichen Gemeinschaft ergab, vor allem in der Verkündigung und in den ökumenischen Beziehungen. Denn es ist ja in der Tat das Wort Gottes, das durch den Heiligen Geist die Gläubigen zur Fülle der Wahrheit führt (vgl. Joh 16, 13). Unter den zahlreichen Früchten dieses biblischen Frühlings möchte ich die Verbreitung der altbewährten Praxis der "lectio divina", der "geistlichen Lesung" der Heiligen Schrift, nennen. Sie besteht darin, sich lange mit einem Bibeltext zu beschäftigen, ihn wieder und wieder zu lesen, gleichsam um ihn "wiederzukäuen", wie die Kirchenväter sagen, und um sozusagen seinen ganzen "Saft" herauszupressen, damit er die Meditation und Betrachtung nähre und das konkrete Leben gewissermassen bewässere. Voraussetzung für die "lectio divina" ist, dass Verstand und Herz vom Heiligen Geist, der die Heiligen Schriften selbst inspirierte, erleuchtet werden und auf diese Weise eine Haltung des "ehrfurchtsvollen Hörens" annehmen.

Angelus, 6. November 2005

Auf Christus hören, wie Maria
Obwohl die Jungfrau Maria unter allen menschlichen Geschöpfen Gott am nächsten stand, ist auch sie Tag für Tag den Pilgerweg des Glaubens gegangen (vgl. Lumen gentium, 58) indem sie das Wort, das Gott sowohl durch die Heilige Schrift als auch durch die Ereignisse im Leben ihres Sohnes an sie richtete, und in denen sie die geheimnisvolle Stimme des Herrn erkannte und in sich aufnahm, stets in ihrem Herzen bewahrte und darüber nachdachte. Das ist also das Geschenk und die Verpflichtung für jeden von uns in der Fastenzeit: auf Christus hören, wie Maria. Auf ihn hören in seinem Wort, das in der Heiligen Schrift verwahrt ist. Auf ihn hören auch in den Ereignissen unseres Lebens und versuchen, darin die Botschaften der Vorsehung zu erkennen. Schliesslich auch in den Brüdern und Schwestern auf ihn hören, vor allem in den Kleinen und in den Armen, in denen Jesus selbst konkret um unsere Liebe bittet. Auf Christus hören und seiner Stimme gehorchen: Das ist der Königsweg, der einzige, der zur Fülle der Freude und zur Liebe führt.

Angelus, 12. März 2006

Die Freiheit finden
Es ist nicht einfach, in der Welt, in der wir leben, das wahre Glück zu erkennen und es zu finden, in einer Welt, in der der Mensch oft Gefangener von Denkströmungen ist, die ihn, obwohl er "frei" zu sein glaubt, dahin führen, sich in Irrtümern oder den Illusionen falscher Ideologien zu verlieren. Es ist dringend notwendig, "die Freiheit zu befreien" (vgl. Enzyklika Veritatis splendor. 86), die Dunkelheit zu erhellen, in der die Menschheit tastend ihren Weg sucht. Jesus hat uns gezeigt, wie das geschehen kann: "Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien" (Joh 8, 31-32). Das fleischgewordene Wort, das Wort der Wahrheit, macht uns frei und lenkt unsere Freiheit zum Guten.

Botschaft zum XXI. Weltjugendtag, 22. Februar 2006

Der Heilige Geist...
Der Heilige Geist, der das auserwählte Volk führte, indem er die Verfasser der Heiligen Schrift inspirierte, öffnet das Herz der Gläubigen zum Verständnis ihres Inhalts. Derselbe Heilige Geist ist in der Eucharistiefeier anwesend und wirkt, wenn der Priester "in persona Christi" die Einsetzungsworte spricht und so Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt, damit sie den Gläubigen zur geistlichen Nahrung werden. Um auf dem irdischen Pilgerweg zur himmlischen Heimat fortzuschreiten, müssen wir alle uns mit dem Wort und dem Brot des ewigen Lebens nähren, die nicht voneinander zu trennen sind!

Botschaft zum XXI. Weltjugendtag, 22. Februar 2006

Das Wort Gottes meditieren
Meditiert oft über das Wort Gottes, und erlaubt dem Heiligen Geist euer Lehrer zu sein. Dann werdet ihr entdecken, dass Gottes Gedanken nicht die der Menschen sind; ihr werdet dahin geführt werden, den wahren Gott zu betrachten und die Ereignisse der Geschichte mit seinen Augen zu lesen; ihr werdet in Fülle die Freude kosten, die der Wahrheit entspringt. Auf dem Weg des Lebens, der weder einfach noch ohne Gefahren ist, werdet ihr vielleicht Schwierigkeiten und Leid begegnen, und manchmal werdet ihr versucht sein, mit dem Psalmisten auszurufen: "Ganz tief bin ich gebeugt" (Ps 119, V. 107). Vergesst nicht, wie der Psalmist hinzuzufügen: "Durch dein Wort belebe mich...mein Leben ist ständig in Gefahr, doch ich vergesse nie deine Weisung" (ebd., V. 107. 109). Die liebende Gegenwart Gottes durch sein Wort ist das Licht, das die Finsternis der Angst vertreibt und den Weg auch in den schwierigsten Augenblicken erhellt.

Botschaft zum XXI. Weltjugendtag, 22. Februar 2006

Ein hörendes Herz
Das Geheimnis, "ein hörendes Herz" zu erlangen, besteht darin, sein Herz zu bilden, damit es zum Hören fähig ist. Das erreicht man, wenn man fortwährend über das Wort Gottes meditiert und im ihm verwurzelt bleibt, im Bemühen, es immer besser kennenzulernen. Liebe Jugendliche, ich fordere Euch auf, Euch mit der Bibel vertraut zu machen, sie immer bei der Hand zu haben, damit sei euch gleichsam zum Kompass werde, der den Weg weist, dem man folgen muss. Wenn ihr sie lest, werdet ihr Christus kennenlernen. Der hl. Hieronymus sagt dazu: "Die Schrift nicht kennen heisst Christus nicht kennen" (PL 24, 17; vgl. Dei Verbum, 25). Ein wohlerprobter Weg, das Wort Gottes zu vertiefen und zu verkosten, ist die "lectio divina", die ein wirklicher geistlicher Weg in mehreren Schritten ist. Von der "lectio", die darin besteht, einen Abschnitt der heiligen Schrift wiederholt zu lesen und seine hauptsächlichen Elemente zu erfassen, geht man über zur "miditatio", die wie eine innere Ruhepause ist, in der die Seele sich Gott zuwendet und zu verstehen versucht, was sein Wort heute für das konkrete Leben sagt. Dann folgt die "oratio", die uns im direkten Gespräch mit Gott verweilen lässt, und schliesslich gelangt man zur "contemplatio",die uns hilft, unser Herz offen zu halten für die Gegenwart Christi. Sein Wort "ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen" (2 Petr 1,19). Das Lesen, das Studium und die Meditation des Wortes müssen dann einmünden in ein Leben der konsequenten Treue zu Christus und zu seiner Lehre.

Botschaft zum XXI. Weltjugendtag, 22. Februar 2006

Zeitgenosse durch die Heilige Schrift
Und in der Kirche bleibt der Herr immer unser Zeitgenosse. Die Heilige Schrift ist nicht etwas, das der Vergangenheit angehört. Der Herr spricht nicht in der Vergangenheit, sondern er spricht in der Gegenwart, er spricht heute mit uns, er schenkt uns Licht, er zeigt uns den Weg des Lebens, er schenkt uns Gemeinschaft und bereitet und öffnet uns so für den Frieden.

Generalaudienz, 29. März 2006

Wort Gottes, Gespräch mit Gott
Die Heilige Schrift darf nicht wie irgend ein historisches Buch gelesen werden, [...] man muss sie wirklich als Wort Gottes lesen, das heisst, man muss mit Gott ins Gespräch treten. Man muss zu Beginn beten, mit dem Herrn sprechen: "öffne mir die Tür". Es geht um das, was der hl. Augustinus oft in seinen Predigten sagt: "Ich habe an die Tür des Wortes angeklopft, um endlich zu finden, was der Herr mir sagen will". Das scheint mir ein sehr wichtiger Punkt zu sein. Man liest die Heilige Schrift nicht in einer akademischen Atmosphäre, sondern betend und indem man zum Herrn sagt: "Hilf mir, dein Wort zu verstehen, das zu verstehen, was du mir mit diesem Textabschnitt jetzt sagen willst".

Gespräch mit den Jugendlichen auf dem Petersplatz, 6. April 2006

Gemeinsam lesen
Die Heilige Schrift führt in die Gemeinschaft mit der Familie Gottes ein. Man kann daher die Heilige Schrift nicht alleine lesen. Sicher, es ist immer wichtig, die Bibel auf sehr persönliche Weise zu lesen, im persönlichen Gespräch mit Gott, aber gleichzeitig ist es wichtig, sie zusammen mit Menschen zu lesen, mit denen man auf dem Weg ist, sich helfen zu lassen von den grossen Meistern der "lectio divina". [...] Darüber hinaus ist es im allgemeinen angebracht, sie auch zusammen mit Freunden zu lesen, die mit mir auf dem Weg sind und die zusammen mit mir danach suchen, wie wir mit Christus leben sollen, welches Leben uns das Wort Gottes übermittelt.

Gespräch mit den Jugendlichen auf dem Petersplatz, 6. April 2006

3 Elemente...
Die Gemeinschaft der Kirche ist also das lebendige Subjekt der Heiligen Schrift. Aber auch jetzt ist das wichtigste Subjekt der Herr selbst, der in der Heiligen Schrift, die wir in Händen halten, auch weiterhin spricht. Ich denke, dass wir diese drei Elemente lernen müssen: im persönlichen Gespräch mit dem Herrn zu lesen, in Begleitung von Lehrmeistern zu lesen, die Glaubenserfahrung besitzen, die in die Heilige Schrift eingedrungen sind, in der grossen Gemeinschaft der Kirche zu lesen, in deren Liturgie diese Ereignisse immer wieder neu gegenwärtig werden. In ihr spricht der Herr jetzt mit uns, so dass wir nach und nach immer mehr Zugang finden zur Heiligen Schrift, in der Gott wirklich - heute - mit uns spricht.

Gespräch mit den Jugendlichen auf dem Petersplatz, 6. April 2006

Lectio divina
Auf ihn hören in der lectio divina, das heisst nicht beim akademischen, sondern beim geistlichen Lesen der Heiligen Schrift: So lernen wir, dem gegenwärtigen Jesus zu begegnen, der zu uns spricht. Wir müssen betrachten und vor ihm und mit ihm über seine Worte und sein Handeln nachdenken. Die Lesung der Heiligen Schrift ist Gebet, sie muss Gebet sein. Sie muss aus dem Gebet hervorgehen und zum Gebet hinführen.

Predigt bei der Chrisam-Messe am Gründonnerstag, 13. April 2006

Weisheit - Christus
Aus der Perspektive des Wortpaares Weisheit - Christus bietet uns das Wort Gottes indes eine vollkommene Sicht vom Menschen in der Geschichte: Wer, fasziniert von der Weisheit, diese in Christus sucht und findet, verlässt für ihn alles und erhält dafür das unschätzbare Geschenk des Gottesreiches und lebt, bekleidet mit Mässigung, Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit - den "Kardinaltugenden" -, in der Kirche das Zeugnis der Liebe.

Predigt bei dem 500-Jahr-Jubiläum der Päpstlichen Schweizergarde 6. Mai 2006

Richtige Auslegung der Hl. Schrift
Wie in den vergangenen Jahrhunderten, so gibt es auch heute Personen oder Kreise, die durch Vernachlässigung der jahrhundertealten Tradition das Wort Christi verfälschen und die Wahrheiten aus dem Evangelium entfernen möchten, die ihrer Meinung nach für den modernen Menschen zu unbequem sind. Man versucht, den Eindruck zu er wecken, dass alles relativ sei: Auch die Glaubenswarheiten hingen angeblich von der jeweiligen historischen Situation und der menschlichen Einschätzung ab. Doch die Kirche kann den Geist der Wahrheit nicht zum Schweigen bringen. Die Nachfolger der Apostel sind zusammen mit dem Papst für die Wahrheit des Evangeliums verantwortlich, und alle Christen sind dazu aufgerufen, diese Verantwortung zu teilen, indem sie die massgeblichen Weisungen dieser Wahrheit annehmen. Jeder Christ ist dazu angehalten, seine eigenen Überzeugungen ständig mit den Geboten des Evangeliums und der Tradition der Kirche zu vergleichen, in dem Bemühen, dem Wort Christi auch dann treu zu bleiben, wenn es anspruchsvoll und menschlich schwer zu verstehen ist. Wir dürfen nicht in die Versuchung des Relativismus oder der subjektivistischen und selektiven Auslegung der Heiligen Schrift gerate. Nur die unversehrte Wahrheit vermag uns dafür zu öffnen, dass wir an Christus festhalten, der für unser Heil gestorben und auferstanden ist.

Predigt bei der Eucharistiefeier in Warschau, 26. Mai 2006

Die Heilige Schrift geistlich lesen
Das Stundengebet ist eine grundlegende Weise des Seins bei ihm. Da beten wir als des Gesprächs mit Gott bedürftige Menschen, aber da nehmen wir auch die anderen Menschen mit, die nicht Zeit und Möglichkeit zu solchem Beten haben. Damit unsere Eucharistiefeier und das Stundengebet von innen gefüllt bleiben, müssen wir auch immer wieder die Heilige Schrift geistlich lesen; nicht nur Worte aus der Vergangenheit enträtseln, sondern nach dem gegenwärtigen Zuspruch des Herrn an mich suchen, der heute durch dieses Wort mit mir spricht. Nur so können wir das heilige Wort als gegenwärtiges Wort Gottes zu den Menschen dieser unserer Zeit bringen.

Predigt bei der Vesper in Altötting, 11. September 2006

Das Wort
Schweigen und Kontemplation dienen dazu in der Zerstreuung des Alltags diese tiefe, beständige Einheit mit Gott finden zu können. Schweigen und Kontemplation: Aber die schöne Berufung des Theologen ist das Sprechen. Dies ist sein Auftrag: In der Geschwätzigkeit unserer Zeit und anderer Zeiten, in der Inflation der Worte die wesentlichen Worte gegenwärtig zu machen. In den Worten das Wort gegenwärtig zu machen, das Wort, das von Gott kommt, das Wort, das Gott ist. Aber wie könnten wir, als Teil dieser Welt mit allen ihren Worten das göttliche Wort in den Worten gegenwärtig machen, wenn nicht durch einen Prozess der Reinigung unseres Denkens, der vor allem auch ein Prozess der Reinigung unserer Worte sein muss? Wie könnten wir die Welt und zuerst uns selber dem Wort öffnen, ohne in das Schweigen Gottes einzutreten, aus dem sein Wort hervorgeht? Zur Reinigung unserer Worte und damit zur Reinigung der Worte der Welt brauchen wir jenes Schweigen, das Kontemplation wird, die uns in das Schweigen Gottes eintreten und so dorthin gelangen lässt, wo das Wort, das erlösende Wort geboren wird.

Predigt zum Abschluss der Jahresversammlung der Internationalen Theologenkommission, 6. Oktober 2006

Die Tiefe der Worte ergreifen
Das lässt mich an den hl. Ignatius von Antiochien und einen schönen Satz von ihm denken: "Wer die Worte des Herrn verstanden hat, versteht sein Schweigen, weil der Herr in seinem Schweigen erkannt werden muss". Die Erforschung der Worte Jesu gelangt bis zu einem gewissen Punkt, bleibt aber unserem Denken verhaftet. Nur wenn wir zu jenem Schweigen des Herrn gelangen, des Herrn in seinem Einssein mit dem Vater, von dem die Worte stammen, können wir auch wirklich beginnen, die Tiefe dieser Worte zu begreifen. Die Worte Jesu entstanden in seinem Schweigen auf dem Berg, wie die Schrift sagt, in seinem Einssein mit dem Vater. Aus diesem Schweigen der Gemeinschaft mit dem Vater, aus dem Versunkensein in den Vater entstehen die Worte, und nur, wenn wir an diesen Punkt gelangen und von diesem Punkt aus gehen, gelangen wir zur wahren Tiefe des Wortes und können so authentische Interpreten des Wortes sein. Der Herr lädt uns durch sein Wort dazu ein, mit ihm auf den Berg zu steigen und in seinem Schweigen immer wieder den wahren Sinn der Worte zu erlernen.

Predigt zum Abschluss der Jahresversammlung der Internationalen Theologenkommission, 6. Oktober 2006

Die Freude am Herrn leben
Das Kirchengebäude besteht, damit das Wort Gottes unter uns gehört, erklärt und verstanden werden kann; es besteht, damit das Wort Gottes unter uns als Kraft werde, die Gerechtigkeit und Liebe hervorbringt. Es besteht insbesondere, damit in ihm das Fest beginnen kann, an dem Gott die Menschheit nicht erst am Ende der Zeiten, sondern schon jetzt teilnehmen lassen will. Es besteht, damit in uns die Erkenntnis dessen, was gerecht und gut ist, geweckt wird; es gibt keine andere Quelle als das Wort Gottes, um das Rechte und Gute zu erkennen und dieser Erkenntnis Kraft zu verleihen. Es besteht, damit wir lernen, die Freude am Herrn, die unsere Stärke ist, zu leben. Bitten wir den Herrn, uns über sein Wort zu freuen, uns über den Glauben zu freuen, damit diese Freude uns selbst und die Welt erneuere!

Predigt bei der Weihe der neuen Kirche "Santa Maria Stella dell'Evangelizzazione" in Rom, 10. Dezember 2006

Wort Gottes ist Existenz
Das Wort Gottes ist nicht bloss Wort. In Jesus Christus ist es mitten unter uns als Person gegenwärtig. Das ist der tiefste Zweck der Existenz des Kirchenbaus: Die Kirche besteht, damit wir in ihr Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes, begegnen. Gott hat ein Antlitz. Gott hat einen Namen. In Christus ist Gott Mensch geworden und schenkt sich uns im Geheimnis der heiligsten Eucharistie. Das Wort ist Fleisch, es schenkt sich uns unter der Gestalt des Brotes und wird so wahrhaft zu dem Brot, von dem wir leben. Wir Menschen leben von der Wahrheit. Diese Wahrheit ist Person: sie spricht zu uns, und wir sprechen zu ihr. Die Kirche ist der Ort der Begegnung mit dem Sohn des lebendigen Gottes und somit der Ort der Begegnung unter uns. Das ist die Freude, die Gott uns schenkt: dass er einer von uns geworden ist, dass wir ihn gleichsam berühren können und dass er mit uns lebt. Die Freude an Gott ist wirklich unsere Stärke.

Predigt bei der Weihe der neuen Kirche "Santa Maria Stella dell'Evangelizzazione" in Rom, 10. Dezember 2006

Jesus hat das Wort "kurz gemacht"
Das Wort, das Gott uns in den Büchern der Heiligen Schrift mitteilt, war lang geworden im Lauf der Zeit. Lang und unübersichtlich nicht nur für die einfachen, des Lesens unkundigen Menschen, sondern sogar noch mehr für die Schriftkenner, die Gelehrten, die sich zusehends in den Einzelheiten und ihren Problemen verfingen und den Blick aufs Ganze kaum noch finden konnten. Jesus hat das Wort "kurz gemacht" - uns seine tiefste Einfachheit und Einheit wieder gezeigt. Alles, was Gesetz und Propheten uns lehren, so sagt er uns, ist vereinigt in dem einen Wort: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deinen Gedanken... Du sollt den Nächsten lieben wie dich selbst" (Mt 22,37-40). Das ist alles – der ganze Glaube ist bezogen auf diesen einen Gott und Menschen umfassenden Akt der Liebe.

Predigt in der Heiligen Nacht, 24. Dezember 2006

Hinhören
In der christlichen Perspektive ist das Hinhören von vorrangiger Bedeutung. Dazu stellt Jesus ausdrücklich fest: "Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen" (Lk 11, 28). Ja, zu Marta, die sich um so viele Dinge sorgt, sagt er, dass "nur eines notwendig ist" (Lk 10, 42). Und aus diesem Zusammenhang ergibt sich, dass dieses einzig Notwendige das gehorsame Hören des Wortes ist. Darum ist das Hören des Wortes Gottes auch von vorrangiger Bedeutung für unseren ökumenischen Einsatz. Denn nicht wir sind es, die die Einheit der Kirche machen oder organisieren. Die Kirche macht sich nicht selbst, sie lebt nicht aus sich selbst, sondern sie lebt aus dem schöpferischen Wort, das aus dem Mund Gottes kommt. Gemeinsam das Wort Gottes hören; die "lectio divina" der Bibel halten, dass heisst das an das Gebet gebundenen Lesen der Heiligen Schrift; sich überraschen lassen von der Neuheit des Wortes Gottes, die nie alt wird und sich nie erschöpft; unsere Taubheit für jene Worte überwinden, die nicht mit unserem Vorurteilen und unseren Meinungen übereinstimmen; hören und studieren in der Gemeinschaft der Gläubigen aller Zeiten; all das stellt einen Weg dar, der beschritten werden muss um die Einheit im Glauben zu erreichen, als Antwort auf das Hören des Wortes.

Predigt bei Vespergottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen, 25. Januar 2007

Sind wir vielleicht taub geworden?
Wer auf das Wort Gottes hört, kann und muss dann davon sprechen und es weitergeben an die anderen, an diejenigen, die es noch nie gehört haben, oder an jene, die es vergessen oder unter den Dornen der Sorgen und Täuschungen der Welt begraben haben (vgl. Mt 13,22). Wir müssen uns fragen: sind wir Christen nicht vielleicht zu taub geworden? Fehlt uns nicht vielleicht der Mut, zu sprechen und Zeugnis zu geben, wie es die Zeugen der Heilung des Taubstummen in der Dekapolis getan haben? Unsere Welt braucht dieses Zeugnis; sie wartet vor allem auf das gemeinsame Zeugnis der Christen. Deshalb schliesst das Hören auf den Gott, der spricht, auch das gegenseitige Zuhören, den Dialog zwischen den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften ein.

Predigt bei Vespergottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen, 25. Januar 2007

Persönliche Lektüre und gemeinschaftliche Schriftlesung
Der hl. Augustinus sagt in seinen Homilien oft: Ich habe mehrmals an die Tür dieses Wortes [des Wortes Gottes] geklopft, bis ich hören konnte, was Gott selbst zu mir sagte. Auf der einen Seite steht diese sehr persönlichen Lektüre, dieses persönliche Gespräch mit Gott, in dem ich danach suche, was der Herr mir sagt. Von grosser Bedeutung ist, zusammen mit dieser persönlichen Lektüre, die gemeinschaftlichen Schriftlesung, weil das lebendige Subjekt der heiligen Schrift das Volk Gottes, die Kirche, ist.

Besuch im Römischen Priesterseminar, 17. Februar 2007

Mit der Person wachsen
Die Heilige Schrift war keine reine Privatangelegenheit grosser Schriftsteller - auch wenn der Herr immer den Menschen, seine persönliche Antwort braucht -, sondern sie ist mit Personen gewachsen, die in den Weg des Gottesvolkes einbezogen waren, und auf diese Weise sind ihre Worte Ausdruck dieses Weges, dieser Wechselseitigkeit des Rufes Gottes und der menschlichen Antwort.

Besuch im Römischen Priesterseminar, 17. Februar 2007

In der Einheit lesen
Nur wenn wir alles als einen einzigen Weg nehmen, den wir Schritt für Schritt gehen, und die Heilige Schrift in ihrer Einheit zu lesen lernen, können wir tatsächlich den Zugang zur Schönheit und zum Reichtum der Heiligen Schrift finden. Es gilt daher: Alles lesen, aber immer die Gesamtheit der Heiligen Schrift berücksichtigen, wo ein Teil den anderen, ein Schritt des Weges den anderen erklärt.

Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Lektüre im Licht Christi
Das Lesen der Heiligen Schrift muss immer eine Lektüre im Lichte Christi sein. Nur so können wir auch in unserem heutigen Umfeld die Heilige Schrift lesen und verstehen und von der Heiligen Schrift wirklich Licht erhalten. Wir müssen eines begreifen: Die Heilige Schrift ist ein Weg mit einer Richtung. Wer den Zielpunkt kennt, kann auch jetzt von neuem alle Schritte tun und so auf tiefere Weise das Geheimnis Christi kennenlernen.

Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Das Wort ist immer viel grösser
Ich möchte noch eine Sache hinzufügen, die alle Kirchenväter hervorgehoben haben. Dabei denke ich vor allem an einen wunderschönen Text des hl. Ephraim und an einen anderen des hl. Augustinus, in denen es heisst: Wenn du wenig verstanden hast, nimm es an, und denke nicht, du hättest alles verstanden. Das Wort ist immer viel grösser als alles, was du verstehen konntest. Und das muss jetzt kritisch gegenüber einer bestimmten Richtung der modernen Exegese gesagt werden, die glaubt, alles verstanden zu haben, und dass daher nach der von ihr erarbeiteten Auslegung nichts anderes mehr gesagt werden könne. Das ist nicht wahr. Das Wort ist immer grösser als die Exegese der Väter und die kritische Exegese, weil auch diese nur einen Teil, ja, ich würde sagen, einen sehr kleinen Teil versteht. Das Wort ist immer grösser – das ist unser grosser Trost. Und es ist einerseits schön zu wissen, dass man nur ein klein wenig verstanden hat. Es ist schön zu wissen, dass es noch einen unerschöpflichen Schatz gibt und dass jede neue Generation wieder neue Schätze entdecken und weitergehen wird mit der Grösse des Wortes Gottes, das uns immer voraus ist, uns leitet und immer grösser ist. Mit diesem Bewusstsein muss man die Heilige Schrift lesen.

Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Das Netz auswerfen
"Werft das Netz aus... und ihr werdet etwas fangen!" (Joh 21,6). [...] Was bedeutet konkret die Aufforderung Jesu, "das Netz auszuwerfen"? Wie für die Jünger bedeutet sie zuallererst, an ihn zu glauben und seinem Wort zu vertrauen. Wie sie fordert Jesus auch euch auf, ihm mit aufrichtigem und festem Glauben zu folgen. Schickt also auch ihr euch an, auf sein Wort zu hören und es jeden Tag zu betrachten.

Predigt bei Pastoralbesuch in der Lombardei, 21. April 2007

Keine Scientia Christi ohne Liebe
Trotz des ganzen theologischen Reichtums seines[Origenes] Denkens ist es nie eine rein akademische Abhandlung; es ist immer auf die Erfahrung des Gebets, des Kontakts mit Gott gegründet. Seiner Ansicht nach ist nämlich für das Verständnis der Heiligen Schrift mehr noch als das Studium die Vertrautheit mit Christus und das Gebet erforderlich. Er ist überzeugt, dass der bevorzugte Weg zur Erkenntnis Gottes die Liebe ist und dass es keine echte "scientia Christi" gibt, ohne sich in ihn zu verlieben.

Generalaudienz, 2. Mai 2007

Erziehung zum Lesen und Betrachtung des Wortes Gottes
Wie kann man Christus wirklich kennenlernen, um ihm folgen und mit ihm leben zu können, um in ihm das Leben zu finden und dieses Leben den andern, der Gesellschaft und der Welt mitzuteilen? Christus gibt sich uns vor allem in seiner Person, in seinem Leben und in seiner Lehre durch das Wort Gottes zu erkennen. [...] Deshalb muss das Volk zum Lesen und zur Betrachtung des Wortes Gottes erzogen werden, auf dass es zu seiner Nahrung werde, damit die Gläubigen durch eigene Erfahrung sehen, dass die Worte Jesu Geist und Leben sind (vgl. Joh 6,63). Denn wie sollten sie eine Botschaft verkünden, deren Inhalt und Geist sie nicht gründlich kennen? Wir müssen unseren missionarischen Einsatz und unser ganzes Leben auf den Fels des Wortes Gottes gründen. Ich ermutige daher die Hirten, sich zu bemühen, das Wort Gottes bekannt zu machen.

Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007

Kommt zum Heiligen Haus von Loreto
Es gibt ein wechselseitiges Band zwischen dem Platz und dem Haus. Der Platz ist gross, er ist offen, er ist der Ort der Begegnung mit der anderen, des Dialogs, des Austauschs: das Haus hingegen ist der Ort der Sammlung und der inneren Stille, wo das Wort in Tiefe aufgenommen werden kann. Um Gott auf den Platz zu bringen, muss man ihn zuerst im Haus verinnerlicht haben, wie Maria bei der Verkündigung. Und umgekehrt öffnet sich das Haus hin zum Platz; Darauf verweist auch die Tatsache, dass das Heilige Haus von Loreto drei und nicht vier Wände hat: es ist ein offenes Haus, es ist offen hin zur Welt, zum Leben, [...]. Kommt hierher in den wichtigsten Augenblicken eures Lebens, wenigstens mit dem Herzen, um euch geistlich zwischen den Mauern des Heiligen Hauses zu sammeln. Betet zur Jungfrau Maria, damit sie für euch das Licht und die Kraft des Heilgen Geistes erlange, um voll und grossherzig auf die Stimme Gottes zu antworten. So werdet ihr seine wahren Zeugen auf dem "Platz", in der Gesellschaft, Überbringer eines Evangeliums, das nicht abstrakt ist, sondern in eurem Leben Fleisch angenommen hat.

Angelus in Loreto, 2. September 2007

Gott ist uns nahe
Das ist das Reich Gottes: Gott selbst ist nahe, und wir müssen uns diesem Gott nähern, der nahe ist, weil er Mensch geworden ist, Mensch bleibt und stets bei uns ist in seinem Wort, in der heiligen Eucharistie und in allen Gläubigen. Das Reich Gottes verkündigen heisst daher, heute von Gott zu sprechen, das Wort Gottes, das Evangelium, das Gegenwart Gottes ist, gegenwärtig zu machen, und natürlich Gott gegenwärtig zu machen, der in der heiligen Eucharistie gegenwärtig geworden ist.

Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso in Auronzo di Cadore, 24. Juli 2007

Das Wort Gottes richtig lesen
Wir dürfen die Heilige Schrift nicht als Wort der Vergangenheit lesen, sondern als Wort Gottes, das sich auch an uns wendet, und müssen versuchen zu verstehen, was der Herr uns sagen will. Um aber nicht in den Individualismus zu verfallen, müssen wir uns vergegenwärtigen, dass das Wort Gottes uns gerade deshalb gegeben ist, um Gemeinschaft aufzubauen, um uns auf unserem Weg zu Gott hin in der Wahrheit zu vereinen. Obwohl es also immer ein persönliches Wort ist, ist es auch ein Wort, das Gemeinschaft errichtet, das die Kirche auferbaut. Deshalb müssen wir es in Gemeinschaft mit der lebendigen Kirche lesen. Der bevorzugte Ort des Lesens und Hörens des Wortes Gottes ist die Liturgie, in der wir durch das Feiern des Wortes und durch die Vergegenwärtigung des Leibes Christi im Sakrament das Wort in unserm Leben verwirklichen und es unter uns gegenwärtig machen.
Wir dürfen nie vergessen, dass das Wort Gottes über die Zeiten hinausreicht. Die menschlichen Meinungen kommen und gehen. Was heute sehr modern ist, wird morgen uralt sein. Das Wort Gottes hingegen ist Wort des ewigen Lebens, es trägt in sich die Ewigkeit, das, was für immer gilt. Indem wir in uns das Wort Gottes tragen, tragen wir also in uns das Ewige, das ewige Leben.

Generalaudienz, 7. November 2007

Vertrauter Umgang mit der Bibel
Der hl. Hieronymus hat mit der Bibel gelebt, sie hat ihn gleichsam Tag und Nacht begleitet, und er lädt die Gläubigen ein, ihrerseits mit der Bibel einen vertrauten Umgang zu pflegen. Sie ist das Instrument, durch das Gott mit uns redet. Allerdings, so sagt er uns, damit man wirklich Gott hört und nicht nur irgendwelche Wörter der Vergangenheit, ist es notwendig zu beten. Betend in die Schrift hineinzugehen und sich von ihr in das Gebet führen zu lassen, nur so kann man im Wort Gottes voranschreiten, und es ist notwendig, sie im Mitglauben mit der Kirche zu lesen, weil ja das Volk Gottes das lebendige Subjekt ist, aus dem die Schrift gewachsen ist. Wer mit Gott in der Schrift redet, der bleibt nicht bei Gott allein stehen, sondern er lernt Gott im Nächsten zu erkennen und wird zur Nächstenliebe geführt, dahin geführt, Christus in den Armen zu kleiden, in den Leidenden zu begegnen, in den Hungernden zu speisen und in den Heimatlosen zu beherbergen. Die Gläubigen sind zur Vervollkommnung ihres Lebens aufgerufen und dazu gehört, so sagt uns Hieronymus aus eigener Erfahrung, Wachsamkeit, auch die Bereitschaft zum Verzicht, Fleiss. Er mahnt, der Mensch muss arbeiten, geistig oder körperlich, aber Arbeit gehört zum menschlichen Leben. Und auch Gehorsam, nicht sich selbst zur letzten Instanz machen, sondern Gott und sein Wort als die Instanz anerkennen, der ich gehorche, und so werde ich wahrhaft ich selbst. Hieronymus' Weisung sagt uns, das Wort Gottes macht uns zum Menschen. Es erschliesst uns die wahren Wege des Lebens und der Heiligkeit.

Generalaudienz, 14. November 2007

Niemals alleine die Schrift lesen
Ein grundlegendes methodologisches Kriterium bei der Auslegung der Schrift war für Hieronymus die Übereinstimmung mit dem Lehramt der Kirche. Wir können niemals alleine die Schrift lesen. Wir finden zu viele Türen verschlossen und gleiten leicht in den Irrtum ab. Die Bibel wurde vom Volk Gottes und für das Volk Gottes unter der Inspiration des Heiligen Geistes geschrieben. Nur in dieser Gemeinschaft mit dem Volk Gottes können wir wirklich mit dem "Wir" in den Kern der Wahrheit eintreten, die Gott selbst uns sagen will. Für Hieronymus musste eine authentische Auslegung der Bibel immer in harmonischer Übereinstimmung mit dem Glauben der katholischen Kirche stehen. Es handelt sich nicht um eine Forderung, die diesem Buche von aussen auferlegt würde; die Bibel ist die Stimme des pilgernden Gottesvolkes, und nur im Glauben dieses Volkes befinden wir uns sozusagen in der richtigen Tonart, um die Heilige Schrift zu verstehen. Deshalb mahnte Hieronymus: "Bleibe fest mit der traditionellen Lehre verbunden, die man dich gelehrt hat, damit du gemäss der gesunden Lehre diejenigen ermahnen und widerlegen kannst, die dir widersprechen" (Ep. 52,7).

Generalaudienz, 14. November 2007

Das Evangelium - die "gute Nachricht"
Die "gute Nachricht", die Jesus verkündigte, lässt sich in diesen Worten zusammenfassen: Das Reich Gottes - oder das Himmelreich - ist nahe (vgl. Mt 4,17; Mk 1,15). Was bedeutet dieser Ausdruck? Gewiss meint er nicht ein in Raum und Zeit begrenztes irdisches Reich, sondern er kündigt an, dass Gott es ist, der herrscht, dass Gott der Herr ist und dass seine Herrschaft gegenwärtig, aktuell ist, und sich verwirklicht. Die Neuheit der Botschaft Christi besteht also darin, dass Gott in Ihm nahegekommen ist, nunmehr unter uns herrscht, wie die Wunder und Heilungen beweisen, die er vollbringt. Gott herrscht in der Welt durch seinen menschgewordenen Sohn und mit der Kraft des Heiligen Geistes, der "Finger Gottes" genannt wird (vgl. Lk 11,20). Wohin Jesus kommt, dort bringt der Schöpfergeist Leben, und die Menschen sind von den Krankheiten des Leibes und des Geistes geheilt. Die Herrschaft Gottes offenbart sich also in der ganzheitlichen Heilung des Menschen. Damit will Jesus das wahre Antlitz Gottes offenbaren, den nahen Gott, voller Mitleid für jeden Menschen; der Gott, der uns das Leben in Fülle schenkt, sein eigenes Leben. Das Reich Gottes ist somit das Leben, das sich gegenüber dem Tod behauptet, das Licht der Wahrheit, das das Dunkel der Unwissenheit und der Lüge zerstreut.

Angelus, 27. Januar 2008

Die Wiederentdeckung des wahren Bildes
Wir haben die Ikone wiederentdeckt mit ihren strengen Regeln, ohne die Schönheiten der Renaissance. Und so können auch wir einen Weg der demütigen Wiederentdeckung der grossen Bilder wieder aufnehmen, einen Weg, der stets aufs Neue zur Befreiung von zu vielen Worten, zu vielen Bildern führt, um die wesentlichen Bilder wiederzuentdecken, die für uns notwendig sind. Gott selbst hat uns sein Bild gezeigt, und wir können dieses Bild wiederfinden durch die tiefe Betrachtung des Wortes, das die Bilder wiedererstehen lässt.

Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008

Das Wort Gottes reinigt uns
Er macht uns rein durch sein Wort und durch seine Liebe, durch die Gabe seiner selbst. "Ihr seid rein durch das Wort, das ich zu euch gesprochen habe", wird er in der Weinstock-Rede zu seinen Jüngern sagen (Joh15,3). Immer wieder wäscht er uns mit seinem Wort. Ja, wenn wir die Worte Jesu besinnlich, betend, glaubend in uns aufnehmen, entfalten sie in uns ihre reinigende Kraft. Tag um Tag werden wir mit vielerlei Schmutz, mit Phrasen, mit Vorurteilen, mit verkürzter und entstellter Weisheit geradezu überschüttet; vielerlei halbe oder offene Unwahrheit drängt immer wieder in uns herein. All das verdunkelt und verunreinigt unsere Seele, bedroht uns mit der Unfähigkeit zur Wahrheit und zum Guten. Wenn wir Jesu Worte wachen Herzens aufnehmen, sind sie wirkliche Waschungen, Reinigungen der Seele, des inneren Menschen.

Predigt in der Messe "in Coena Domini" am Gründonnerstag, 20. März 2008

Wahrhaft gereinigt werden
In den heiligen Sakramenten kniet der Herr immer wieder zu unseren Füssen und reinigt uns. Bitten wir ihn dass wir von dem heiligen Bad seiner Liebe immer tiefer durchdrungen und so wahrhaft gereinigt werden.

Predigt in der Messe "in Coena Domini" am Gründonnerstag, 20. März 2008

Lass uns österliche Menschen werden
In dieser Stunde danken wir dem Herrn, dass er durch die Kraft seines Wortes und der heiligen Sakramente uns in die rechte Richtung wendet und unser Herz in die Höhe zieht. Und wir bitten ihn: Ja, Herr, lass uns österliche Menschen werden, Menschen des Lichts, erfüllt vom Feuer deiner Liebe. Amen.

Predigt in der Osternacht, 22. März 2008

Die Struktur der Hl. Messe
Dieser wunderbare Text aus dem Evangelium [Emmausjünger (Lk 24,13-35)] enthält bereits die Struktur der Heiligen Messe: im ersten Teil das Hören des Wortes durch die Heilige Schrift; im zweiten Teil die eucharistische Liturgie und die Gemeinschaft mit dem im Sakrament seines Leibes und seines Blutes gegenwärtigen Christus. Indem sich die Kirche an diesem zweifachen Tisch nährt, wird sie unablässig erbaut und Tag für Tag im Glauben, in der Hoffnung und der Liebe erneuert.

Angelus, 6. März 2008

Emmaus steht für jeden Ort
Die Ortschaft Emmaus ist nicht mit Sicherheit identifiziert worden. Es gibt verschiedene Hypothesen, und das hat gewiss seinen Reiz, denn es lässt uns denken, dass Emmaus in Wirklichkeit für jeden Ort steht: Die Strasse, die dorthin führt, ist der Weg eines jeden Christen, ja eines jeden Menschen. Auf unserm Wegen wird der auferstandene Jesus zum Weggefährten, um in unseren Herzen die Wärmen des Glaubens und der Hoffnung zu entfachen und das Brot des ewigen Lebens zu brechen. Im Gespräch der Jünger mit dem unbekannten Wegbegleiter beeindruckt das Wort, das der Evangelist Lukas einem von ihnen in den Mund legt: "Wir aber hatten gehofft..." (24,21). Dieses Wort in der Vergangenheitsform sagt alles: Wir haben geglaubt, wir sind nachgefolgt, wir haben gehofft..., aber nun ist alles vorbei. Auch Jesus von Nazaret, der sich in Werken und Worten als mächtiger Prophet erwiesen hatte, ist gescheitert, und wir sind enttäuscht worden.
Diese dramatischen Situation der Emmausjünger spiegelt die Situation vieler Christen der heutigen Zeit wider: die Hoffnung des Glaubens scheint gescheitert zu sein. Der Glaube selbst gerät in eine Krise aufgrund der negativen Erfahrungen, in denen wir uns auch vom Herrn verlassen fühlen. Aber dieser Weg nach Emmaus, auf dem wir unterwegs sind, kann so zum Weg einer Läuterung und Reifung unseres Glaubens an Gott werden: Auch heute können wir ein Gespräch mit Jesus beginnen, indem wir auf sein Wort hören. Auch heute bricht er für uns das Brot und schenkt uns sich selbst als unser Brot. Und so schenkt uns die Begegnung mit dem auferstandenen Christus, die auch heute möglich ist, einen tieferen und authentischeren Glauben der sozusagen im Feuer des Osterereignisses gehärtet wird; einen starken Glauben, da er sich nicht von menschlichen Ideen nährt, sondern vom Wort Gottes und von seiner wirklichen Gegenwart in der Eucharistie.

Angelus, 6. März 2008

An Gottes unendliche Kraft glauben
Das Wort Gottes erinnert uns daran, dass wir im Glauben sehen, dass der Himmel offen ist und die Gnade des Heiligen Geistes die Kirche erleuchtet und unserer Welt sichere Hoffnung bringt. "Herr, mein Gott", singt der Psalmist, "sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde" (Ps 104,30). Diese Worte stellen uns den Beginn der Schöpfung vor Augen, als der Geist Gottes über dem Wasser schwebte (vgl. Gen1,2), und sie geben einen Ausblick auf die neue Schöpfung, an Pfingsten, als der Heilige Geist auf die Apostel herabkam und die Kirche als Erstlingsfrucht einer erlösten Menschheit gründete(vgl. Joh 20,22-23). Diese Worte ermahnen uns, immer tiefer an Gottes unendliche Kraft zu glauben, jede menschliche Situation zu verwandeln, Leben aus dem Tod zu schaffen und auch die dunkelste Nacht zu erhellen. Und sie lassen uns an noch ein anderes wunderbares Wort des hl. Irenäus denken: "Wo die Kirche ist, dort ist der Geist Gottes; wo der Geist Gottes ist, dort ist die Kirche und alle Gnade" (Adv. Haer. III, 24,1).

Predigt bei Votivmesse für die Universalkirche in der St.-Patrick-Kathedrale in New York, 19. April 2008

"Wenn ihr mich liebt"...
In dem Moment, in dem Christus nach Vollendung seiner Sendung zum Vater heimkehrt, sendet dieser den Geist, als Verteidiger und Tröster, damit er für immer bei den Gläubigen bleibe und in ihnen wohne. So entsteht zwischen Gott, dem Vater, und den Jüngern dank der Mittlerschaft des Sohnes und des Heiligen Geistes eine gegenseitige innere Beziehung: "Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch", sagt Jesus (Joh 14,20). Das alles hängt jedoch an einer Bedingung, die Christus zu Beginn stellt: "Wenn ihr mich liebt" (Joh 14,15), und die er am Ende wiederholt: "Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren" (Joh 14,21).
Ohne die Liebe zu Jesus, die sich in der Achtung seiner Gebote vollzieht, schliesst sich der Mensch aus der trinitarischen Bewegung aus und beginnt, sich in sich selbst zu verschliessen; er verliert die Fähigkeit, Gott zu empfangen und ihn mitzuteilen.

Predigt bei Priesterweihe im Petersdom, 27. April 2008

Jesus spricht durch das Wort der Heiligen Schrift
Jesus wendet sich - wie an den Pharisäer Simon im Lukasevangelium - immer wieder durch die Schrift an uns: "Ich möchte dir etwas sagen" (Lk 7,40). Denn jedes Wort der Heilige Schrift ist für uns ein Wort des Lebens, das wir mit viel Aufmerksamkeit hören sollen. In ganz besonderer Weise bildet das Evangelium das Herz der christlichen Botschaft, die ganze Offenbarung der göttlichen Geheimnisse. In seinem Sohn, dem menschgewordenen Wort, hat uns Gott alles gesagt. In seinem Sohn hat uns Gott sein väterliches Angesicht enthüllt, ein Antlitz der Liebe, der Hoffnung - Er hat uns den Weg zum Glück und zur Freude gezeigt.

Videobotschaft an die in Québec versammelten Jugendlichen, 21. Juni 2008

Der Wahrheit des Wortes Gottes vertrauen
"An das Licht glauben" (vgl. Joh 12,36). Diese Worte haben für Euch, liebe junge Seminaristen Ordensleute, eine spezielle Bedeutung. Sie sind eine Aufforderung, auf die Wahrheit des Wortes Gottes zu vertrauen und fest auf seine Verheissungen zu hoffen. Sie laden uns ein, mit den Augen des Glaubens das unfehlbare Wirken seiner Gnade in unserer Umgebung zu sehen, selbst in jenen dunklen Zeiten, wenn all unser Bemühen vergeblich erscheint. […] Sicher gibt es Zeiten, in denen jeder gläubige Jünger die Hitze und die Last des Tages empfinget (vgl. Mt 20,12) und die Mühe, ein prophetisches Zeugnis vor eine Welt zu tragen, die für die Forderungen des Wortes Gottes wie taub erscheinen mag. Fürchtet Euch nicht! Glaubt an das Licht!

Predigt bei Eucharistiefeier mit Bischöfen, Seminaristen und jungen Ordensangehörigen, 19. Juli 2008

Die Heilige Schrift, ein geistliches Eden
Die Kirchenväter sahen die Schrift gern als ein geistliches Eden an, als einen Garten, in dem wir frei mit Gott spazieren gehen und die Schönheit und Harmonie seines Heilsplanes bewundern können, während sie in unserem eigenen Leben, im Leben der Kirche und in der gesamten Geschichte Frucht bringt. Lasst also das Gebet und die Meditation des Wortes Gottes das Licht sein, das die Schritte auf dem Weg, den der Herr für euch vorgezeichnet hat, erhellt, läutert und leitet.

Predigt bei Eucharistiefeier mit Bischöfen, Seminaristen und jungen Ordensangehörigen, 19. Juli 2008

"…wird dafür das Hundertfache erhalten"
Mögen Sie niemals an der Wahrheit des Versprechens unseres Herrn zweifeln, dass wir immer, wenn wir unsere Kreativität, unsere Energie, unsere Ressourcen und unser ganzes Sein ihm hingeben, das alles reichlich zurückbekommen werden (vgl. Mt 19,29)!

Ansprache an die Organisatoren und Sponsoren der Apostolischen Reise nach Sydney, 20. Juli 2008

Im Wort Gottes zu Hause sein
In diesem Raum zu Hause werden, im Raum des Wortes Gottes, ist etwas sehr Wichtiges, das uns sozusagen in diesen Atem Gottes hineinführt. Und dann, natürlich, muss aus diesem zuhören, dem Wandern im Wort Gottes, ein Antworten werden, das Antworten im Gebet, in der Berührung mit Christus. Und natürlich besonders im Heiligen Sakrament der Eucharistie, in dem er auf uns zugeht und in uns eintritt, sich gleichsam mit uns verschmilzt. Aber auch das Sakrament der Busse, in dem wir uns immer wieder reinigen lassen, die Dunkelheiten herauswaschen lassen, die der Alltag in uns hinterlässt.

Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008

Die Berührung mit Christus
Ein Leben mit Christus im Heiligen Geist, im Wort Gottes, und in der Gemeinschaft der Kirche, in ihrer lebendigen Gemeinschaft.
Der Hl. Augustinus hat gesagt: "Willst Du den Geist Gottes haben, dann sei im Leib Christi". Im mystischen Leib Christi ist der Raum seines Geistes.
All das sollte also sozusagen unseren Tageslauf bestimmen, das es ein strukturierter Tag ist, ein Tag, in dem immer wieder Gott Einlass findet in uns, in dem immer wieder die Berührung mit Christus stattfindet, in dem wir auf solche Weise immer wieder vom heiligen Geist beatmet werden. Wenn wir das tun, wenn wir dazu nicht zu faul, zu undiszipliniert oder sonst zu träge sind, dann geschieht etwas an uns, dann nimmt der Tag Gestalt an, und dann nimmt unser eigenes Leben darin Gestalt an, das leuchtet dann aus uns heraus, ohne dass wir viel überlegen müssen und sozusagen "propagandistisch" tätig werden müssen: Es kommt von selbst, weil es unser eigenes Inneres ist.

Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008

Die Kenntnis und Betrachtung der Heiligen Schrift fördern
In der Tat ist der Meister, der die Seinen begleitet, mit ihnen spricht und ihnen die Schrift erschliesst, ein Vorbild, dem man folgen muss, wenn man den Geist und das Herz des Menschen darauf vorbereiten will, Christus zu entdecken und ihm persönlich zu begegnen. Die Kenntnis und die Betrachtung der Heiligen Schrift zu fördern, sie in der Verkündigung und der Katechese treu zu erläutern und in der Schule zu lehren, ist daher notwendig, damit die christliche Berufung bewusster, tiefer und überzeugter gelebt werden kann.

"Ad-limina"-Besuch der Bischofskonferenz von Uruguay, 26. September 2008

Die Bibel: ein Brunnen
Die Bibel möge für jeden Christen wie ein Brunnen sein, zu dem er jeden Tag kommt, um seinen Durst zu stillen!

Angelus, 5. Oktober

Wort Gottes: ein Licht
Ich wünsche euch, dass die heilige Schrift immer das helle Licht sei, das eure Pilgerreise und den gesamten Weg eures Lebens erhellt.

Angelus, 5. Oktober

Die Bedeutung des Wortes Gottes erkennen
Bitten wir um das Licht des Heiligen Geistes, damit wir immer besser die Bedeutung des Wortes Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche sowie in unserer persönlichen Glaubenserfahrung erkennen.

Angelus, 5. Oktober

Das Wort Gottes verwandelt das Herz des Menschen
Wenn Gott spricht, fordert er immer zu einer Antwort heraus. Sein Heilswirken erfordert die Mitwirkung des Menschen; seiner Liebe wartet auf eine Erwiderung. Es darf nie geschehen, liebe Brüder und Schwestern, was in der Bibel über den Weinberg gesagt wird: er hoffte, dass der Weinberg süsse Trauben brächte, doch er brachte nur sauere Beeren (vgl. Jes 5,2). Nur das Wort Gottes kann das Herz des Menschen in der Tiefe verwandeln, und deshalb ist es wichtig, dass die einzelnen Gläubigen und die Gemeinschaften mit dem Wort Gottes immer tiefer vertraut werden.

Predigt bei Eucharistiefeier zur Eröffnung der Weltbischofssynode, 5. Oktober 2008

Das Wort Gottes verkünden
"Die Ernte ist gross" (Mt 9,37), wiederholt der göttliche Meister heute auch uns gegenüber: Viele sind ihm noch nicht begegnet und warten auf die erste Verkündigung seines Evangeliums: andere sind, obwohl sie eine christliche Erziehung oder Bildung erhalten haben, lau geworden in ihrer Begeisterung und haben zum Wort Gottes einen nur noch oberflächlichen Kontakt; andere haben sich von der Glaubenspraxis entfernt und brauchen eine Neuevangelisierung.

Predigt bei Eucharistiefeier zur Eröffnung der Weltbischofssynode, 5. Oktober 2008

Das Wort Gottes ist Fundament von allem
Noch mehr ist das Wort Gottes Fundament von allem, es ist die wahre Wirklichkeit. Und wenn wir realistisch sein wollen, müssen wir mit genau dieser Wirklichkeit rechnen. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass die Materie, die konkreten Dinge, die wir anfassen können, die solideste, sicherste Realität sind.

Meditation bei der ersten Arbeitssitzung in der Synodenaula am 6. Oktober 2008

Das Wort Gottes ist das Fundament
Am Ende der Bergpredigt spricht der Herr von den zwei Möglichkeiten, das Haus des eigenen Lebens zu bauen: auf Sand oder auf Felsen. Auf Sand baut derjenige, der nur auf die sichtbaren und greifbaren Dinge baut, auf den Erfolg, die Karriere, das Geld. Scheinbar ist dies die wahre Wirklichkeit. Aber dies alles wird eines Tages vorbei sein. Wir sehen das jetzt beim Zusammenbruch der grossen Banken, diese Gelder verschwinden, sie sind nichts, und so sind all diese Dinge - die als die wahre Wirklichkeit erscheinen, auf die man sich verlassen kann - zweitrangige Wirklichkeiten. Wer sein Leben auf diese Wirklichkeiten baut, auf das Materielle, den Erfolg, alles, was glänzt, der baut auf Sand. Nur das Wort Gottes ist das Fundament der gesamten Wirklichkeit, es steht fest wie der Himmel und mehr als der Himmel, es ist die Realität.

Meditation bei der ersten Arbeitssitzung in der Synodenaula am 6. Oktober 2008

Das Fundament das ewig bleibt
Realist ist der, der im Wort Gottes, dieser scheinbar so gebrechlichen Realität, das Fundament von allem erkennt. Realist ist derjenige, der sein Leben auf dieses Fundament baut, das ewig bleibt.

Meditation bei der ersten Arbeitssitzung in der Synodenaula am 6. Oktober …
Caeleste Desiderium
Sohn Gottes
Dein Wille geschehe

Der Primat Gottes: Wir sehen im "Vater Unser", dass die ersten drei Bitten sich auf diesen Primat Gottes Beziehen: dass der Name Gottes geheiligt werde, dass die Achtung des göttlichen Geheimnisses lebendig sei und unser ganzes Leben beseele; dass "das Reich Gottes komme" und "sein Wille geschehe", sind zwei verschiedene Seiten derselben Medaille; wo der Wille Gottes …Mehr
Sohn Gottes

Dein Wille geschehe

Der Primat Gottes: Wir sehen im "Vater Unser", dass die ersten drei Bitten sich auf diesen Primat Gottes Beziehen: dass der Name Gottes geheiligt werde, dass die Achtung des göttlichen Geheimnisses lebendig sei und unser ganzes Leben beseele; dass "das Reich Gottes komme" und "sein Wille geschehe", sind zwei verschiedene Seiten derselben Medaille; wo der Wille Gottes getan wird, da ist bereits der Himmel, beginnt auch auf Erden ein bisschen Himmel, und wo der Wille Gottes getan wird, ist das Reich Gottes gegenwärtig. Denn das Reich Gottes ist nicht eine Reihe von Dingen, das Reich Gottes ist die Gegenwart Gottes, die Vereinigung des Menschen mit Gott. Und zu diesem Ziel will Jesus uns führen.

Predigt in der Pfarrkirche "Sant’ Anna" im Vatikan, 5. Februar 2006

Sein Blick...
Auch heute ist Jesus bewegt und schaut auf die Menschen und Völker. Er schaut sie an im Bewusstsein, dass der göttliche "Plan" sie zum Heile ruft. Jesus kennt die Hindernisse, die diesem Plan entgegenstehen, und hat mit den Vielen Mitleid: Er ist entschlossen, sie vor den Wölfen zu verteidigen selbst um den Preis seines Lebens. Mit solchem "Blick" umfasst Jesus die einzelnen wie die Vielen und vertraut alle dem Vater an, indem er sich selbst als Sühneopfer hingibt.

Botschaft zur Fastenzeit, 29. September 2005

Christus selber kommt
Durch den apostolischen Dienst ist es also Christus selbst, der zu dem kommt, der zum Glauben berufen ist. Der Abstand der Jahrhunderte ist überwunden, und der Auferstandene bringt sich, lebendig und wirksam, für uns im Heute der Kirche und der Welt dar. Das ist unsere grosse Freude. Im lebendigen Fluss der Tradition ist Christus nicht zweitausend Jahre entfernt, sondern wirklich unter uns gegenwärtig und schenkt uns die Wahrheit, schenkt uns das Licht, das uns leben und den Weg in die Zukunft finden lässt.

Generalaudienz, 3. Mai 2006

Die Schönheit
In Christus treffen die Schönheit der Wahrheit und die Schönheit der Liebe aufeinander; aber die Liebe schliesst bekanntlich auch die Bereitschaft zum Leiden ein, eine Bereitschaft, die bis zur Hingabe des Lebens für diejenigen, die man liebt, gehen kann (vgl. Joh 15,13)! Christus, der "die Schönheit aller Schönheit" ist, wie der hl. Bonaventura zu sagen pflegte (Sermones dominicales 1,7), wird im Herzen des Menschen gegenwärtig und zieht ihn zu seiner Berufung, die die Liebe ist. Durch diese ausserordentliche Anziehungskraft wird die Vernunft aus ihrer Trägheit geweckt und für das Geheimnis geöffnet. So offenbart sich die erhabene Schönheit der barmherzigen Liebe Gottes und zugleich die Schönheit des nach dem Abbild Gottes geschaffenen Menschen, der von der Gnade erneuert wird und zur ewigen Herrlichkeit bestimmt ist.

Botschaft an den II. Weltkongress der kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften, 22. Mai 2006

Christus und die Kirche
In der Menschwerdung des Sohnes Gottes erkennen wir die Anfänge der Kirche. Alles kommt von dort her. Jede geschichtliche Verwirklichung der Kirche und auch jede ihrer Institutionen muss sich zurückbesinnen auf Christus, fleischgewordenes Wort Gottes. Er ist es, den wir immer feiern: der Immanuel, der Gott-mit-uns, durch den sich der Heilswille des Vaters erfüllt hat.

Predigt am Hochfest der Verkündigung des Herrn, 25. März 2006

Gegenwart
Auf unserem Lebensweg sind wir uns vielleicht nicht immer der Gegenwart Jesu bewusst. Aber gerade diese lebendige und treue Gegenwart, die Gegenwart im Werk der Schöpfung, die Gegenwart im Wort Gottes und in der Eucharistie, in der Gemeinschaft der Gläubigen und in jedem vom kostbaren Blut Christi erlösten Menschen, diese Gegenwart ist die unerschöpfliche Quelle der menschlichen Kraft. Jesus von Nazareth, Gott, der Mansch geworden ist, ist an unserer Seite in guten wie in schlimmen Stunden und dürstet nach dieser Bindung, die in Wirklichkeit das Fundament wahren Menschseins ist. In der Offenbarung lesen wir folgende bedeutsame Worte: "Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir" (Offb 3,20).

Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Krakau, 27. Mai 2006

Blick in sein Inneres
In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden und hat uns sozusagen gestattet, einen Blick in das Innere Gottes zu werfen. Und dort sehen wir etwas völlig Unerwartetes: In Gott gibt es ein Ich und ein Du. Der geheimnisvolle Gott ist keine unendliche Einsamkeit; er ist ein Ereignis der Liebe. Wenn wir beim Anblick der Schöpfung glauben, den Schöpfergeist, Gott selbst, erahnen zu können, beinahe als schöpferische Mathematik, als Macht, die die Gesetze der Welt und ihre Ordnung formt und dann wiederum auch als Schönheit – dann erfahren wir jetzt: Der Schöpfergeist hat ein Herz. Er ist die Liebe. Es gibt den Sohn, der mit dem Vater spricht. Und beide sind eins im Geist, der sozusagen die Atmosphäre des Schenkens und des Liebens ist, das aus ihnen einen einzigen Gott macht. Diese Einheit der Liebe, die Gott ist, ist eine viel erhabenere Einheit als es die Einheit eines kleinsten nicht mehr teilbaren Teilchens sein könnte. Gerade der dreieinige Gott ist der einzige eine Gott.

Predigt bei der Pfingstvigil, 3. Juni 2006

Das Gebet Jesu ist die Grenze für die Macht des Bösen
Er [Jesus] sagt, dass der Satan verlangt hat, die Jünger wie Weizen sieben zu dürfen. Das ruft uns den Abschnitt aus dem Buch Hiob ins Gedächtnis, in dem der Satan von Gott die Erlaubnis fordert, Hiob Schaden zuzufügen. Der Teufel – der Verleumder Gottes und der Menschen – will dadurch beweisen, dass es keine wahre Frömmigkeit gibt, sondern dass im Menschen alles immer und ausschliesslich auf den Nutzen ausgerichtet ist. Im Falle des Hiob gesteht Gott dem Satan die verlangte Freiheit zu, um gerade so sein Geschöpf, den Menschen, und sich selbst verteidigen zu können. Und so geschieht es auch mit den Jüngern Jesu – Gott gibt zu allen Zeiten dem Satan eine gewisse Freiheit. Uns erscheint es oft, als liesse Gott dem Satan zuviel Freiheit, als gäbe er ihm die Befugnis, uns in einer Weise zu erschüttern, die zu schrecklich ist, und dies scheint unsere Kräfte zu übersteigen und uns zu sehr zu belasten. Immer wieder werden wir zu Gott schreien: O weh, sieh das Elend deiner Jünger an, ach, beschütze uns! Jesus fährt in der Tat fort: "Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt" (Lk 22,32). Das Gebet Jesu ist die Grenze, die der Macht des Bösen gesetzt wird. Das Beten Jesu ist der Schutz der Kirche.

Predigt am Hochfest Peter und Paul, 29. Juni 2006

Komm, Herr Jesus
Johannes, der "Seher von Patmos", kann sein Buch mit einem letzte Wunsch sehnsuchtsvoller Erwartung schliessen. Er erfleht das endgültige Kommen des Herrn: "Komm, Herr Jesus!" (Offb 22.20). Es ist eines der wichtigsten Gebete der frühen Christenheit, das vom hl. Paulus auch in seiner aramäischen Form überliefert wurde: "Marana tha". Und dieses Gebet – "Unser Herr, komm!" (Kor 26,22) – hat verschiedene Dimensionen. Natürlich ist es vor allem die Erwartung des endgültigen Sieges des Herrn, des neuen Jerusalem, des Herrn, der kommt und die Welt verwandelt. Aber zugleich ist es auch ein eucharistisches Gebet: "Komm Jesus, komm jetzt!" Und Jesus kommt, nimmt sein endgültiges Kommen vorweg. So sagen wir voll Freude zugleich: "Komm jetzt und komm in endgültiger Weise!" Dieses Gebet hat noch eine dritte Bedeutung: "Du bist schon gekommen, Herr! Wir sind uns deiner Gegenwart unter uns sicher. Sie ist unsere freudige Erfahrung. Aber komme endgültig!" Und so beten wir mit dem hl. Paulus, mit dem "Seher vom Patmos" und mit der frühen Christenheit: "Komm, Herr Jesus! Komm und verwandle die Welt! Komm schon heute, und es siege der Frieden!" Amen!

Generalaudienz, 23. August 2006

Ein Weg sein, um zu IHM zu führen
Kurz vor dem Leiden Jesu, traten einige Griechen, die sich zum Paschafest im Jerusalem aufhielten, "an Philippus heran ... und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus" (Joh 12,20-22). [...] Vor allem tritt er in diesem Fall als Vermittler zwischen der Anfrage einiger Griechen – wahrscheinlich sprach er griechisch und konnte als Übersetzer fungieren – und Jesus auf; auch wenn er sich mit Andreas, dem anderen Apostel mit einem griechischen Namen, zusammenschliesst, ist dennoch er es, an den jene Fremden sich wenden. Das lehrt uns, dass auch wir immer bereit sein müssen, einerseits Fragen und Bitten, von welcher Seite sie auch kommen mögen, anzunehmen und sie andererseits an den Herrn zu richten, den einzigen, der sie ganz erfüllen kann. Es ist nämlich wichtig zu wissen, dass nicht wir die eigentlichen Adressaten der Bitten derer sind, die an uns herantreten, sondern der Herr: Zu ihm müssen wir jeden hinführen, der sich in Not befindet; jeder von uns muss ein Weg sein, der zu ihm führt!

Generalaudienz, 6. September 2006

Bundeslade
Der "Gesalbte" ist Christus. Christus, der Sohn Gottes selbst, ist Mensch geworden. Und die Bundeslade, die wahre Wohnung Gottes in der Welt, nicht aus Holz, sondern aus Fleisch und Blut, ist die Gottesmutter, die sich mit dem Herrn als Bundeslade anbietet und lädt uns ein, ebenfalls lebendige Wohnung Gottes in der Welt zu sein.

Generalaudienz, 14. September 2005

Seine Rache ist die Güte
Die Welt braucht Gott. Wir brauchen Gott. Welchen Gott brauchen wir? In der Esten Lesung sagt der Prophet zu einem unterdrückten Volk: " Die Rache Gottes wird kommen" (vgl. Jes. 35,4). Wir können uns gut ausdenken, wie die Menschen sich das vorgestellt haben. Aber der Prophet selber sagt dann, worin diese Rache besteht, nämlich in der heilenden Güte Gottes. Und die endgültige Auslegung des Prophetenwortes finden wir in dem, der für uns am Kreuz gestorben ist – in Jesus, dem menschgewordenen Sohn Gottes, der uns hier so eindringlich anschaut. Seine "Rache" ist das Kreuz: das Nein zur Gewalt, die "Liebe bis zum Ende". Diesen Gott brauchen wir. Wir verletzen nicht den Respekt vor anderen Religionen und Kulturen, wir verletzen nicht die Ehrfurcht vor ihrem Glauben, wenn wir uns laut und eindeutig zu dem Gott bekennen, der der Gewalt sein Leiden entgegengestellt hat; der dem Bösen und seiner Macht gegenüber als Grenzen und Überwindung sein Erbarmen aufrichtet, Ihn bitten wir, dass er unter uns sei und dass er uns helfe, ihm glaubwürdige Zeugen zu sein. Amen.

Predigt auf dem Gelände "Neue Messe", München, 10. September 2006

Sein Zelt unter uns
Das Wort ist Fleisch geworden und hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen (Joh 1,14). Gott ist nicht weit weg von uns, irgendwo im fernen Weltraum, wo niemand hinkommen kann. Er hat sein Zelt aufgeschlagen bei uns: In Jesus ist er einer von uns geworden, mit Leib und Blut wie wir. Das ist sein Zelt. Und er ist bei der Himmelfahrt nicht irgendwohin weit weggegangen. Sein Zelt, er selbst mit seinem Leib als einer von uns bleibt bei uns. Wir können du zu ihm sagen, mit ihm reden. Er hört auf uns, und wenn wir aufmerksam sind, hören wir auch, dass er Antworten gibt.

Ansprache bei der Vesper in München, 10. September 2006

Das menschliche Antlitz Gottes
Heute, wo wir die Pathologien und die lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der Vernunft sehen, die Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus, ist es wichtig, klar zu sagen, welchem Gott wir glauben und zu diesem menschlichem Antlitz Gottes zu stehen. Erst das erlöst uns von der Gottesangst, aus der letztlich der modernen Atheismus geboren wurde. Erst dieser Gott erlöst uns von der Weltangst und von der Furcht vor der Leere des eigenen Daseins. Erst durch das Hinschauen auf Jesus Christus wird die Freude an Gott voll, wird zur erlösten Freude.

Predigt bei der Eucharistiefeier in Regensburg, 12. September 2006

Er bezeugt die Wahrheit, dass Gott Liebe ist
Was aber ist die "Wahrheit", die Christus in der Welt zu bezeugen gekommen ist? Seine gesamte Existenz offenbart, dass Gott Liebe ist: Das also ist die Wahrheit, für die er mit dem Opfer seines eigenen Lebens auf Golgota ein vollkommenes Zeugnis abgelegt hat. Das Kreuz ist der "Thron", von dem aus er das erhabenen Königtum Gottes, der die Liebe ist, offenbart hat: durch seine Selbsthingabe zur Sühne der Sünden der Welt hat er die Macht des "Herrschers dieser Welt" (vgl. Joh 12,31) besiegt und hat endgültig das Reich Gottes errichtet. Dieses Reich wird sich am Ende der Zeiten in seiner ganzen Fülle offenbaren, nachdem alle Feinde, und zuletzt auch der Tod, unterworfen sein werden (vgl. 1 Kor 15,25-26). Dann wird der Sohn das Reich dem Vater übergeben, und schliesslich wird Gott "alles und in allem" (1 Kor 15,28) sein. Der Weg, um dieses Ziel zu erreichen, ist lang und erlaubt keine Abkürzungen, denn jeder Mensch muss die Wahrheit der Liebe Gottes aus freiem Willen annehmen. Er ist Liebe und Wahrheit, und weder die Liebe noch die Wahrheit drängen sich je auf: Sie klopfen an die Tür des Herzens und des Verstandes, und dort, wo sie eintreten dürfen, bringen sie Frieden und Freude. Das ist Gottes Art zu herrschen; das ist sein Heilsplan, ein "Geheimnis" im biblischen Sinne des Wortes, das heisst ein Plan, der sich nach und nach in der Geschichte offenbart.

Angelus, 26. November 2006

Gegengewicht
Mir scheint, wir müssen tiefer gehen, wir müssen zum Herrn selber gelangen, der die Wiedergutmachung für die Sünde der Welt angeboten hat, und wieder gutzumachen versuchen, das heisst, einen Ausgleich herstellen zwischen dem Mehr an Bösem und dem Mehr an Gutem. So dürfen wir in der Waage der Welt nicht dem Negativen dieses grosse Übergewicht belassen, sondern müssen dem Guten ein mindestens gleiches Gewicht geben. Dieser Grundgedanke stützt sich auf alles, was Christus getan hat. Das ist, soweit ich es zu verstehen vermag, der Sinn des eucharistischen Opfers. Diesem grossen Gewicht des Bösen, das es in der Welt gibt und das die Welt nach unten zieht, setzt der Herr ein anderes grösseres Gewicht entgegen, das Gewicht der unendlichen Liebe, die in diese Welt eintritt. Das ist der entscheidende Punkt: Gott ist immer das absolute Gute, aber gerade dieses absolute Gute tritt in das Spiel der Geschichte ein; Christus wird hier gegenwärtig und erleidet das Böse bis zum Ende; auf diese Weise schafft er ein Gegengewicht von absolutem Wert. Das Mehr an Bösem, das es immer gibt, wenn wir die Proportionen nur empirisch sehen, wird vom unermesslichen Mehr des Guten, des Leidens des Gottessohnes überwunden.

Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Das Mehr des Herrn
Wenn wir das Gewicht des Bösen in der Welt sehen, das ständig wächst, das in der Geschichte absolut die Oberhand zu haben scheint, könnte man – wie der hl. Augustinus in einer Meditation sagt – schier verzweifeln. Doch wir sehen, dass es ein noch grösseres Mehr in der Tatsache gibt, dass Gott selbst in die Geschichte eingetreten ist, an der Geschichte teilgehabt und gelitten hat bis ans Ende. Das ist der Sinn der Wiedergutmachung. Dieses Mehr des Herrn ist für uns ein Aufruf dazu uns auf seine Seite zu stellen, auch mit unserer Schwachheit einzutreten in dieses grosse Mehr an Liebe und es gegenwärtig zu machen. Wir wissen, dass dieses Mehr auch für uns nötig war, denn auch in unserem Leben gibt es das Böse. Wir alle leben dank des Mehr des Herrn. Aber er macht uns dieses Geschenk, damit wir, wie der Brief an die Kolosser sagt, an seinem Überfluss teilhaben und – sagen wir – diesem Überfluss konkret in unserer geschichtlichen Situation noch weiter vermehren können.

Begegnung mit den Priester der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Der Vater ist nicht grausam
Er [der hl. Gregor von Nazianz] sagt: Der Vater wollte nicht das Blut des Sohnes, der Vater ist nicht grausam, man muss das nicht dem Willen des Vaters zuschreiben; aber die Geschichte wollte es so, die Notwendigkeiten und Missverhältnisse der Geschichte wollten es; man musste in diese Missverhältnisse eintreten und hier das wahre Gleichgewicht wieder herstellen. Das ist sehr einleuchtend. Aber mir scheint, wir verfügen noch nicht hinreichend über die Sprache, um diese Tatsache uns und dann auch den anderen verständlich zu machen. Man muss nicht einem grausamen Gott das Blut Gottes darbringen, sondern Gott selber muss mit seiner Liebe in die Leiden der Geschichte eintreten, um nicht nur ein Gleichgewicht zu schaffen, sondern ein Mehr an Liebe, das stärker ist als das Übergewicht an Bösem, das es gibt. Dazu lädt uns der Herr ein.

Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007

Der letzte Akt der Liebe
Jesus, der in die Totenwelt hineintritt, trägt die Wundmale: Seine Verwundung, sein Leiden ist Macht geworden, ist Liebe, die den Tod überwindet. Er begegnet Adam und allen in der Nacht des Todes wartenden Menschen. Man glaubt bei ihrem Anblick förmlich, das Gebet des Jona zu hören: " Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe, und du hörtest meinen Ruf" (2,3). Der Sohn Gottes hat sich in der Inkarnation mit dem Wesen Mensch – mit Adam geeint. Aber erst in dem Augenblick, in dem er den letzten Akt der Liebe vollzieht und absteigt in die Nacht des Todes, vollendet er den Weg der Inkarnation. Durch sein Sterben nimmt er Adam, nimmt er die wartenden Menschen an die Hand und führt sie ans Licht.

Predigt in der Feier der Osternacht, 7. April 2007

Nichts Verkürztes akzeptieren
Immer öfter müssen sich die Christen unserer Zeit der Tendenz entgegenstellen, ein verkürztes Christusbild zu akzeptieren, in dem Christus als aussergewöhnlicher Mensch bewundert, aber im tiefen Geheimnis seiner Gottheit abgelehnt wird. Auch Franziskus erfährt eine Art Verkürzung, wenn man ihn als Zeugen für Werte heranzieht, die gewiss wichtig sind und von der heutigen Kultur geschätzt werden, dabei aber vergisst, dass die tiefste Entscheidung – man kann sagen das Herzstück seines Lebens – die Entscheidung für Christus war.

Ansprache bei Begegnung mit dem Klerus und den Ordensleuten in Assisi, 17. Juni 2007

Der Herr klopft an!
Der Herr steht an der Tür - an der Tür der Welt und an der Tür jedes einzelnen Herzens. Er klopft an, um eingelassen zu werden: die Menschwerdung Gottes, sein Fleischwerden soll bis ans Ende der Zeiten andauern. Alle sollen in Christus in einem einzigen Leib vereint werden: Das sagen uns die grossen Christushymen im Epheserbrief und im Kolosserbrief. Christus klopft an. Auch heute braucht er Menschen, die ihm sozusagen ihren Leib zur Verfügung stellen, die ihm die Materie der Welt und ihres Lebens schenken und auf diese Weise der Vereinigung zwischen Gott und der Welt, der Versöhnung des Universums dienen.

Predigt bei der Weihe von neuernannten Bischöfen, 29. September 2007

Ein zentrales Heilsgeheimnis
"Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." Der Sohn Gottes von Ewigkeit ist in die Zeit eingetreten und Sohn Marias, ein Menschenkind, geworden. Uns in unserer Zeit fällt es zuweilen schwer, einen Bezug zu diesem zentralen Heilsgeheimnis zu finden. Aber die Welt ist finster, wenn es nicht den gibt, der sie zusammenhält und der uns den Weg zeigt. Und deswegen dürfen und müssen wir uns von innen her auch gerade heute freuen, dass er da ist, dass Gott in unserer Mitte ist und dass wir sein Angesicht kennen, in dem Kind von Betlehem wissen, wohin das Leben führt und wie es zu leben ist. Und deswegen ist es auch wichtig, dass wir selber von dem Glauben uns erfüllen lassen und auch anderen davon Zeugnis geben, sein Licht in dieser Welt präsent halten.

Generalaudienz, 19. Dezember 2007

Das Beten Christi
Das Beten Christi erreicht seinen Höhepunkt am Kreuz, als er die letzen Worte spricht, die die Evangelisten aufgezeichnet haben. Dort, wo er verzweifelt ruft: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mt 27,46; Mk 15,34; vgl. Ps 22,1), macht sich Jesus in Wirklichkeit die Bitte dessen zu eigen, der von den Feinden umringt ist und niemanden ausser Gott hat, an den er sich wenden kann, und der jenseits aller menschlichen Möglichkeiten die göttliche Gnade und Rettung erfährt.

Predigt bei Aschermittwochsliturgie, 6. Februar 2008

Die Freundschaft mit Jesus Christus lehren
Wie findet man Gott, wie soll man Gott wählen. Hier kommen wir zum Evangelium: Gott ist kein Unbekannter, keine Hypothese - vielleicht über den ersten Anfang des Kosmos. Gott hat Fleisch und Blut. Er ist einer von uns. Wir kennen sein Angesicht, seinen Namen. Er ist Jesus Christus, der im Evangelium zu uns spricht. Er ist Mensch und Gott. Und weil er Gott ist, hat er den Menschen gewählt, damit wir Gott wählen können. Man muss also Jesus kennenlernen und dann mit ihm Freundschaft schliessen, um mit ihm zu gehen. Mir scheint, dass dies der grundlegende Punkt unserer Seelsorge für die Jugendlichen ist, für alle, aber besonders für die Jugendlichen: Die Aufmerksamkeit muss auf die Entscheidung für Gott gelenkt werden, der das Leben ist - auf die Tatsache, dass Gott da ist und dass er auf sehr konkrete Weise da ist. Und man muss die Freundschaft mit Jesus Christus lehren.

Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008

Am brechen des Brotes erkannten sie ihn
Der Herr ist im ganzen Kirchenjahr, besonders aber in der Karwoche und in der Osterwoche mit uns unterwegs und erklärt uns die Schrift, lässt uns dieses Geheimnis begreifen: alles spricht von ihm und das sollte auch unsere Herzen brennen lassen, so dass auch uns die Augen aufgehen können. Der Herr ist bei uns, er zeigt uns den wahren Weg. Wie die beiden Jünger Jesus am Brotbrechen erkannten, so erkennen auch wir beim Brechen des Brotes seine Gegenwart. Die Emmausjünger erkannten ihn wieder und erinnerten sich an Momente, wo Jesus das Brot gebrochen hatte. Und dieses Brotbrechen lässt uns an die erste Eucharistie denken, die im Rahmen des Letzten Abendmahls gefeiert wurde, wo Jesus das Brot brach und so seinen Tod und seine Auferstehung vorwegnahm, indem er sich selbst den Jüngern hingab.
Jesus bricht das Brot auch mit uns und für uns, er wird in der Heiligen Eucharistie bei uns gegenwärtig, er gibt sich uns hin und öffnet unsere Herzen. In der Heiligen Eucharistie, in der Begegnung mit seinem Wort, können an diesem doppelten Tisch des Wortes und des konsekrierten Brotes und Weines auch wir Jesus begegnen und erkennen. Jeden Sonntag erlebt die Gemeinde so wieder das Ostern des Herrn und nimmt vom Heiland sein Testament der Liebe und des brüderlichen Dienstes entgegen.

Generalaudienz, 26. März 2008

Eine neue Weise des Seins
Es ist nicht so, als ob Jesus nach einem kurzen Besuch auf der Welt nun einfach wieder weggehen und zum Vater zurückkehren würde. Das Hinübergehen ist eine Verwandlung. Er nimmt sein Fleisch, sein Menschsein mit. Im Kreuz, in der Hingabe seiner selbst wird er umgeschmolzen in eine neue Weise des Seins, in der er nun immer zugleich beim Vater und bei den Menschen ist. Das Kreuz, den Akt der Tötung wandelt er um in einen Akt der Hingabe, der Liebe bis ans Ende.

Predigt in der Messe "in Coena Domini" am Gründonnerstag, 20. März 2008

Jesu Heimkehr zum Vater
In seiner Abschiedsrede an die Jünger stellt Jesus nachdrücklich die Wichtigkeit seiner "Heimkehr zum Vater" heraus, die Krönung seiner ganzen Sendung: er ist nämlich in die Welt gekommen, um den Menschen zu Gott zurückzubringen, nicht auf einer ideellen Ebene - als Philosoph oder Weisheitslehrer -, sondern ganz konkret als Hirt, der die Schafe zurück in ihren Stall führen will. Diesen "Auszug" hin zur himmlischen Heimat, den Jesus im eigenen Leib erlebt hat, hat er allein für uns auf sich genommen. Für uns ist er vom Himmel herabgestiegen, und für uns fuhr er zu ihm auf, nachdem er dem Menschen, erniedrigt bis zum Tod am Kreuze, ganz gleich geworden war und den Abgrund der grössten Gottesferne berührt hatte.
Gerade aus diesem Grund hat Gott an ihm gefallen gefunden und "ihn über alle erhöht" (Phil 2,9), wobei er ihm die Fülle seiner Herrlichkeit wiedererstattet, jetzt aber zusammen mit unserem Menschsein. Gott im Menschen - der Mensch in Gott: das ist nunmehr keine theoretische, sondern eine konkrete Wahrheit. Daher ist die christliche Hoffnung, die in Christus gründet, keine Illusion, sondern, wie der Brief an die Hebräer sagt: "in ihr haben wir einen sicheren und festen Anker der Seele" (Hebr 6,19), einen Anker, der in den Himmel eindringt, wohin Christus uns vorangegangen ist.

Angelus, 4. Mai 2008

Die Fruchtbarkeit der Liebe erkennen
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh 12,24). So kündigt der Evangelist Johannes die Verherrlichung Christi durch das Geheimnis seines Todes am Kreuz an. Gerade in der Osterzeit nehmen diese Worte im Licht des Wunders der Auferstehung eine noch tiefere und einprägsamere Bedeutung an. Auch wenn man in ihnen eine gewisse Trauer Jesu wegen der bevorstehenden Trennung von seinen Jüngern spürt, so ist es auch wahr, dass er auf das Geheimnis des Sieges über die Macht des Todes hinweist. Der Tod hat nicht das letzte Wort, er ist nicht das Ende von allem, sondern kann, da er durch das Kreuzesopfer erlöst wurde, nunmehr der Übergang zur Freude ohne Ende sein. Jesus sagt: "Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben (Joh 12,25). Wenn wir also akzeptieren, für unseren Egoismus tot zu sein, wenn wir es ablehnen, uns in uns selbst zu verschliessen, und bereit sind, unser Leben Gott und den Brüdern hinzugeben, werden auch wir die reiche Fruchtbarkeit der Liebe erkennen können. Und die Liebe stirbt nicht.

Predigt beim Requiem für den verstorbenen Kardinal Alfonso López Trujillo, 23. April 2008

Das Drama unserer Erlösung
In diesem Drama der Agonie Jesu, der Todesangst, des Gegensatzes zwischen dem menschlichen Willen, nicht zu sterben, und dem göttlichen Willen, der sich dem Tod ausliefert, in diesem Drama von Getsemani verwirklicht sich das ganze menschliche Drama, des Drama unserer Erlösung.

Generalaudienz, 25. Juni 2008

Christus hatte einen menschlichen Willen
Maximus [hl. Maximus "Confessor"] akzeptierte keinerlei Verkürzung der menschlichen Natur Christi. Es war die Theorie entstanden, nach welcher es in Christus nur einen Willen, nämlich den göttlichen, gäbe. Um die Einzigkeit seiner Person zu verteidigen, leugnete man einen richtiggehenden menschlichen Willen in ihm. Und auf den ersten Blick könnte es auch als Gut erscheinen, dass Christus nur einen Willen hat. Aber der Hl. Maximus verstand sogleich, dass dies das Geheimnis der Erlösung zerstören würde, weil eine willenlose Menschheit, ein Mensch, der keinen Willen hat, kein wahrer Mensch ist, sonder ein amputierter Mensch. Somit wäre der Mensch Jesus Christus kein wirklicher Mensch gewesen, er hätte nicht das Drama des Menschseins erlebt, das ja gerade in der Schwierigkeit besteht, unseren Willen an die Wahrheit des Seins anzugleichen.

Generalaudienz, 25. Juni 2008

Dem Willen des Vaters gehorchen
Petrus ist nach menschlicher Logik davon überzeugt, dass Gott es seinem Sohn nie erlauben würde, seine Sendung durch den Tod am Kreuz zu beenden. Indessen weiss Jesus, dass ihn der Vater in seiner unendlichen Liebe zu den Menschen gesandt hat, um das Leben für sie hinzugeben, und dass es recht ist, dass es so geschieht, auch wenn dies das Leiden und das Kreuz mit sich bringt. Andererseits weiss er auch, dass das letzte Wort die Auferstehung sein wird. Obwohl der Protest des Petrus in gutem Glauben und wahrer Liebe zum Meister vorgebracht wurde, klingt er für Jesus wie eine Versuchung, eine Aufforderung, sich selbst zu retten, während er nur dadurch, dass er sein Leben verliert, dieses als neues und ewiges Leben für uns alle empfangen wird.

Angelus, 31. August 2008

Die Schwere unserer Krankheit forderte Sein ganzes Blut
Wenn der Sohn Gottes leiden und am Kreuz sterben musste, um uns zu retten, so geschah dies gewiss nicht in Folge eines grausamen Planes des himmlischen Vaters. Der Grund dafür ist die Schwere der Krankheit, von der er uns heilen musste. Ein so ernsthaftes und tödliches Übel, dass es sein ganzes Blut erforderte. Denn mit seinem Tod und seiner Auferstehung hat Jesus die Sünde und den Tod besiegt und so die Herrschaft Gottes wiederhergestellt. Aber der Kampf ist noch nicht ausgestanden: das Böse existiert und leistet Widerstand in jedem Menschenalter, auch in unseren Tagen. Was sonst sind die Schrecken des Krieges, die Gewalttätigkeiten gegen die Unschuldigen, das Elend und die Ungerechtigkeit, welche die Schwachen plagen, als der Widerstreit des Bösen gegen Gottes Reich? Und wie sollte man auf so viel Bosheit anders antworten, als mit der Liebe, die den Hass besiegt, des Lebens, das den Tod nicht fürchtet? Dies ist dieselbe geheimnisvolle Kraft, die Jesus anwandte, zum Preis dafür, nicht verstanden und von vielen der Seinen verlassen zu werden.

Angelus, 31. August 2008

"Abba - Vater"
Auf dem Ölberg, im Augenblick der äussersten Angst Jesu (vgl. Mk 14,36), hatten die Jünger, bevor sie einschliefen, gehört, wie er mit dem Vater sprach und ihn "Abba - Vater" nannte. Das ist ein sehr vertrauliches Wort, das unserem "Papa" gleichkommt und nur von Kindern in Verbundenheit mit ihrem Vater gebraucht wird. Bis zu jenem Augeblick war es undenkbar, dass ein Jude ein derartiges Wort benutzte, um sich an Gott zu wenden: aber Jesus - da er ja der wahre Sohn Gottes ist - spricht in dieser Stunde der Vertrautheit so und sagt: "Abba, Vater."
In den Briefen des hl. Paulus an die Römer und an die Galater taucht dieses Wort "Abba", das die Ausschliesslichkeit der Sohnschaft Jesu zum Ausdruck bringt, überraschenderweise aus dem Munde der Getauften auf (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6), da sie den "Geist des Sohnes" empfangen haben und jetzt diesen Geist in sich tragen und sprechen können wie Jesus und mit Jesus als wahre Kinder zu ihrem Vater "Abba" sagen können, weil sie Kinder im Sohn geworden sind.

Generalaudienz, 8. Oktober 2008
Caeleste Desiderium
Engel
Was ist ein Engel

Aber was ist ein Engel? Die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche lassen uns zwei Aspekte erkennen. Der Engel ist einerseits ein Geschöpf, das vor Gott steht und mit seinem ganzen Sein auf Gott ausgerichtet ist. Alle drei Namen der Erzengel enden mit dem Wort "El", was "Gott" bedeutet. Gott ist in ihre Namen, in ihr Wesen eingeschrieben. Ihr wahres Wesen ist das Dasein …Mehr
Engel

Was ist ein Engel

Aber was ist ein Engel? Die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche lassen uns zwei Aspekte erkennen. Der Engel ist einerseits ein Geschöpf, das vor Gott steht und mit seinem ganzen Sein auf Gott ausgerichtet ist. Alle drei Namen der Erzengel enden mit dem Wort "El", was "Gott" bedeutet. Gott ist in ihre Namen, in ihr Wesen eingeschrieben. Ihr wahres Wesen ist das Dasein vor Ihm und für Ihn. Genau daraus erklärt sich auch der zweite Aspekt, der die Engel kennzeichnet: Sie sind Boten Gottes. Sie bringen Gott zu den Menschen, sie öffnen den Himmel und öffnen so die Erde. Gerade weil sie bei Gott sind, können sie auch dem Menschen sehr nahe sein. Gott ist in der Tat jedem von uns näher als wir es uns selbst sind.

Predigt bei der Weihe von neuernannten Bischöfen, 29. September 2007

Wie Engel werden
Die Engel sprechen zum Menschen von dem, was sein wahres Sein ausmacht, von dem, was in seinem Leben so oft zugedeckt und begraben ist. Sie rufen ihn auf, wieder zu sich zu kommen, indem sie ihn von Gott her berühren. In diesem Sinn sollten auch wir Menschen immer wieder füreinander Engel werden - Engel, die uns von den falschen Wegen abbringen und uns immer von neuem auf Gott ausrichten.

Predigt bei der Weihe von neuernannten Bischöfen, 29. September 2007

Der Erzengel Rafael
Im Buch Tobit wird von zwei sinnbildlichen Heilungsaufgaben des Erzengels Rafael berichtet. Er heilt die gestörte Gemeinschaft zwischen Mann und Frau. Er heilt ihre Liebe. Er treibt die Dämonen aus, die immer wieder ihre Liebe angreifen und sie zerstören. Er reinigt die Atmosphäre zwischen den beiden und schenkt ihnen die Fähigkeit, sich für immer gegenseitig anzunehmen. In der Erzählung von Tobit wird mit legendären Bildern von dieser Heilung berichtet. Im neuen Testament wird die Ordnung der Ehe, die in der Schöpfung festgelegt und von der Sünde vielfach bedroht ist, dadurch geheilt, dass Christus sie in seine erlösende Liebe aufnimmt. Er mach aus der Ehe ein Sakrament: Seine Liebe, die für uns auf das Kreuz gestiegen ist, ist die heilende Kraft, die in aller Verwirrung die Fähigkeit zur Versöhnung verleiht. Die Atmosphäre reinigt und die Wunden heilt.

Predigt bei der Weihe von neuernannten Bischöfen, 29. September 2007
Caeleste Desiderium
Heilige Frauen
Edith Stein

Es war mir eine innere Pflicht, auch vor dem Gedenkstein in deutscher Sprache besonders innezuhalten, von dort tritt das Gesicht von Edith Stein, Theresia Benedicta vom heiligen Kreuz, auf uns zu – Jüdin und Deutsche, die zusammen mit ihrer Schwester im Grauen der Nacht des nazideutschen Konzentrationslagers verschwunden ist, die als Christin und als Jüdin mit ihrem Volk …Mehr
Heilige Frauen

Edith Stein

Es war mir eine innere Pflicht, auch vor dem Gedenkstein in deutscher Sprache besonders innezuhalten, von dort tritt das Gesicht von Edith Stein, Theresia Benedicta vom heiligen Kreuz, auf uns zu – Jüdin und Deutsche, die zusammen mit ihrer Schwester im Grauen der Nacht des nazideutschen Konzentrationslagers verschwunden ist, die als Christin und als Jüdin mit ihrem Volk und für ihr Volk sterben wollte. Die Deutschen, die damals nach Auschwitz-Birkenau verbracht wurden und hier gestorben sind, wurden als Abschaum der Nation hingestellt. Aber nun erkennen wir sie dankbar als die Zeugen der Wahrheit und des Guten, das auch in unserem Volk nicht untergegangen war. Wir danken diesen Menschen, dass sie sich der Macht des Bösen nicht gebeugt haben und so als Lichter in einer dunklen Nacht vor uns stehen. Wir beugen uns in Ehrfurcht und Dankbarkeit vor all denen, die wie die drei Jünglinge angesichts der Drohung des babylonischen Feuerofens geantwortet haben: "Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott ... uns retten. Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast" (Dan 3,17f).

Ansprache im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 28. Mai 2006

Maria Magdalena
Der hl. Lukas zählt sie [hl. Maria Magdalena] zu den Frauen, die Jesus nachgefolgt waren, nachdem er sie "von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte", und fügt hinzu, dass aus ihr "sieben Dämonen ausgefahren waren" (Lk 8,2). Magdalena wird unter dem Kreuz anwesend sein, zusammen mit der Mutter Jesu und anderen Frauen. Sie wird es sein, die am Morgen des ersten Tages nach dem Sabbat das leere Grab entdeckt, vor dem sie steht und weint, bis ihr der auferstandene Jesus erscheint (vgl. Joh 20,11). Die Geschichte der Maria von Magdala erinnert alle an eine grundlegende Wahrheit: Jünger Christi ist derjenige, der in der Erfahrung der menschlichen Schwäche die Demut besass, Christus um Hilfe zu bitten, von ihm geheilt wurde, sich aufgemacht hat, um ihm aus der Nähe nachzufolgen und so zum zeugen der Kraft seiner erbarmenden Liebe geworden ist, die stärker ist als Sünde und Tod.

Angelus, 23. Juli 2006

Heilige Monika
Heute, am 27. August, gedenken wir der hl. Monika [...]: Ihr Zeugnis kann vielen Familien auch in unserer Zeit grossen Trost und grosse Hilfe schenken, Monika, die in Tagaste, dem heutigen Souk-Ahras in Algerien, in einer christlichen Familie geboren wurde, lebte ihre Sendung als Ehefrau und Mutter auf vorbildliche Weise und half so ihrem Mann Patrizius, die Schönheit des Glaubens an Christus und die Kraft der dem Evangelium entsprechenden Liebe zu entdecken, die zur Überwindung des Bösen durch das Gute in der Lage ist. Nach seinem frühen Tod widmete sich Monika entschlossen der Erziehung ihrer drei Kinder, unter ihnen Augustinus, der ihr anfänglich mit seinem eher rebellischen Temperament grossen Sorgen bereitete. Wie Augustinus selbst später sagen wird, brachte seine Mutter ihm zweimal zur Welt; das zweite Mal erforderte lange geistliche Geburtswehen – Gebete und Tränen -, die jedoch am Ende von der Freude gekrönt waren, zu sehen, dass er nicht nur den Glauben annahm und die Taufe empfing, sondern sich sogar ganz dem Dienst Christi widmete. Wie viele Schwierigkeiten gibt es auch heute in den familiären Beziehungen, und wie viele Mütter sind besorgt, weil ihre Kinder falsche Wege einschlagen! Monika, eine weise und im Glauben gefestigte Frau, lädt sie ein, den Mut nicht zu verlieren, sondern ihre Sendung als Ehefrauen und Mütter unbeirrt fortzuführen, indem sie stets festes Vertrauen zu Gott haben und beharrlich am Gebet festhalten.

Angelus, 27. August 2006

Das Zeugnis Edith Steins
Am 6. August des nachfolgenden Jahres sagte Edith Stein drei Tage vor ihrem dramatischen Lebensende zu einigen Mitschwestern im holländischen Kloster Echt: "Ich bin auf alles gefasst, Jesus ist auch hier mitten unter uns. Bisher konnte ich sehr gut beten und aus vollem Herzen ausrufen: "Ave, Crux, spes unica". Zeugen, die dem schrecklichen Massaker entkommen konnten, erzählten, dass Teresia Benedicta a Cruce, mit dem Gewand einer Karmelitin bekleidet, dem Tod selbstbewusst entgegenging. Sie unterschied sich dabei durch ihr friedvolle Haltung, ihr Gelassenheit und ihr ruhiges und aufmerksames Verhalten gegenüber den Bedürfnissen all ihrer Mitmenschen.

Angelus, 13. August 2008

Den Spuren der Heiligen Bernadette folgen
Das Fest der Hl. Bernadette ist auch mein Geburtstag [16. April]. Und schon das ist für mich ein Grund, mich der kleinen Heiligen sehr nahe zu fühlen, jenem jungen, reinen, demütigen Mädchen, mit dem die Muttergottes gesprochen hat. Dieser Wirklichkeit, dieser Gegenwart der Muttergottes in unserer Zeit zu begegnen, die Spuren jenes jungen Mädchens zu sehen, die eine Freundin der Muttergottes war, und andererseits der Muttergottes, ihrer Mutter, zu begegnen ist für mich ein wichtiges Ereignis.

Interview auf dem Flug nach Paris, 12. September 2008
Caeleste Desiderium
Heilige Männer
Padre Pio

In unserer Zeit ragt besonders die Gestalt des hl. Pio von Pietrelcina heraus, an den wir am kommenden Freitag erinnern werden. Bei der Feier der heiligen Messe durchlebte er das Geheimnis des Kalvarienberges mit so tiefer Anteilnahme, dass er dadurch den Glauben und die Frömmigkeit aller stärkte. Auch die Wundmale, die Gott ihm schenkte, waren Ausdruck seiner inneren …Mehr
Heilige Männer

Padre Pio

In unserer Zeit ragt besonders die Gestalt des hl. Pio von Pietrelcina heraus, an den wir am kommenden Freitag erinnern werden. Bei der Feier der heiligen Messe durchlebte er das Geheimnis des Kalvarienberges mit so tiefer Anteilnahme, dass er dadurch den Glauben und die Frömmigkeit aller stärkte. Auch die Wundmale, die Gott ihm schenkte, waren Ausdruck seiner inneren Angleichung an den gekreuzigten Christus.
Angelus im Castelgandolfo, 18. September 2005

Die Werke Padre Pio's
Dem von Nächstenliebe brennenden Herzen von Pater Pio entsprang die "Casa Sollievo della Sofferenza", die bereits in ihrem Namen die zugrunde liegende Idee offenbart, aus der heraus sie entstanden ist, sowie das Programm, das zu verwirklichen ihr Ziel ist. Pater Pio wollte sie "Casa" – "Haus" oder "Zuhause" – nennen, weil die Kranken, besonders die Armen, sich dort wohlfühlen sollten, aufgehoben in familiärer Atmosphäre, und sie in diesem Haus "Sollievo" – "Linderung" – ihres Leidens finden sollten, eine Linderung, die zwei sich überschneidenden Kräften zu verdanken ist: dem Gebet und der Wissenschaft. Das war die Idee des Gründers, die man immer vor Augen haben sollte und die sich alle, die in dem Krankenhaus arbeiten, zu eigen machen müssen. Der Glaube an Gott und die wissenschaftlichen Forschung wirken zusammen mit demselben Ziel, das sich am besten mit den Worten Jesu selbst ausdrücken lässt: "damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10,10). Ja, Gott ist Leben und will, dass der Mensch von jedem leiblichen und geistliche Leiden geheilt werde.

Ansprache an die Pater-Pio-Gebetsgruppen, 14. Oktober 2006

Padre Pio, ein Mann Gottes
Pater Pio war vor allem ein "Mann Gottes". Von Kindheit an hat er sich von Ihm gerufen gefühlt und "mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft" (Dtn 6,5) geantwortet. So konnte die göttliche Liebe von seiner bescheidenen Person Besitz ergreifen und ihn zu einem auserwählten Werkzeug ihrer Heilspläne machen. Gelobt sei Gott, der zu allen Zeiten einfache und hochherzige Seelen auswählt, um Grosses zu tun (vgl. Lk 1,49)!

Ansprache an die Pater-Pio-Gebetsgruppen, 14. Oktober 2006

Charles de Foucauld
Danken wir für das Zeugnis, das Charles de Foucauld gegeben hat. Durch sein Kontemplatives und verborgenes Leben in Nazaret stiess er auf die Wahrheit der Menschheit Jesu und fordert uns so auf, das Geheimnis der Menschwerdung zu betrachten. An jenem Ort hat er viel über den Herrn gelernt, dem er in Demut und Armut nachfolgen wollte. Er entdeckte, dass Jesus, der unsere menschliche Natur angenommen hat, uns zu der universalen Brüderlichkeit einlädt, die er später in der Sahara lebte, und zu jener Liebe, die Christus uns vorgelebt hat. In den Mittelpunkt seines Daseins als Priester stellte er die Eucharistie und das Evangelium, die beiden Tische des Wortes und des Brotes, Quelle des christlichen Lebens und der Mission.

Seligsprechung von Charles de Foucauld, 13. November 2005

Felix von Nicosia
In einer Welt, die von der starken Verlockung des Scheins und von der Suche nach egoistischem Wohlergehen gekennzeichnet ist, erinnert der hl. Felix von Nicosia alle Menschen daran, dass die wahre Freude oft hinter den kleinen Dingen verborgen ist und man sie erreicht, wenn man im Geist der Dienstbereitschaft seine Pflicht tut. Ich wünsche von Herzen, dass Ihr euch mit seiner Hilfe und seiner Fürsprache jene bedeutende Botschaft des Glaubens und der Spiritualität zu eigen machen könnt, die der Heilige von Nicosia bis heute an seine Mitbrüder und an alle Gläubigen richtet: immer stärker am Willen Gottes festzuhalten, um darin wahren Frieden, vollständige Selbstverwirklichung und vollkommene Freude zu finden.

Sonderaudienz, 24. Oktober 2005

Kardinal Clemens August Graf von Galen
Mit Freude vereine ich mich mit euch allen in der Verehrung des neuen Seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen. Wir alle, und besonders wir Deutschen, sind dankbar, dass und der Herr diesen grossen Zeugen des Glaubens geschenkt hat, der in finsterer Zeit das Licht der Wahrheit aufgerichtet und der Mut des Widerstands gegen die Macht der Tyrannei gezeigt hat. Aber wir sollen uns auch fragen: "Von woher kam ihm diese Einsicht in einer Zeit, in der gescheite Leute der Verblendung verfielen? Und von woher kam ihm die Kraft zum Widerstand in einem Augenblick, in dem auch starke Menschen sich schwach und feige gezeigt haben?" Einsicht und Mut sind ihm aus dem glauben gekommen, der ihm die Wahrheit gezeigt, das Herz und die Augen dafür geöffnet hat, und weil er Gott mehr fürchtete als die Menschen, der ihm den Mut gegeben hat, zu tun und zu sagen, was andere nicht zu tun und zu sagen wagten. So gibt er uns Mut, ja er trägt uns auf, heute wieder den Glauben neu zu leben, und er zeigt uns auch, wie das geht – in ganz einfachen, demütigen und doch grossen und tiefreichenden Dingen. Denken wir daran, dass er sehr oft zu Fuss zur Muttergottes nach Telgte gepilgert ist, dass er die ewige Anbetung in St. Servatius eingeführt hat, dass er oft im Sakrament der Busse die Gnade der Vergebung erbeten und geschenkt bekommen hat. So zeigt er uns diese einfache Katholizität, in der der Herr uns begegnet, in der er uns das Herz aufmacht und uns so Unterscheidung der Geister, Mut des Glaubens und die Freude daran gibt, dass wir Erlöste sind. Wir danken dem Herrn für diesen grossen Zeugen und bitten darum, dass er uns leuchte und führe. Seliger Kardinal Graf von Galen, bitte gerade in dieser Stunde für uns, für die Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt Amen.

Seligsprechung von Clemens August Graf von Galen, 9.Oktober 2005

Aktuelle Botschaft des Seligen von Galen
Genau dies ist die stets aktuelle Botschaft des Seligen von Galen: Der Glaube beschränkt sich nicht auf ein privates Empfinden, dass man gegebenenfalls verheimlicht, wenn es unbequem wird, sondern er erfordert Konsequenz und Zeugnis auch in der öffentlichkeit zugunsten des Menschen, der Gerechtigkeit und der Wahrheit.

Angelus, 9. Oktober 2005

Heiliger Josef, der Schweigende
Das Schweigen Josefs ist nicht Ausdruck innerer Leere, sondern im Gegenteil der Fülle des Glaubens, den er im Herzen trägt und der alle seine Gedanken und Handlungen leitet. Durch dieses Schweigen bewahrt Josef gemeinsam mit Maria das Wort Gottes, das er in der Heiligen Schrift kennengelernt hatte, und stellt ihm fortwährend die Ereignisse im Leben Jesu gegenüber; sein Schweigen ist durchdrungen vom beständigem Gebet - ein Gebet des Lobpreises an dem Herrn, der Anbetung seines heiligen Willens und der vollkommenen Hingabe an seine Vorsehung. Man übertreibt nicht, wenn man denkt, dass - auf menschlicher Ebene - Jesus von seinem "Vater" Josef jene starke Innerlichkeit lernte, die Voraussetzung der wahren Gerechtigkeit ist, jener "grösseren Gerechtigkeit" nämlich (vgl. Mt 5,20), die Jesus eines Tages seine Jünger lehren wird.

Angelus, 18. Dezember 2005, 4. Adventssonntag

Heiliger Josef, der Arbeiter
Das Vorbild des hl. Josef ist für uns alle ein eindringlicher Aufruf, die Aufgabe, die uns von der Vorsehung anvertraut wurde, in Treue, Einfachheit und Bescheidenheit zu erfüllen. Ich denke vor allem an die Familienväter und -mütter, und ich bete dafür, dass sie die Schönheit eines einfachen, arbeitsamen Lebens stets zu schätzen wissen, indem sie ihre eheliche Beziehung sorgfältig pflegen und ihren grossen und nicht einfachen Erziehungsauftrag mit Begeisterung wahrnehmen. Für die Priester, die die Vaterschaft gegenüber den kirchlichen Gemeinschaften ausüben, erwirke der hl. Josef, dass sie die Kirche mit Zuneigung und voller Hingabe lieben, und er unterstütze die geweihten Menschen in ihrer freudigen und treuen Befolgung der evangelischen Räte der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams. Er beschütze die Arbeiter der ganzen Welt, damit sie durch ihre unterschiedlichen Berufe zum Fortschritt der gesamten Menschheit beitragen, und helfe jedem Christen, den Willen Gottes vertrauens- und liebevoll zu erfüllen, um auf diese Weise an der Vollendung des Heilswerks mitzuarbeiten.

Angelus, 19. März 2006

Heiliger Josef, Vertrauter unserer Gebete
Liebe Freunde, in wenigen Tagen feiern wir das Fest des hl. Josef, des Schutzpatrons der Arbeiter. [...] Da ich meinerseits auch seinen Namen trage, freue ich mich, ihn euch heute nicht nur als himmlischen Beschützer und Fürsprecher für jede verdienstvolle Initiative zu empfehlen, sondern vor allem als Vertrauten eures Gebets und eurer alltäglichen Verpflichtungen, die sicher viele Genugtuungen und Enttäuschungen mit sich bringen, als Vertrauten eurer täglichen und, ich würde sagen, hartnäckigen Suche nach der Gerechtigkeit Gottes in den menschlichen Angelegenheiten.

Ansprache an die Italienische Christliche Union der Unternehmer, 4. März 2006

Stephanus
Wie Jesus sich am Kreuz dem Vater vollständig hingegeben und seinen Peinigern vergeben hat, so betet auch Stephanus in seiner Todesstunde und sagt: "Herr, Jesus, nimm meinen Geist auf! und "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! (vgl. Apg 7,59-60). Stephanus ist ein echter Jünger Jesu und handelt genauso wie er. Mit ihm beginnt jene lange Reihe von Märtyrern, die ihren Glauben mit dem Opfer des Lebens besiegelten und durch ihr heldenhaftes Zeugnis verkündeten, dass Gott Mensch wurde, um den Menschen das Himmelreich zu öffnen.

Angelus, 26. Dezember 2005

Hl. Ignatius von Loyola
Der hl. Ignatius von Loyola war vor allem ein Mann Gottes, der an die erste Stelle in seinem Leben Gott, die grössere Ehre Gottes und den grösseren Dienst für Gott setzte; er war ein Mann des tiefen Gebets, dessen Mittel- und Höhepunkt die tägliche Eucharistiefeier war. Auf diese Weise hat er seinen Schülern ein kostbares geistliches Erbe hinterlassen, das nicht verlorengehen oder vergessen werden darf. Gerade weil er ein Mann Gottes war, war Ignatius ein treuer Diener der Kirche, in der er die Braut des Herrn und die Mutter der Christen sah und verehrte. Und aus dem Verlangen heraus, der Kirche auf möglichst nützliche und wirksame Weise zu dienen, ist das Gelübde des besonderen Gehorsams gegenüber dem Papst entstanden, das er selbst als "unser Richtmass und Fundament "bezeichnete.

Ansprache an die Teilnehmer einer Pilgerfahrt der Gesellschaft Jesu, 22. April 2006

Hl. Franz Xaver
Der hl. Franz Xaver, den mein Vorgänger seligen Angedenkens Pius XI. zum "Patron der katholischen Missionen" erklärt hat, spürte, dass er gesandt war, dem Evangelium "auf dem riesigen asiatischen Kontinent neue Wege zu eröffnen". Sein Apostolat im Fernen Osten dauerte nur knappe zehn Jahre; es hat sich aber in den viereinhalb Jahrhunderten, seit denen die Gesellschaft Jesu besteht, auf wunderbare Weise als fruchtbar erwiesen, da sein Beispiel unter den jungen Jesuiten sehr viele Berufungen für die mission hervorgerufen hat und bis heute dazu aufruft, die Missionstätigkeit in den grossen Ländern des asiatischen Kontinents weiterzuführen.

Ansprache an die Teilnehmer einer Pilgerfahrt der Gesellschaft Jesu, 22. April 2006

Sel. Petrus Faber
Der sel. Petrus Faber, ein bescheidener, einfühlsamer Mann mit einem tiefen Innenleben, besass die Gabe, freundschaftliche Beziehungen zu Menschen jeder Art zu knüpfen, wodurch er viele junge Männer für die Gesellschaft Jesu gewann. Er verbrachte sein kurzes Leben in verschiedenen europäischen Ländern, besonders in Deutschland, wo er im Auftrag Pauls III. auf den Reichstagen von Worms, Regensburg und Speyer an den Gesprächen mit den führenden Köpfen der Reformation teilnahm. So hatte er Gelegenheit, das Gelübde des besonderen Gehorsams gegenüber dem Papst "in bezug auf die Sendungen" in ganz aussergewöhnlicher Weise zu erfüllen, und wurde so für alle künftigen Jesuiten zu einem Vorbild, dem sie folgen sollten.

Ansprache an die Teilnehmer einer Pilgerfahrt der Gesellschaft Jesu, 22. April 2006

Heiliger Jakobus, der Apostel
Vom hl. Jakobus können wir also vieles lernen; die Bereitschaft, den Ruf des Herrn anzunehmen, auch wenn er uns auffordert, das "Boot" unserer menschlichen Sicherheiten zu verlassen; die Begeisterung, ihm auf den Wegen zu folgen, die er uns zeigt. Jenseits all unserer illusorischen Anmassung; die Bereitschaft, mutig für ihn Zeugnis abzulegen, wenn es sein muss, bis zum höchsten Opfer des Lebens. So steht Jakobus der ältere vor uns als beredtes Vorbild grossherziger Treue zu Christus. Er, der anfangs durch seine Mutter die Bitte ausgesprochen hatte, zusammen mit seinem Bruder neben dem Meister in dessen Reich zu sitzen, war der erste, der den Kelch des Leidens trank, das Martyrium mit den Aposteln teilte
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Generalaudienz, 21. Juni 2006

Bernhard von Clairvaux
Heute nennt der Kalender unter den Tagesheiligen den hl. Bernhard von Clairvaux, den grossen Kirchenlehrer, der zwischen dem 11. Und dem 12. Jahrhundert lebte (1091-1153). Sein Vorbild und seine Lehre erweisen sich auch in unserer Zeit als äusserst nützlich. Er hatte sich nach einer Zeit schweren inneren Ringens von der Welt zurückgezogen und wurde im Alter von 25 Jahren zum Abt des Zisterzienserklosters von Clairvaux gewählt, dessen Leitung er 38 Jahre lang, bis zu seinem Tod, innehatte. Die Hingabe an das Schweigen und die Betrachtung hinderte ihn nicht daran, umfassende apostolische Arbeit zu leisen. Er war auch vorbildlich aufgrund der Ernsthaftigkeit, mit der er darum kämpfte, sein heftiges Temperament zu beherrschen, sowie aufgrund der Demut, mit der er die eigenen Grenzen und Fehler einzugestehen wusste.

Angelus, 20. August 2006

Die Theologie des hl. Bernhard von Clairvaux
Der Reichtum und der grosse Wert seiner [des Hl. Bernhard von Clairvaux] Theologie liegen nicht so sehr darin, dass er neue Wege beschritten hätte, sondern vielmehr darin, dass es ihm gelungen ist, die Glaubenswahrheiten in einem Stil darzulegen, der so klar und eindrücklich ist, dass er den Hörer in seinen Bann zieht und seinen Geist zur Sammlung und zum Gebet bereitet. Man spürt in jeder seiner Schriften den Widerhall einer reichen inneren Erfahrung, die er anderen mit erstaunlicher überzeugungskraft vermitteln konnte. Für ihn ist die grösste Kraft des geistlichen Lebens die Liebe. Gott, der die Liebe ist, schafft den Menschen aus Liebe, und aus Liebe erlöst er ihn; das Heil aller Menschen, die von der Erbschuld tödlich verwundet sind und belastet von den persönlichen Sünden, besteht darin, festzuhalten an der göttlichen Liebe, die uns im gekreuzigten und auferstandenen Christus vollkommen offenbart wurde. In seiner Liebe heilt Gott unseren erkrankten Willen und unsere erkrankte Intelligenz und erhebt sie zum höchsten Grad der Vereinigung mit ihm: zur Heiligkeit und zur mystischen Vereinigung.

Angelus, 20. August 2006

Aus den Werken des hl. Bernhard von Clairvaux
Die an Papst Eugen III. gerichtete Schrift "De consideratione": Vorherrschendes Thema ist hier, in diesem sehr persönlichen Buch, die Bedeutung der inneren Sammlung – und er spricht zu einem Papst-, ein wesentliches Element der Frömmigkeit. Man muss sich, sagt der Heilige, vor den Gefahren übermässiger Aktivität hüten, welchen Stellung und welches Amt auch immer man innehat, denn – so sagt er zum damaligen Papst, zu allem Päpsten und zu uns allen – die vielen Tätigkeiten führen oft zur "Herzenshärte", "sind nichts anderes als Leiden des Geistes, Verwirrung der Intelligenz, Vergeudung der Gnade" (II,3). Die Ermahnung gilt für alle Arten von Tätigkeit, auch für jene, die mit der Leitung der Kirchen zusammenhängen. Das Wort, das Bernhard diesbezüglich an den Papst richtet, der sein Schüler in Clairvaux gewesen war, ist provokatorisch. Er schreibt: "Du siehst, wohin dich diese verdammten Tätigkeiten treiben können, wenn du dich weiter in ihnen verlierst... sie lassen dir nichts von dir selbst"(ebd.). Wie nützlich ist auch uns diese Ermahnung zum Primat des Gebets und der Betrachtung! Ihn in unserm Leben umzusetzen, dazu helfe uns der hl. Bernhard, der das Streben des Mönches nach Einsamkeit und klösterlicher Stille mit der Dringlichkeit wichtiger und komplexer Aufgaben im Dienst der Kirchen in Einklang zu bringen wusste.

Angelus, 20. August 2006

Heiliger Augustinus
Was nun den hl. Augustinus betrifft, so war sein ganzes Leben eine leidenschaftliche Suche nach der Wahrheit. Zu guter Letzt, und nicht ohne lange innere Kämpfe, entdeckte er in Christus den endgültigen und vollen Sinn des eigenen Lebens und der gesamten Menschheitsgeschichte. In jungen Jahren war er von der irdischen Schönheit angezogen und "stürzte" sich – wie er selbst sagte (vgl. Bekenntnisse 10,27-38)- in egoistischer und besitzergreifender Weise auf sie, mit einem Verhalten, das seiner frommen Mutter nicht wenig Kummer bereitete. Durch einen mühevollen Weg jedoch, und auch dank der Gebete seiner Mutter, öffnete sich Augustinus immer mehr der Fülle der Wahrheit und der Liebe bis hin zu seiner Bekehrung, die in Mailand unter der leitenden Hand des heiligen Bischofs Ambrosius erfolgte. Augustinus wird deshalb stets ein Vorbild des Weges zu Gott, der höchsten Wahrheit und dem höchsten Gut, bleiben.

Angelus, 27. August 2006

Apostel Matthäus
In der heutigen Katechese wollen wir unser Augenmerk auf den Apostel Matthäus richten. [...] Sein Name bedeutet "Geschenk Gottes" und erscheint in allen Apostellisten. Das erste Evangelium trägt seinen Namen und stellt ihn uns als Zöllner vor (Mt 9,9; 10,3), das heisst als Steuereintreiber, und setzt ihn mit dem Levi des Markus- und des Lukasevangeliums gleich. Der Herr scheut sich also nicht, in den Kreis seiner engsten Jünger einen Menschen aufzunehmen, den die Leute als Sünder und als Kollaborateur der verhassten Fremdherrschaft ablehnten und mieden. Christus, das will uns damit gesagt sein, schliesst keinen von seiner Freundschaft aus. Gerade den sündig gewordenen Menschen will er die Gnade Gottes anbieten. Die Begegnung mit dem Herrn ändert das Leben dieses Zöllners Matthäus. Das Evangelium sagt uns: Er stand auf und folgte Jesus. Er löst sich auf den Ruf des Herrn hin von seinen sündigen Gewohnheiten – auch von dem Vermögen, das er wohl hatte – und beginnt ein neues Leben mit dem Herrn. Mit Blick auf Matthäus können wir daher sagen: Wer zunächst dem Anschein nach weit von der Heiligkeit entfernt ist, kann zu einem wirklichen Jünger Jesu Christi, ja zu einem Vorbild werden für einen Menschen, der bereit ist, die Barmherzigkeit Gottes zu empfangen und sich von ihr auf einen neuen Weg führen zu lassen.

Generalaudienz, 30. August 2006

Matthäus: Die Möglichkeit zum Vorbild zu werden
Die gute Botschaft des Evangeliums besteht eben darin: im Angebot der Gnade Gottes an den Sünder! [...] Jesus Verweist mit dem berühmten Beispiel vom Pharisäer und vom Zöllner, die zum Tempel hinaufgingen, um zu beten, sogar auf einen namenlosen Zöllner als lobenswertes Vorbild demütigen Vertrauens auf das göttliche Erbarmen: Der Pharisäer rühmt sich seiner eigenen sittlichen Vollkommenheit, der Zöllner dagegen "wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete; Gott, sei mit Sünder gnädig!" Und Jesu erläutert: " Ich sage euch: dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden" (Lk 18,13-14). In der Gestalt des Matthäus stellen uns die Evangelien ein wirkliches Paradox vor Augen: Wer dem Anschein nach weit von der Heiligkeit entfernt ist, kann sogar zu einem Vorbild werden für einen Menschen, der bereit ist, die Barmherzigkeit Gottes zu empfangen, und kann ihre wunderbaren Auswirkungen im eigenen Leben erkennbar werden lassen.

Generalaudienz, 30. August 2006

Heiliger Thomas
In der Reihe der Katechesen über die zwölf Apostel gelangen wir heute zum hl. Thomas, der uns vor allem im Johannesevangelium näher vorgestellt wird. Geradezu sprichwörtlich ist er uns als der "ungläubige Thomas" bekannt, der nach der Auferstehung darauf besteht, seinen Finger in die Male der Nägel und seine Hand in die Seite Jesu zu legen (vgl. Joh 20,25). Doch durch die Gnade Gottes wird aus dem zweifelnden Thomas ein sehender und ein bekennender: Die Wundmale Christi bezeugen seine grosse Liebe, und Thomas bekennt aus ganzem Herzen: "Mein Herr und mein Gott!" (Joh 20,28). Auch die anderen beiden Stellen, an denen der Apostel Thomas im Johannesevangelium zu Wort kommt, zeigen uns, dass das Leben eines Apostels ganz auf Christus ausgerichtet sein muss. Viele Jünger hatten Angst, mit Jesus nach Betanien bei Jerusalem zu gehen, aber Thomas sagt: "Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben"(Joh 11.16). Nichts ist wichtiger, als Jesus nachzufolgen und immer auf seinem Weg zu bleiben! Denn Jesus sagt selbst beim letzten Abendmahl zu Thomas: " Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6).

Generalaudienz, 27. September 2006

Hl. Franziskus
Das Zeugnis, das er [der hl. Franziskus] in seiner Zeit ablegte, macht ihn zu einem natürlichen Bezugspunkt für jene, die auch heute das Ideal des Friedens, der Achtung der Natur und des Dialogs zwischen Menschen, Religionen und Kulturen pflegen. Dennoch ist es wichtig, wenn die Botschaft des hl. Franziskus nicht entstellt werden soll, sich daran zu erinnern, dass es seine radikale Entscheidung für Christus war, die ihm den Schlüssel zum Verständnis jener Brüderlichkeit gegeben hat, zu der alle Menschen berufen sind und an der in gewisser Weise auch unbeseelte Wesen – von "Bruder Sonne" bis hin zu "Schwester Mond" – teilhaben.

Botschaft zum 20. Jahrestages des interreligiösen Treffens in Assisi, 2. September 2006

Der Hl. Thomas in entschlossener Nachfolge
Vor allem das Vierte Evangelium bietet uns einige Angaben, die bedeutsame Züge seiner [des Hl. Thomas] Persönlichkeit nachzeichnen. Die erste betrifft seine Mahnung an die anderen Apostel, als Jesus sich in einem kritischen Augenblick seines Lebens entschloss, nach Betanien zu gehen, um Lazarus wiederzuerwecken. Damit kam er Jerusalem gefährlich nahe (vgl. Mk 10,32). Damals sagte Thomas zu den anderen Jüngern: "Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben" (Joh 11.16). Diese seine Entschlossenheit in der Nachfolge des Meisters ist wirklich beispielhaft und bietet uns eine wertvolle Lehre: Sie offenbart die totale Verfügbarkeit in der Treue zu Jesus, bis hin zur Identifikation des eigenen Schicksals mit dem seinen und dem Wunsch, mit ihm die höchste Prüfung des Todes zu teilen. Das Wichtigste ist tatsächlich, sich nie von Jesus zu trennen.

Generalaudienz, 27. September 2006

Bruder Konrad
Hier in Altötting denken wir natürlich auch ganz besonders an den guten Bruder Konrad. Er hat auf ein grosses Erbe verzichtet, weil er ganz Jesus Christus nachfolgen, ganz mit ihm sein wollte. Er hat sich, wie es der Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz gesetzt, als demütiger Pfortenbruder. In seiner Pfortenstube hat er genau das verwirklicht, was uns Markus über die Apostel sagt: Mit ihm sein und gesandt sein zu den Menschen. Er konnte von seiner Zelle aus immer auf den Tabernakel hinschauen, immer "bei ihm sein". Von diesem Blick her hat er die nicht zu Zerstörende Güte gelernt, mit der er den Menschen begegnete, die fast ohne Unterbrechung an seiner Pforte anläuteten – auch manchmal eher bösartig, um ihn blosszustellen; auch manchmal ungeduldig und laut: Ihnen allen hat er ohne grosse Worte durch seine Güte und Menschlichkeit eine Botschaft geschenkt, die mehr wert war als blosse Worte.

Predigt bei der Vesper in Altötting, 11. September 2006

Hl. Andreas
Die Lehre vom Weizenkorn, das stirbt, um Frucht zu bringen, bestätigt sich auch im Leben des hl. Andreas. Die Tradition erzählt uns, dass er dem Schicksal seines Herrn und Meisters folgte, als seine Tage in Patras in Griechenland ein Ende fanden. Wie Petrus erlitt er das Martyrium an einem Kreuz, dem Schrägkreuz das wir heute als das Andreaskreuz verehren. Aus seinem Vorbild lernen wir, dass der Weg jedes einzelnen Christen wie der Weg der ganzen Kirche durch die Nachfolge Christi und die Erfahrung des Kreuzes zu neuem Leben führt, zum ewigen Leben.

Predigt bei der Feier der "Göttlichen Liturgie" zum Andreasfest, 30. November 2006

Hl. Stephanus
Der hl. Stephanus war der erste, der Christus durch das Martyrium nachfolgte. Er starb, wie der göttliche Meister, indem er seinen Mördern vergab und für sie betete (vgl. Apg 7,60). In den ersten vier Jahrhunderten des Christentums waren alle von der Kirche verehrten Heiligen Märtyrer. Sie sind eine unzählbare Schar, die von der Liturgie als "der Märtyrer strahlendes Heer – martyrum candidatus exercitus" bezeichnet wird. Ihr Tod flösste nicht Angst und Traurigkeit ein, sondern geistlichen Enthusiasmus, der die Zahl der Christen immer weiter wachsen liess. [...] Für die Gläubigen ist der Tag des Todes, und noch mehr der Tag des Martyriums, keineswegs das Ende von allem, sondern vielmehr der "Übergang" zum unsterblichen Leben, es ist der Tag der endgültigen Geburt, auf lateinisch "dies natalis". So versteht man die Verbindung, die zwischen dem "dies natalis" Christi und dem "dies natalis" des hl. Stephanus besteht. Wenn Jesus nicht auf Erden geboren wäre, hätten die Menschen nicht dem Himmel geboren werden können. Gerade weil Christus geboren wurde, können wir "von neuem geboren werden"!

Angelus, 26. Dezember 2006

Frei Antônio de Sant‘Ana Galvão
Liebe Freunde und Freundinnen, welch schönes Beispiel der Nachfolge hat uns Frei Galvão hinterlassen! Wie aktuell klingen für uns, die wir in einer so stark vom Hedonismus geprägten Zeit leben, die Worte, die in der Formel seiner Weihe niedergeschrieben sind: "Nimm mir lieber das Leben, bevor ich meinem Herrn, deinen gebenedeiten Sohn, beleidige!" Das sind starke Worte einer leidenschaftlichen Seele, Worte, die zum normalen Leben jedes Christen gehören sollten, ob es geweiht oder nicht geweiht ist; sie wecken den Wunsch nach Treue zu Gott innerhalb und ausserhalb der Ehe. Die Welt braucht reine Leben, klare Seelen, einfache Denker, die sich weigern, als Geschöpfe betrachtet zu werden, die Lustobjekte sind.

Predigt bei der Heiligsprechung von Frei Antônio de Sant‘Ana Galvão, 11. Mai 2007

Heiliger Augustinus - Confessiones
Augustinus hat in seinem Buch Confessiones auf bewegende Weise den Weg seiner Bekehrung geschildert, der mit der Taufe durch Bischof Ambrosius im Dom zu Mailand an sein Ziel gekommen war. Wer die Confessiones liest, kann den Weg mitvollziehen, den Augustinus in einem langen Ringen gehen musste, um schliesslich in der Osternacht 387 am Taufbrunnen die grosse Wende seines Lebens zu empfangen. Wenn man das Leben des hl. Augustinus aufmerksam verfolgt, kann man sehen, dass Bekehrung nicht ein punktuelles Ereignis, sondern eben ein Weg war. Und man kann sehen, dass dieser Weg am Taufbrunnen nicht zu Ende gewesen ist. Wie das Leben Augustins vor der Taufe, so ist es auf andere Weise auch danach ein Weg der Bekehrung geblieben bis in die Todeskrankheit hinein, in der er die Buss-Psalmen auf der Wand anbringen liess, um sie immer vor Augen zu haben; sich selbst von der Kommunion ausschloss, um noch einmal den Weg der Busse zu gehen und das Heil als Geschenk der Erbarmungen Gottes aus den Händen Christi zu empfangen. So dürfen wir zu Recht von den "Bekehrungen" Augustins sprechen, die eine einzige grosse Bekehrung im Suchen nach dem Angesicht Christi und dann im Mitgehen mit ihm gewesen sind.

Predigt beim Gottesdienst in Pavia, 22. April 2007

Heiliger Augustinus – ein Suchender
Augustinus war zum einen ein Mensch seiner Zeit, ganz von ihren Gewohnheiten und Leidenschaften, von allen Fragen und Problemen eines jungen Mannes gezeichnet. Er hat gelebt wie alle anderen auch, und doch war da etwas anders: Er ist immer ein Suchender geblieben. Er war nie einfach zufrieden mit dem Leben, wie es nun einmal ist und wie alle anderen es auch leben. Er war immer von der Frage nach der Wahrheit getrieben. Er wollte die Wahrheit finden. Herausbringen, was der Mensch ist; woher die Welt kommt; woher wir selber kommen, wohin wir gehen und wie wir das wirkliche Leben finden.

Predigt beim Gottesdienst in Pavia, 22. April 2007

Hl. Franziskus - Nächstenliebe
Es fehlte ihm [dem hl. Franziskus] nicht an einer natürlichen Grossherzigkeit, als er noch "König der Feste" unter den Jugendlichen von Assisi war. Aber diese Grossherzigkeit war noch weit entfernt von der christlichen Liebe, die sich dem anderen ohne Vorbehalte hingibt. Wie er selbst erinnert, war es für ihn bitter, die Aussätzigen zu sehen. Die Sünde hinderte ihn daran, die körperliche Abscheu zu überwinden, um in ihnen ebenso liebenswerte Brüder zu sehen. Die Bekehrung brachte ihn dazu, Barmherzigkeit zu üben, und er sollte selbst Barmherzigkeit empfangen. Den Aussätzigen zu dienen, sie sogar zu küssen, war nicht nur eine Geste der Menschenliebe sozusagen eine "soziale" Bekehrung, sondern eine wahrhaft religiöse Erfahrung, geboten von der Initiative der Gnade und Liebe Gottes: "Der Herr" sagt er, "hat mich zu ihnen geführt" (2 Test 2: FF 110). Die Bitterkeit verwandelte sich also in "Süssigkeit der Seele und des Leibes" (2 Test 3: FF 110).

Predigt beim Pastoralbesuch in Assisi, 17. Juni 2007

Hl. Franziskus – Gemeinschaft mit Christus
Wir feiern in diesem Jahr die Konversion, die Bekehrung, des Hl. Franziskus. Wir wissen, dass wir immer wieder der Bekehrung bedürfen, dass wir ein Leben lang in dem oft mühsamen, aber immer wieder auch schönen Aufstieg der Bekehrungen sind, dass wir so Tag um Tag dem Herrn näherkommen. Der hl. Franziskus zeigt es uns auch, wie er in seinem Leben von dieser ersten tiefen Begegnung mit dem Gekreuzigten in "San Damiano" an immer mehr hineingewachsen ist in die Gemeinschaft mit Christus, bis er in der Stigmatisierung völlig mit ihm eins geworden ist. Darum suchen wir, darum ringen wir, dass wir immer mehr seine Stimme hören, dass sie immer mehr in unser Herz eindringt, dass sie immer mehr unser Leben formt und dass wir so von innen her ihm ähnlich werden, dass in uns die Kirche lebendig sei. Wie Maria lebendige Kirche in Person war, so werdet Ihr durch Euer Beten, Glauben, Hoffen und Lieben lebendige Kirche und gerade so eins mit dem einen Herrn.

Begegnung mit den deutschen Kapuzinerinnen in Assisi, 17. Juni 2007

Hl. Paulus– Erfolg durch seine totale Hingabe an Christus
Wir wissen aus seinen Briefen, dass Paulus alles andere als ein gewandter Redner war; er teilte statt dessen mit Mose und Jeremia den Mangel an rednerischem Talent. "Sein persönliches Auftreten ist matt, und seine Worte sind armselig" ( Kor 10,10), sagten seine Gegner von ihm. Die ausserordentlichen apostolischen Ergebnisse, die er erreichen konnte, sind also nicht einer glänzenden Rhetorik oder raffinierten apologetischen und missionarischen Strategien zuzuschreiben. Der Erfolg seines Apostolats hängt vor allem mit seinem persönlichen Engagement bei der Verkündigung des Evangeliums und mit seiner totalen Hingabe an Christus zusammen; eine Hingabe, die Gefahren, Schwierigkeiten und Verfolgungen nicht fürchtete: "Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben" schrieb er an die Römer -, "weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn" (8,38-39).

Predigt in der Ersten Vesper vor dem Hochfest Peter und Paul, 28. Juni 2007

Jahr des Hl. Paulus - Juni 2008 bis Juni 2009
Liebe Brüder und Schwestern, wie in den Anfangszeiten braucht Christus auch heute Apostel, die bereit sind, sich selber zu opfern. Er braucht Zeugen und Märtyrer wie den hl. Paulus. Einst ein gewalttätiger Christenverfolger, wechselte er, als er auf dem Weg nach Damaskus vom göttlichen Licht geblendet zu Boden stürzte, ohne Zögern auf die Seite des Gekreuzigten und folgte ihm, ohne es zu bereuen. Er lebte und arbeitete für Christus, für ihn litt und starb er.
Wie zeitgemäss ist heute sein Vorbild! Und aus diesem Grund freue ich mich, offiziell anzukündigen, dass wir vom 28. Juni 2008 bis 29. Juni 2009 dem Apostel Paulus ein besonderes Jubiläumsjahr widmen werden, anlässlich der 2000-Jahrfeier seiner Geburt, die von den Historikern zwischen 7 und 10 nach Christus angesetzt wird.

Predigt in der Ersten Vesper vor dem Hochfest Peter und Paul, 28. Juni 2007

Hl. Franziskus – Herangereifter Keim der Heiligkeit
Wenn wir heute von der Bekehrung des Franziskus sprechen und dabei an die radikale Lebensentscheidung denken, die er als junger Mann traf, dann dürfen wir nicht vergessen, dass seine erste "Bekehrung" geschah, als er das Geschenk der Taufe empfing. Die vollgültige Antwort, die er als Erwachsener gab, war nichts anderes als der herangereifte Keim der Heiligkeit, den er damals erhalten hatte. Es ist wichtig, dass wir uns in unserem Leben und im seelsorglichen Angebot die mit der Taufe verbundene Dimension der Heiligkeit stärker zu Bewusstsein führen, sie ist Geschenk und Aufgabe für alle Getauften.

Ansprache bei Begegnung mit dem Klerus und den Ordensleuten in Assisi, 17. Juni 2007

Hl. Augustinus - ein Freund, ein Zeitgenosse
Wenn ich die Schriften des hl. Augustinus lese, habe ich nicht den Eindruck, dass es sich um einen Mann handelt, der vor mehr oder weniger 1600 Jahren gestorben ist, sondern ich spüre ihn wie einen Menschen von heute: einen Freund, einen Zeitgenossen, der zu mir spricht, der mit seinem frischen und aktuellen Glauben zu uns spricht. Im hl. Augustinus, der in seinen Schriften zu mir, zu uns spricht, sehen wir die bleibende Aktualität seines Glaubens; des Glaubens, der von Christus kommt, dem ewigen, fleischgewordenen Wort, Gottessohn und Menschensohn, und wir können sehen, dass dieser Glaube nicht von gestern ist, auch wenn er gestern verkündet wurde; er ist immer von heute, weil Christus wirklich gestern, heute und in Ewigkeit ist. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. So ermutigt uns der hl. Augustinus dazu, uns diesem immer lebendigen Christus anzuvertrauen und so den Weg des Lebens zu finden.

Generalaudienz, 16.Januar 2008

Hl. Maximilian Kolbe - Die Kraft der Liebe
Dem hl. Maximilian Kolbe werden folgende Worte zugeschrieben, die er angesichts der damals wütenden nationalsozialistischen Verfolgung gesagt haben soll: "Der Hass ist niemals eine kreative Kraft, das kann allein die Liebe sein." Und ein heroischer Beweis dieser Liebe war die hochherzige Hingabe seiner selbst an Stelle eines Mithäftlings. Diese Selbsthingabe fand ihren Höhepunkt in seinem Tod im Hungerbunker am 14. August 1941.

Angelus, 13. August 2008
Caeleste Desiderium
Heiligkeit
Teilhabe an der Reinheit des göttlichen Seins

Die erste in Christus geoffenbarte und verwirklichte göttliche Geste ist die Erwählung der Gläubigen, die Frucht einer freien und ungeschuldeten Initiative Gottes ist. Am Anfang, »vor der Erschaffung der Welt« also, in der Ewigkeit Gottes, ist die göttliche Gnade bereit zu handeln. Es berührt mich, über diese Wahrheit nachzudenken: Von Ewigkeit …Mehr
Heiligkeit

Teilhabe an der Reinheit des göttlichen Seins

Die erste in Christus geoffenbarte und verwirklichte göttliche Geste ist die Erwählung der Gläubigen, die Frucht einer freien und ungeschuldeten Initiative Gottes ist. Am Anfang, »vor der Erschaffung der Welt« also, in der Ewigkeit Gottes, ist die göttliche Gnade bereit zu handeln. Es berührt mich, über diese Wahrheit nachzudenken: Von Ewigkeit her sind wir vor den Augen Gottes, und er hat beschlossen, uns zu retten. Diese Berufung beinhaltet unsere »Heiligkeit«, ein tiefes Wort. Heiligkeit ist Teilhabe an der Reinheit des göttlichen Seins. Aber wir wissen, dass Gott Liebe ist. An der göttlichen Reinheit teilhaben heisst also an der »Liebe« Gottes teilhaben, Gott ähnlich zu werden, der »Liebe« ist. »Gott ist die Liebe« (1 Joh 4,8.16). Das ist die tröstliche Wahrheit, die uns auch erkennen lässt, dass »Heiligkeit« keine unserem Leben fernliegende Wirklichkeit ist, sondern weil wir Personen werden können, die mit Gott lieben, treten wir in das Geheimnis der »Heiligkeit« ein. So wird dieagape unsere tägliche Wirklichkeit. Wir werden dadurch in den heiligen und lebendigen Horizont Gottes hineingetragen.

Generalaudienz, 6. Juli 2005

Fürbitte und Nachahmung
Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns alle gemeinsam Gott danken, der nicht aufhört, stets neue, bedeutende Vorbilder der Heiligkeit in der Kirche hervorzubringen. Wir rufen die Heiligen und Seligen als Beschützer an und zählen auf ihre himmlische Hilfe. Gleichzeitig jedoch sind wir durch ihr Zeugnis zur Nachahmung angeregt, um im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu wachsen. Euch alle empfehle ich der Fürbitte dieser neuen Heiligen, damit jeder von euch einen Strahl der Heiligkeit Gottes im Herzen trage und ihn in jeder Lebenslage widerspiegle. über euch wache vor allem die allerseligste Jungfrau Maria, Königin der Heiligen.

Sonderaudienz, 24. Oktober 2005

Selbstverwirklichung
Die Liturgie hält für uns den von Verwunderung erfüllten Ausruf des Apostels Johannes bereit: "Seht, wie gross die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heissen Kinder Gottes, und wir sind es!" (1 Joh 3,1). Ja, heilig werden heisst, voll zu verwirklichen, was wir schon sind, da wir in Christus Jesus zur Würde von Kindern Gottes erhoben wurden.

Angelus, 1. November 2005

Fasziniert von Gott
In der Eucharistie betrachten wir das Sakrament dieser lebendigen Synthese des Gesetzes: Christus vertraut uns in seiner Person die volle Verwirklichung der Liebe zu Gott und der Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern an. Und diese seine Liebe übermittelt er uns, wenn wir uns von seinem Leib und seinem Blut nähren. Dann kann sich in uns das verwirklichen, was der hl. Paulus den Thessalonichern in der heutigen zweiten Lesung schreibt: "Ihr habt euch von den Götzen zu Gott bekehrt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen" (Thess 1,9). Diese Bekehrung ist der Anfang des Weges der Heiligkeit, den zu gehen der Christ in seinem Leben berufen ist. Der Heilige ist ein Mensch, der so fasziniert ist von der Schönheit Gottes und von seiner vollkommenen Wahrheit, dass er nach und nach davon verwandelt wird. Für diese Schönheit und Wahrheit ist er bereit, auf alles zu verzichten, auch auf sich selbst. Ihm genügt die Liebe Gottes, die er im demütigen und uneigennützigen Dienst am Nächsten erfährt, besonders an denen, die es ihm nicht vergelten können.

Predigt am Weltmissionssonntag, 23. Oktober 2005

Mensch sein
Die Seligen und Heiligen waren Menschen, die nicht verzweifelt nach ihrem eigenen Glück Ausschau hielten, sondern einfach sich geben wollten, weil sie vom Licht Jesu Christi getroffen waren. Und so zeigen sie uns den Weg, wie man glücklich wird, wie man das macht, ein Mensch zu sein.

Köln, Gebetsvigil 20. August 2005

Primat der Heiligkeit
Ohne Christus können wir nichts vollbringen (vgl. Joh 15,5). Das Gebet verbindet uns zutiefst mit der Wahrheit und erinnert uns unablässig an den Primat Christi und in der Verbundenheit mit Ihm an den Primat des inneren Lebens und der Heiligkeit.

"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe der kanadischen Atlantikprovinzen, 20. Mai 2006

"Ja"
Um zum Heil zu gelangen, muss man sich daher im Glauben der Gnade Christi öffnen, der dem, der sich an ihn wendet, allerdings eine anspruchsvolle Bedingung stellt: "Komm und folge mir nach!" (Mk 10,21). Die Heiligen hatten die Demut und den Mut, ihm mit "Ja" zu antworten, und haben auf alles verzichtet, um seine Freunde zu sein.[...] In ihnen finden wir die Erfahrung des Petrus vergegenwärtigt: "Du weisst, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt" (Mk 10,28). Ihr einziger Schatz ist im Himmel: es ist Gott.

Predigt bei der Eucharistiefeier zur Heiligsprechung, 15. Oktober 2006

Ein göttliches Geschenk
Wir glauben, dass die Kirche heilig ist. Wenn ihr eure Priester ermahnt, ein ihrer Berufung entsprechendes heiliges Leben zu führen, wenn ihr die hochherzige Liebe und Treue in der Ehe predigt und wenn ihr alle auffordert, Werke der Barmherzigkeit zu üben, dann ruft ihnen die Worte des Herrn in Erinnerung: "Ihr seid das Licht der Welt... So soll eurer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (Mt 5,14-16). Heiligkeit ist ein göttliches Geschenk, das in der Liebe zu Gott und zum Nächsten offenbar wird.

"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe von Sambia, 13. Oktober 2006

Vorwegnahme des ewigen Lebens
Für uns Christen bedeutet "ewiges Leben" jedoch nicht nur ein immerwährendes Leben, sondern ein neues, ein anders beschaffenes Dasein, ganz eingetaucht in die Liebe Gottes, die von allem Bösen und vom Tod befreit und uns in die nie endende Gemeinschaft mit allen Brüdern und Schwestern stellt, die an derselben Liebe teilhaben. Die Ewigkeit kann daher bereits inmitten des irdischen und zeitlichen Lebens gegenwärtig sein, wenn die Seele durch die Gnade mit Gott, ihrem tiefsten Grund, verbunden ist. Alles vergeht, nur Gott ändert sich nicht. In einem Psalm heisst es: "auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten, Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig" (Ps 73,26). Alle Christen, zur Heiligkeit berufen, sind Männer und Frauen, die fest in diesem "Fels" verankert leben; sie stehen mit beiden Beinen auf der Erde, aber ihr Herz ist schon im Himmel, der endgültigen Wohnstatt der Freunde Gottes.

Angelus, 1. November 2006

Allerheiligen
Am Fest Allerheiligen blicken wir voll Dankbarkeit auf die grosse Schar der Gläubigen, die schon im Himmel an der Herrlichkeit Gottes Anteil haben. Wir alle sind berufen, auf dem Weg der Seligpreisungen Christus nachzufolgen, der uns in die ewige Heimat führen will. Dabei helfen uns die Heiligen durch ihr Vorbild und mit ihrer Fürsprache.

Angelus, 1. November 2006

Unzählige Schar
Die Heiligen sind keine kleine Gruppe Auserwählter, sondern eine unzählige Schar, zu der aufzuschauen die Liturgie uns heute aufruft. In dieser Menge finden sich nicht nur die offiziell anerkannten Heiligen, sondern die Getauften aller Zeiten und Nationen, die versucht haben, mit Liebe und in Treue den Willen Gottes zu erfüllen. Von den meisten von ihnen kennen wir nicht das Antlitz und nicht einmal den Namen, aber mit den Augen des Glaubens sehen wir sie am Firmament Gottes strahlen wie herrlich leuchtende Sterne.

Predigt am Hochfest Allerheiligen, 1. November 2006

Bei Gott sein
Das also ist die Bedeutung des heutigen Hochfestes: durch den Blick auf das leuchtende Vorbild der Heiligen in uns das grosse Verlangen zu wecken, wie die Heiligen zu sein, also glücklich darüber zu sein, nahe bei Gott zu leben, in seinem Licht, in der grossen Familie der Freunde Gottes. Ein Heiliger zu sein bedeutet, nahe bei Gott, in seiner Familie zu leben.

Predigt am Hochfest Allerheiligen, 1. November 2006

Nachfolge = Heiligkeit
Aber wie können wir Heilige, Freunde Gottes werden? Auf diese Frage kann man zunächst in negativer Form antworten. Um heilig zu sein, muss man weder ausserordentliche Taten und Werke vollbringen noch aussergewöhnliche Charismen besitzen. Dann folgt die Antwort in positiver Form: Man muss vor allem auf Jesus hören und ihm dann nachfolgen, ohne angesichts der Schwierigkeiten den Mut zu verlieren. "Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mit dient, wird der Vater ihn ehren" (Joh 12, 26). Wer Jesus vertraut und ihn aufrichtig liebt, ist bereit, sich selbst zu entsagen wie das Weizenkorn, das in der Erde begraben liegt.

Predigt am Hochfest Allerheiligen, 1. November 2006

Heiligkeit führt immer durch das Kreuz
Die Erfahrung der Kirche sieht, dass jede Form der Heiligkeit, auch wenn sie unterschiedliche Wege geht, immer über das Kreuz, über die Selbstentsagung führt. Die Biographien der Heiligen beschreiben Männer und Frauen, die fügsam waren gegenüber den Plänen Gottes und die manchmal unbeschreibliche Prüfungen und Leiden, Verfolgungen und das Martyrium auf sich genommen haben. Sie harrten aus in ihrem Bemühen; es waren diejenigen – so ist in der Offenbarung zu lesen - "die aus der grossen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiss gemacht" (Offb 7,14). Ihre Namen sind eingeschrieben in das Buch des Lebens (vgl. Offb 20,12); ihre ewige Wohnstatt ist das Paradies.

Predigt am Hochfest Allerheiligen, 1. November 2006

Heiligkeit und Auseinandersetzung
Die beiden, Paulus und Barnabas, gerieten dann zu Beginn der zweiten Missionsreise in eine Auseinandersetzung, [...] (vgl. Apg 13,13; 15,36-40). Es gibt also auch unter Heiligen Auseinandersetzungen, Zwietracht und Streitigkeiten. Und dies erscheint mit sehr tröstlich, weil wir sehen, dass die Heiligen nicht "vom Himmel gefallen" sind. Sie sind Menschen wie wir, mit Problemen, die auch kompliziert sein können. Die Heiligkeit besteht nicht darin, nie einen Fehler, eine Sünde begangen zu haben. Die Heiligkeit wächst in der Fähigkeit zur Bekehrung, zur Reue, zur Bereitschaft, wieder neu anzufangen, und vor allem in der Fähigkeit zu Versöhnung und Vergebung.

Generalaudienz, 31. Januar 2007

Christus formt die heiligen Seelen
Tatsächlich ist im eigentlichen Sinn nur Jesus Christus, der "Heilige und Gerechte" ( Apg 3,14), das " Ebenbild des unsichtbaren Gottes" ( Kol 1,15). Er ist die menschgewordene Weisheit, der Schöpferlogos, der Gefallen darin findet, bei den Menschenkindern zu sein, unter denen er sein Zelt aufgeschlagen hat (vgl. Joh 1,14). In Ihm wollte Gott die "ganze Fülle" (Kol 1.19) zuteil werden lassen; oder wie Jesus selbst im heutigen Evangelium sagt: "Alles, was der Vater hat, ist mein" (Joh 16,15). Jeder einzelne Heilige hat Teil am Reichtum Christi, den er vom Vater hat und zur rechte Zeit mitteilt. Es ist immer die Heiligkeit Jesu, es ist immer Er, der "Heilige", den der Geist in den "heiligen Seelen" formt und so Freunde Jesu und Zeugen seiner Heiligkeit schafft. Und Jesus will auch uns zu seinem Freunden machen. Öffnen wir gerade an diesem Tag unser Herz, damit auch in unserem Leben die Freundschaft mit Jesus wächst, so dass wir Zeugnis ablegen können für seine Heiligkeit, seine Güte und seine Wahrheit.

Eucharistiefeier mit Heiligsprechung am Dreifaltigkeitssonntag, 3. Juni 2007

Die leuchtende Spur
Die Wahrheit Christi hat sich im Leben der Heiligen aller Jahrhunderte bewahrheitet. Die Heiligen sind eine grosse leuchtende Spur in der Geschichte, die bezeugt: Das ist das Leben, das ist der Weg, das ist die Wahrheit. Deshalb haben wir den Mut, ja zu sagen zu Christus: "Deine Wahrheit wird im Leben vieler Heiliger bestätigt. Wir folgen dir!"

Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Assisi, 17. Juni 2007

Das Evangelium kompromisslos leben
Ihr Vorbild [das der Märtyrer] bezeugt, dass die Taufe die Christen dazu verpflichtet, mutig an der Verbreitung des Reiches Gottes teilzunehmen und sollte es notwendig sein, mit dem Opfer des eigenen Lebens daran mitzuwirken. Gewiss, nicht alle sind zum Martyrium des Blutopfers berufen. Es gibt allerdings ein unblutiges "Martyrium", das nicht weniger bedeutsam ist,[...] es handelt sich dabei um das stille und heldenhafte Zeugnis so vieler Christen, die das Evangelium kompromisslos leben, indem sie ihre Pflicht tun und sich hochherzig dem Dienst an den Armen widmen.

Angelus, 28. Oktober 2007

In den Heiligen kommt Christus zu uns
Über die endgültige Wiederkunft Christi in der Parusie ist uns gesagt, dass er nicht allein, sondern mit allen seinen Heiligen kommen wird. So ist jeder Heilige, der in die Geschichte hereintritt, schon ein Stück der Wiederkunft Christi, ein neues Ankommen des Herrn, das uns sein Bild auf neue Weise zeigt, uns seiner Gegenwart gewiss werden lässt. Jesus Christus gehört nicht der Vergangenheit an und ist nicht in eine weit entfernte Zukunft entrückt, um die wir gar nicht bitten mögen. Er kommt in einer grossen Prozession von Heiligen. Er ist immer schon mit seinen Heiligen unterwegs zu uns, in unser Heute.

Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 21. Dezember 2007

Berührung mit den Heiligen
Wenn sie [die Heiligen] richtig in ihrer geistlichen Dynamik und in ihrer geschichtlichen Realität dargestellt werden, tragen die Heiligen dazu bei, das Wort des Evangeliums und die Sendung der Kirche glaubwürdiger und anziehender zu machen. Die Berührung mit ihnen öffnet den Weg für wahre geistliche Auferstehungen, dauerhafte Bekehrungen und eine Blüte neuer Heiliger. Die Heiligen bringen gewöhnlich andere Heilige hervor, und die Nähe zu ihnen oder auch nur zu ihren Spuren ist stets heilsam: Sie reinigt und erhebt den Geist und öffnet das Herz für die Liebe zu Gott und den Brüdern. Die Heiligkeit sät Freude und Hoffnung, sie antwortet auf den Durst nach Glück, den die Menschen auch heute verspüren.

Ansprache für das Postulatorenkollegium der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, 17. Dezember 2007

Ständige "Umkehr"
Wie schwierig ist der Weg der Heiligung! Er verlangt eine ständige "Umkehr", ein aufopferndes "sich selber Sterben", das die Bedingung für die vollkommene Zughörigkeit zu Gott ist, und einen Gesinnungswandel in Geist und Herz, der wahre Freiheit bringt und eine neue grosse Aufgeschlossenheit.

Predigt bei Eucharistiefeier mit Bischöfen, Seminaristen und jungen Ordensangehörigen, 19. Juli 2008

Heiligkeit ist an alle gerichtet
Wie wichtig und fruchtbringend ist es daher, die Kenntnis und Verehrung der Heiligen zu pflegen, neben der täglichen Betrachtung des Wortes Gottes und der kindlichen Liebe zur Gottesmutter! […] Ihre menschliche und geistliche Erfahrung zeigt, dass die Heiligkeit kein Luxus und kein Privileg für einige wenige ist. Und auch kein Ziel, das ein normalsterblicher Mensch nicht erreichen könnte. In Wirklichkeit ist sie die gemeinsame Bestimmung aller Menschen, die dazu berufen sind, Kinder Gottes zu sein, das heisst die gemeinsame Bestimmung aller Getauften. Die Heiligkeit ist ein Angebot, das an alle gerichtet ist.

Generalaudienz, 20. August 2008

Viele Heilige kennt allein Gott
Natürlich sind nicht alle Heiligen gleich, denn sie sind ja, […] das Spektrum des göttlichen Lichts. Und nicht notwendigerweise sind die grossen Heiligen immer jene, die aussergewöhnliche Charismen besitzen. Es gibt nämlich auch sehr viele, deren Namen Gott allein kennt, da sie auf Erden dem Anschein nach ein ganz normales Leben geführt haben. Und eben diese "normalen" Heiligen sind jene Heiligen, die Gott für gewöhnlich will. Ihr Vorbild bezeugt, dass man nur dann, wenn man mit dem Herrn in Verbindung bleibt, von seinem Frieden und seiner Freude erfüllt wird und dazu fähig wird, überall Ruhe, Hoffnung und Optimismus zu verbreiten.

Generalaudienz, 20. August 2008

Das Hochzeitsgewand der göttlichen Gnade
Auf die Grossherzigkeit Gottes muss der Mensch jedoch mit seiner freien Zustimmung antworten. Eben diesen grossherzigen Weg haben auch jene Menschen beschritten, die wir heute als Heilige verehren. In der Taufe empfingen sie das Hochzeitsgewand der göttlichen Gnade, sie bewahrten es rein und unversehrt und liessen es im Laufe ihres Lebens durch die Sakramente noch reiner werden. Nun haben sie Anteil am himmlischen Hochzeitsmahl. Dieses endgültige Fest im Himmel ist vorweggenommen im Mahl der Eucharistie, zu dem uns der Herr jeden Tag einlädt und an dem wir im Hochzeitsgewand seiner Gnade teilnehmen sollen. Wenn wir dieses Gewand durch die Sünde beflecken oder gar zerreissen, dann weist uns Gott in seiner Güte nicht zurück und überlässt uns nicht unserem Schicksal. Er gibt uns vielmehr im Sakrament der Versöhnung die Möglichkeit, das für das Fest notwendige Hochzeitsgewand unversehrt wieder zu bekommen.

Predigt bei der Heiligsprechung von vier Dienern Gottes, 12. Oktober 2008

Für das Geschenk der Heiligkeit danken
Liebe Brüder und Schwestern, danken wir dem Herrn für das Geschenk der Heiligkeit, das heute in der Kirche mit einzigartiger Schönheit erstrahlt. Jesus lädt jeden von uns ein, ihm auf dem Weg des Kreuzes zu folgen wie diese Heiligen, damit wir das ewige Leben als Erbe empfangen, das er uns durch seinen Tod geschenkt hat. Ihr Vorbild möge uns ermutigen, ihre Lehre uns Orientierung geben und Trost spenden; ihre Fürsprache stütze uns in den Mühen des Alltags, damit auch wir einst mit ihnen und allen Heiligen am ewigen Gastmahl im himmlischen Jerusalem teilnehmen dürfen.

Predigt bei der Heiligsprechung von vier Dienern Gottes, 12. Oktober 2008

Das Schauspiel der Heiligkeit
Besucht man einen botanischen Garten, so erstaunt einen die Vielfalt der Pflanzen und Blumen, und man denkt spontan an die Phantasie des Schöpfers, der die Erde zu einem herrlichen Garten gemacht hat. Ein vergleichbares Gefühl überkommt uns, wenn wir das Schauspiel der Heiligkeit in Betracht ziehen: die Welt erscheint uns wie ein "Garten", wo der Geist Gottes mit wunderbarer Phantasie eine Vielzahl von heiligen Männern und Frauen erweckt hat, jeglichen Alters und jeglicher sozialer Herkunft, jeglicher Sprache, aus allen Völkern und Kulturen. Ein jeder unterscheidet sich vom anderen durch die Einzigartigkeit seiner menschlichen Persönlichkeit und seines geistlichen Charismas. Alle aber tragen das Siegel Jesu eingeprägt (vgl. Offb 7,3), das heisst das Zeichen seiner durch das Kreuz bezeugten Liebe. Alle sind sie in der Freude, in einem Fest ohne Ende, aber wie Jesus haben sie dieses Ziel erreicht, indem sie durch Mühe und Bedrängnis gegangen sind (vgl. Offb 7,14) und jeder für sich einen Teil seines Opfers auf sich genommen hat, um an der Herrlichkeit der Auferstehung Anteil zu haben.

Angelus, 1. November 2008

Ihnen gehört das Himmelreich
Es ist eben jener von Jesus abgesteckte Weg, den zu gehen sich die heiligen Männer und Frauen bemüht haben, trotz des Wissens um ihre menschlichen Grenzen. In ihrem irdischen Dasein sind sie nämlich arm vor Gott gewesen, betrübt angesichts ihrer Sünden, sanftmütig, hungernd und dürstend nach der Gerechtigkeit, barmherzig, mit einem reinen Herzen, Frieden stiftend, um der Gerechtigkeit willen verfolgt. Und Gott hat sie an seiner Freude Anteil nehmen lassen: sie haben in dieser Welt einen Vorgeschmack von ihr erfahren und geniessen sie in Fülle im Jenseits. Jetzt sind sie getröstet, Erben der Erde, gesättigt, ihnen ist vergeben worden, sie sehen Gott, dessen Kinder sie sind. Mit einem Wort. "Ihnen gehört das Himmelreich" (vgl. Mt 5,3.10).

Angelus, 1. November 2008

Vom Himmel angezogen sein
Am heutigen Tag spüren wir, wie in uns die Tatsache, vom Himmel angezogen zu sein, neu lebendig wird, was uns dazu drängt, die Schritte unserer irdischen Pilgerschaft zu beschleunigen. Wir spüren, wie in unseren Herzen der Wunsch entflammt, uns für immer der Familie der Heiligen anzuschliessen, zu der zu gehören wir bereits jetzt die Gnade haben. Wie ein berühmtes Spiritual sagt: "Wenn die Schar deiner Heiligen kommen wird, wie sehr möchte ich, o Herr, einer von ihnen sein!" Dieser schöne Wunsch möge alle Christen beseelen und ihnen helfen, jede Schwierigkeit, jede Angst, jede Mühsal zu überwinden!

Angelus, 1. November 2008

Sie waren Sünder
Die gewaltige Schar der Zeugen, die sich von seiner Liebe hat ergreifen lassen, ist die Schar der Heiligen im Himmel, die nicht aufhören, für uns Fürbitte zu leisten. Sie waren Sünder, und das wussten sie auch, aber sie waren bereit, nicht ihre eigenen Sünden zu betrachten, überhaupt nichts zu betrachten als die Wunden ihres Herrn, um dort den Ruhm des Kreuzes und den Sieg des Lebens über den Tod zu finden.

Eucharistische Prozession in Lourdes, 14. September 2008
Caeleste Desiderium
Die Schweizergarde
Vorbehaltlos an Christus binden

Zu den vielfältige Formen der Anwesenheit von Laien in der katholischen Kirche gehört auch jene Präsenz ganz besonderer Art der Päpstlichen Schweizergarde: dieser jungen Männer, die sich, motiviert von der Liebe zu Christus und zur Kirche, in den Dienst des Nachfolgers Petri stellen. Für einige von ihnen ist die Zugehörigkeit zu dem Gardekorps …Mehr
Die Schweizergarde

Vorbehaltlos an Christus binden

Zu den vielfältige Formen der Anwesenheit von Laien in der katholischen Kirche gehört auch jene Präsenz ganz besonderer Art der Päpstlichen Schweizergarde: dieser jungen Männer, die sich, motiviert von der Liebe zu Christus und zur Kirche, in den Dienst des Nachfolgers Petri stellen. Für einige von ihnen ist die Zugehörigkeit zu dem Gardekorps zeitlich begrenzt, für andere dauert sie länger, um für manche schliesslich zur Berufswahl für das ganze Leben zu werden. Bei einigen - und das sage ich mit grosser Freude - hat der Dienst im Vatikan die Antwort auf eine Priester- oder Ordensberufung reifen lassen. Schweizergardist zu sein bedeutet aber für alle, sich vorbehaltlos an Christus und die Kirche zu binden, bereit, sein Leben dafür zu geben. Der aktive Dienst kann zu Ende gehen, aber im Herzen bleibt man immer Schweizergardist. Davon haben rund 80 ehemalige Gardisten Zeugnis gegeben, die vom 7. April bis 4. Mai einen aussergewöhnlichen Marsch von der Schweiz nach Rom zurücklegten, wobei sie weitgehend der historischen Route der Via Francigena folgten.

Predigt bei dem 500-Jahr-Jubiläum der Päpstlichen Schweizergarde, 6. Mai 2006

Wahre Freunde Gottes
Liebe Freunde, für euch und für die Verstorbenen eures Korps bringe ich in besonderer Weise dieses eucharistische Opfer dar, das den geistlichen Höhepunkt eures Festes darstellt. Lasst das eucharistische Brot eure Nahrung sein, und seid vor allem Menschen des Gebetes, auf dass die göttliche Weisheit euch zu wahren Freunden Gottes und Dienern seines Reiches der Liebe und des Friedens mache. Im Opfer Christi erreicht der Dienst, den eure grosse Schar in diesen 500 Jahren geleistet hat, seine volle Bedeutung und seinen vollen Wert. Indem ich gedanklich im Namen all der Päpste spreche, denen euer Korps im Laufe der Jahrhunderte treu gedient hat, bringe ich den verdienten und tiefempfundenen Dank zum Ausdruck, und ich fordere euch mit dem Blick in die Zukunft auf, "acriter et fideliter", mutig und treu, voranzugehen. Die Jungfrau Maria und eure Schutzpatrone, der hl. Martin, der hl. Sebastian und der hl. Niklaus von Flüe, mögen euch helfen, eure täglichen Arbeit mit hochherziger Hingabe und stets beseelt vom Geist des Glaubens und der Liebe zur Kirche zu erfüllen.

Predigt bei dem 500-Jahr-Jubiläum der Päpstlichen Schweizergarde, 6. Mai 2006

Was sich nicht ändert...
Vor zwei Jahren, im Jahr 2006, wurde mit festlichen Veranstaltungen die Fünfhundertjahrfeier der Gründung Eurer Truppe begangen. Dies war eine gute Gelegenheit, einen Blick auf Eure Geschichte zu werfen und dabei die grossen Veränderungen des gesellschaftlichen Umfelds zu erfassen, in dem die Jahrhunderte hindurch der Heilige Stuhl gemäss dem Auftrag, den Christus dem Apostel Petrus anvertraut hat, lebt und wirkt. Gerade vor dem Hintergrund dieser eindrucksvollen Entwicklung tritt das noch mehr hervor, was sich nicht ändert - so auch die Identität eurer kleinen, aber qualifizierten Truppe, die dazu ausersehen ist, über die Sicherheit der Person des Papstes und seines Wohnsitzes zu wachen. Nach fünf Jahrhunderten ist der Geist unverändert, der junge Schweizer dazu bringt, ihr schönes Land zu verlassen, um für den Heiligen Vater im Vatikan Dienst zu leisten. Mit derselben Liebe legt ihr für die katholische Kirche Zeugnis ab, und zwar mehr als mit Worten mit Eurer Person, die dank der typischen Uniform an dem Eingängen zum Vatikan und bei den Papstaudienzen gut erkenntlich ist. Eure historischen Uniformen sprechen zu Pilgern und Touristen aus allen Teilen der Welt über etwas, das sich trotz allem nicht ändert, nämlich über Euren Einsatz, Gott zu dienen, indem Ihr dem "Diener seiner Diener" dient.

Ansprache bei der Audienz für die Schweizergardisten, 5. Mai 2008

Die Schweizergarde: eine Schule des Lebens
Mein besonderer Gruss geht nun an Euch, liebe neue Hellebardiere. Strebt vor allem danach, den christlichen und kirchlichen Geist in Euch aufzunehmen, der die Grundlage und Antriebskraft jeder von Euch ausgeführten Tätigkeit ist. Vertieft insbesondere Euer Gebet und eure geistliches Leben, indem Ihr euch auf die wertvolle Gegenwart Eures Kaplans stützt. Seid offen, bescheiden und loyal. Bemüht Euch auch, die zwischen euch bestehenden Unterschiede hinsichtlich der Persönlichkeit und des Charakters wertzuschätzen, denn auch mit Uniform ist jeder eine einzigartige Person, die von Gott berufen ist, seinem Reich der Liebe und des Friedens zu dienen. Wie ihr wisst, ist die Schweizergarde auch eine Schule des Lebens, und im Laufe ihrer Erfahrungen im Vatikan haben viele Eurer Vorgänger ihre Berufung entdecken können: in einer christliche Ehe, im Priestertum oder im geweihten Leben. Dafür wollen wir Gott loben und Eurem Korps unsere Wertschätzung aussprechen.

Ansprache bei der Audienz für die Schweizergardisten, 5. Mai 2008
Caeleste Desiderium
Programm
Der Name "Benedikt"

Bei dieser ersten Begegnung möchte ich zunächst über den Namen sprechen, den ich gewählt habe, als ich Bischof von Rom und universaler Hirt der Kirche wurde. Ich wollte mich Benedikt XVI. nennen, weil ich geistig an den ehrwürdigen Papst Benedikt XV. anknüpfen wollte, der die Kirche in der stürmischen Zeit des Ersten Weltkriegs geleitet hat. Er war ein mutiger und …Mehr
Programm

Der Name "Benedikt"


Bei dieser ersten Begegnung möchte ich zunächst über den Namen sprechen, den ich gewählt habe, als ich Bischof von Rom und universaler Hirt der Kirche wurde. Ich wollte mich Benedikt XVI. nennen, weil ich geistig an den ehrwürdigen Papst Benedikt XV. anknüpfen wollte, der die Kirche in der stürmischen Zeit des Ersten Weltkriegs geleitet hat. Er war ein mutiger und wahrer Prophet des Friedens und bemühte sich mit grosser Tapferkeit zuerst darum, das Drama des Krieges zu vermeiden, und später dessen unheilvolle Auswirkungen einzudämmen. Ich möchte mein Amt auf seinen Spuren im Dienst der Versöhnung und Harmonie unter den Menschen und Völkern fortführen in der überzeugung, dass das grosse Gut des Friedens vor allem ein Geschenk Gottes, ein zerbrechliches und wertvolles Geschenk ist, das Tag für Tag durch den Beitrag aller zu erbitten, zu schützen und aufzubauen ist.
Der Name Benedikt erinnert auch an die herausragende Gestalt des grossen "Patriarchen des abendländischen Mönchtums", an den hl. Benedikt von Nursia, der zusammen mit den hll. Cyrill und Methodius Patron von Europa ist. Die zunehmende Ausbreitung des von ihm gegründeten Benediktinerordens hatte grossen Einfluss auf die Verbreitung des Christentums in ganz Europa. Deshalb wird der hl. Benedikt in Deutschland und besonders in Bayern, meinem Geburtsland, sehr verehrt; er ist ein grundlegender Bezugspunkt für die Einheit Europas und ein nachdrücklicher Hinweis auf die unverzichtbaren christlichen Wurzeln der europäischer Kultur und Zivilisation.
Von diesem Vater des abendländischen Mönchtums kennen wir die Empfehlung, die er den Mönchen in seiner Regel hinterlassen hat: "Der Liebe zu Christus nichts vorziehen" (Regel 72,11; vgl. 4,21). Zu Beginn meines Dienstes als Nachfolger Petri bitte ich den hl Benedikt, uns zu helfen, an der zentralen Stellung Christi in unserem Dasein festzuhalten. Er soll in unserem Denken und Handeln immer an erster Stelle stehen!

Erste Generalaudienz auf dem Petersplatz, 27. April 2005

Wort Gottes
Der Papst ist kein absoluter Herrscher, dessen Denken und Willen Gesetz sind. Im Gegenteil: Sein Dienst garantiert Gehorsam gegenüber Christus und seinem Wort. Er darf nicht seine eigenen Ideen verkünden, sondern muss – entgegen allen Versuchen von Anpassung und Verwässerung sowie jeder Form von Opportunismus – sich und die Kirche immer zum Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes verpflichten.
[...]Der Papst ist sich bewusst, dass er in seinen wichtigen Entscheidungen an die grosse Gemeinschaft des Glaubens aller Zeiten, an die verpflichtenden, auf dem Pilgerweg der Kirche entstandenen Interpretationen gebunden ist. So steht seine Macht nicht über dem Wort Gottes, sondern in dessen Dienst; ihm obliegt die Verantwortung dafür, dass dieses Wort in seiner Grösse erhalten bleibt und in seiner Reinheit erklingt, auf dass es nicht von den ständig wechselnden Moden zerrissen werde.

Predigt zur feierlichen Inbesitznahme der Kathedrale des Bischofs von Rom in der Lateranbasilika, 7. Mai 2005

Eucharistie
Die Eucharistie, Herz des christlichen Lebens und Quelle der Evangelisierungssendung der Kirche, soll die ständige Mitte und Quelle des mir anvertrauten Petrusamtes sein.

Botschaft an die wahlberechtigten Kardinäle, Sixtinische Kapelle, 20. April 2005

Mit Vertrauen
Liebe Freunde, lassen wir uns nicht abbringen von diesem Grossmut, von dieser Wanderschaft zu Christus. [...] Gehen wir miteinander, halten wir zusammen. Ich vertraue auf Eure Hilfe. Ich bitte Euch um Nachsicht, wenn ich Fehler mache wie jeder Mensch oder wenn manches unverständlich bleibt, was der Papst von seinem Gewissen und vom Gewissen der Kirche her sagen und tun muss. Ich bitte Euch um Euer Vertrauen. Halten wir zusammen, dann finden wir den rechten Weg. Und bitten wir Maria, die Mutter des Herrn, dass sie uns ihre frauliche und mütterliche Güte spüren lässt, in der uns erst die ganze Tiefe des Geheimnisses Christi aufgehen kann.

Audienz für die Pilger aus Deutschland, 25. April 2005

Menschenfischer
Für den Fisch, der für das Wasser geschaffen ist, ist es tödlich, aus dem Meer geholt zu werden. Er wird seinem Lebenselement entrissen, um dem Menschen zur Nahrung zu dienen. Aber beim Auftrag der Menschenfischer ist es umgekehrt. Wir Menschen leben entfremdet, in den salzigen Wassern des Leidens und des Todes; in einem Meer des Dunkels ohne Licht. Das Netz des Evangeliums zieht uns aus den Wassern des Todes heraus und bringt uns ans helle Licht Gottes, zum wirklichen Leben.

Predigt in der hl. Messe zu Beginn des Pontifikates, Rom, 24. April 2005

Lauschen
Das eigentliche Regierungsprogramm aber ist, nicht meinen Willen zu tun, nicht meine Ideen durchzusetzen, sondern gemeinsam mit der ganzen Kirche auf Wort und Wille des Herrn zu lauschen und mich von ihm führen zu lassen, damit er selbst die Kirche führe in dieser Stunde unserer Geschichte.

Heilige Messe zur Amtseinführung, 24. April 2005
Caeleste Desiderium
Die Wahl
Fallbeil

Als langsam der Gang der Abstimmung mich erkennen liess, dass sozusagen das Fallbeil auf mich herabfallen würde, war mir ganz schwindlig zumute. Ich hatte geglaubt, mein Lebenswerk getan zu haben und nun auf einen ruhigen Ausklang meiner Tage hoffen zu dürfen. Ich habe mit tiefer überzeugung zum Herrn gesagt: Tu mir dies nicht an! Du hast Jüngere und Bessere, die mit ganz anderem …Mehr
Die Wahl

Fallbeil

Als langsam der Gang der Abstimmung mich erkennen liess, dass sozusagen das Fallbeil auf mich herabfallen würde, war mir ganz schwindlig zumute. Ich hatte geglaubt, mein Lebenswerk getan zu haben und nun auf einen ruhigen Ausklang meiner Tage hoffen zu dürfen. Ich habe mit tiefer überzeugung zum Herrn gesagt: Tu mir dies nicht an! Du hast Jüngere und Bessere, die mit ganz anderem Elan und mit ganz anderer Kraft an diese grosse Aufgabe herantreten können.
Da hat mich ein kleiner Brief sehr berührt, den mir ein Mitbruder aus dem Kardinalskollegium geschrieben hat. Er erinnert mich daran, dass ich die Predigt beim Gottesdienst für Johannes Paul II. vom Evangelium her unter das Wort gestellt hatte, das der Herr am See von Genezareth zu Petrus gesagt hat: Folge mir nach! Ich hatte dargestellt, wie Karol Wojtyla immer wieder vom Herrn diesen Anruf erhielt und immer neu viel aufgeben und einfach sagen musste: Ja, ich folge dir, auch wenn du mich führst, wohin ich nicht wollte. Der Mitbruder schrieb mir: Wenn der Herr nun zu dir sagen sollte "Folge mir", dann erinnere dich, was du gepredigt hast. Verweigere Dich nicht! Sei gehorsam, wie Du es vom grossen heimgegangenen Papst gesagt hast. Das fiel mir ins Herz. Bequem sind die Wege des Herrn nicht, aber wir sind ja auch nicht für die Bequemlichkeit, sondern für das Grosse, für das Gute geschaffen.
So blieb mir am Ende nichts, als Ja zu sagen. Ich vertraue auf den Herrn, und ich vertraue auf Euch, liebe Freunde.

Audienz für die Pilger aus Deutschland, 25. April 2005

Wer soll es sein?
Wiederum war es so, als wir den schweren Zug ins Konklave gingen, um den zu finden, den der Herr erwählt hat. Wie sollten wir nur den Namen erkennen? Wie sollten 115 Bischöfe aus allen Kulturen und Ländern den finden, dem der Herr den Auftrag des Bindens und des Lösens geben möchte? Aber wieder wussten wir: Wir sind nicht allein. Wir sind von den Freunden Gottes umgeben, geleitet und geführt.
Und nun, in dieser Stunde, muss ich schwacher Diener Gottes diesen unerhörten Auftrag übernehmen, der doch alles menschliche Vermögen überschreitet. Wie sollte ich das? Wie kann ich das? Aber Ihr alle, liebe Freunde, habt nun die ganze Schar der Heiligen stellvertretend durch einige der grossen Namen der Geschichte Gottes mit den Menschen herbeigerufen, und so darf auch ich wissen: Ich bin nicht allein. Ich brauche nicht allein zu tragen, was ich wahrhaftig allein nicht tragen könnte. Die Schar der Heiligen Gottes schützt und stützt und trägt mich. Und Euer Gebet, liebe Freunde, Eure Nachsicht, Eure Liebe, Euer Glaube und Euer Hoffen begleitet mich.

Predigt in der hl. Messe zu Beginn des Pontifikates, Rom, 24. April 2005

Staunen und Dankbarkeit
Wie ich schon bei der ersten Begegnung mit den Herrn Kardinälen am Mittwoch vor genau einer Woche in der Sixtinischen Kapelle sagte, empfinde ich in diesen Tagen des Antritts meines Petrusamtes unterschiedliche Gefühle in meinem Herzen: Staunen und Dankbarkeit Gott gegenüber, der vor allem mich selbst überrascht hat, als er mich zum Nachfolger des Apostels Petrus berief; und auch ein inneres Bangen angesichts der hohen Aufgabe und der schweren Verantwortung, die mir anvertraut worden sind. Aber die Gewissheit des Beistands Gottes und seiner allerseligsten Mutter, der Jungfrau Maria, sowie der heiligen Schutzpatrone erfüllt mich mit Gelassenheit und Freude. Eine Stütze ist mir auch die geistliche Nähe des ganzen Volkes Gottes, das ich weiterhin bitte – wie ich schon am vergangenen Sonntag wiederholt habe -, mich unermüdlich im Gebet zu begleiten.

Erste Generalaudienz auf dem Petersplatz, 27. April 2005

Rückblick
Abschliessend muss ich vielleicht noch jenen 19. April diese Jahres erwähnen, an dem das Kardinalskollegium mich zu meinem nicht geringen Schrecken zum Nachfolger von Papst Johannes Paul II., zum Nachfolger des hl. Petrus auf dem Bischofsstuhl von Rom, gewählt hat. Eine solche Aufgabe lag jenseits all dessen, was ich mir jemals als meine Berufung hätte vorstellen können. So konnte ich nur mit einem tiefen Akt des Vertrauens auf Gott im Gehorsam mein "Ja" zu dieser Wahl sagen. Wie damals, so bitte ich auch heute euch alle um euer Gebet, auf dessen Kraft und Hilfe ich zähle. Gleichzeitig möchte ich in dieser Stunde all jenen von Herzen danken, die mich mit soviel Vertrauen, Güte und Verständnis aufgenommen haben und mich noch immer aufnehmen und mich tagtäglich mit ihrem Gebet begleiten.

Ansprache am Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium und die Mitarbeiter der Römischen Kurie, 22. Dezember 2005

Vor einem Jahr...
Wie schnell die Zeit vergeht! Es ist bereits ein Jahr vergangen, seitdem die im Konklave versammelten Kardinäle meine arme Person in die Nachfolge des verstorbenen Dieners Gottes, des geliebten und grossen Papstes Johannes Paul II., gewählt haben, was für mich völlig unerwartet und überraschend kam. Ich bin innerlich bewegt, wenn ich daran zurückdenke, wie ich unmittelbar nach meiner Wahl zum ersten mal auf der Mittleren Loggia der Basilika den hier auf diesem Platz versammelten Gläubigen gegenüberstand. Die Erinnerung an jene Begegnung hat sich mir im Geist und im Herzen eingeprägt; auf sie folgten viele weitere Begegnungen, die mich erfahren liessen, wie sehr das zutrifft, was ich während der festlichen Konzelebration sagte, mit der ich die Ausübung des Petrusamtes feierlich begonnen habe: "So darf ich auch wissen: Ich brauche nicht allein zu tragen, was ich wahrhaftig allein nicht tragen könnte". Und ich spüre immer mehr, dass ich diese Aufgabe, diese Sendung allein nicht tragen könnte. Aber ich spüre auch, dass ihr sie mit mir tragt: So befinde ich mich in einer grossen Gemeinschaft, und zusammen können wir die vom Herrn erhaltene Sendung voranbringen. Eine unersetzliche Hilfe ist mir der himmlische Schutz Gottes und der Heiligen; und eure Nähe, liebe Freunde, die ihr mir stets eure Nachsicht und Liebe schenkt, gibt mir Kraft. Von ganzem Herzen danke ich allen, die auf verschiedene Weise nah an meiner Seite stehen oder mich aus der Ferne im Geiste mit ihrer Zuneigung und ihrem Gebet begleiten. Ich bitte jeden von euch, mich auch weiterhin zu unterstützen und Gott zu bitten, dass er mich ein milder und standhafter Hirte sein lasse.

Generalaudienz, 19. April 2006
Caeleste Desiderium
Hirte
Verschiedene Wüsten

Den Hirten muss die heilige Unruhe Christi beseelen, dem es nicht gleichgültig ist, dass so viele Menschen in der Wüste leben. Und es gibt vielerlei Arten von Wüsten. Es gibt die Wüste der Armut, die Wüste des Hungers und des Durstes. Es gibt die Wüste der Verlassenheit, der Einsamkeit, der zerstörten Liebe. Es gibt die Wüste des Gottesdunkels, der Entleerung der Seelen …Mehr
Hirte

Verschiedene Wüsten

Den Hirten muss die heilige Unruhe Christi beseelen, dem es nicht gleichgültig ist, dass so viele Menschen in der Wüste leben. Und es gibt vielerlei Arten von Wüsten. Es gibt die Wüste der Armut, die Wüste des Hungers und des Durstes. Es gibt die Wüste der Verlassenheit, der Einsamkeit, der zerstörten Liebe. Es gibt die Wüste des Gottesdunkels, der Entleerung der Seelen, die nicht mehr um die Würde und um den Weg des Menschen wissen. [...] Die Kirche als Ganze und die Hirten in ihr müssen wie Christus sich auf den Weg machen, um die Menschen aus der Wüste herauszuführen zu den Orten des Lebens – zur Freundschaft mit dem Sohn Gottes, der uns Leben schenkt, Leben in Fülle.

Predigt in der hl. Messe zu Beginn des Pontifikates, Rom, 24. April 2005

Lieben...
"Weide meine Schafe", sagt Christus zu Petrus, sagt er nun zu mir. Weiden heisst lieben, und lieben heisst auch, bereit sein zu leiden. Und lieben heisst: den Schafen das wahrhaft Gute zu geben, die Nahrung von Gottes Wahrheit, von Gottes Wort, die Nahrung seiner Gegenwart, die er uns in den heiligen Sakramenten schenkt. Liebe Freunde – in dieser Stunde kann ich nur sagen: Betet für mich, dass ich den Herrn immer mehr lieben lerne. Betet für mich, dass ich seine Herde – Euch, die heilige Kirche, jeden einzelnen und alle zusammen immer mehr lieben lerne. Betet für mich, dass ich nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe. Beten wir füreinander, dass der Herr uns trägt und dass wir durch ihn einander zu tragen lernen.

Predigt in der hl. Messe zu Beginn des Pontifikates, Rom, 24. April 2005

Fundament
Die göttliche Vorsehung hat mich dazu berufen, euer Hirte zu sein: ich danke euch für die Zuneigung, mit der ihr mich aufgenommen habt, und bitte euch, dafür zu beten, dass die hl. Petrus und Paulus für mich die Gnade erwirken, das mir anvertraute Hirtenamt treu zu erfüllen. Als Bischof von Rom leistet der Papst einen einzigartigen und unerlässlichen Dienst für die Universalkirche: Er ist das immerwährende und sichtbare Prinzip und das Fundament für die Einheit der Bischöfe und aller Gläubigen.

Angelus, 29. Juni 2005

Bitte um Gebet
Unterstützt mit eurem Gebet den Nachfolger Petri in seinem universalen Hirtendienst. Darum bitte ich an diesem Tage. Betet mit mir und für mich, dass der Heilige Geist mir mit seinem Licht und seiner Kraft in der Erfüllung meiner Mission stets beistehe. Dafür danke ich euch und dazu erbitte ich euch Gottes reichen Segen.

Generalaudienz, 22. Februar 2006, Fest Kathedra Petri

Rückblick
Liebe Brüder und Schwestern!
Voller Dankbarkeit gegenüber Gott blicke ich auf meine Apostolische Reise in die Türkei zurück. Ich danke den vielen Menschen, die mich und meine Begleiter so freundlich aufgenommen haben. Schwerpunkte der Türkeireise waren drei Aspekte der universalen Mission des Nachfolgers Petri: Ich wollte die katholische Gemeinschaft stärken, auf die anderen Christen zugehen und allen Menschen die Botschaft der Liebe und des Friedens bringen. Am ersten Tag, beim Treffen mit Politikern und Diplomaten, herrschte Einvernehmen darüber, dass jedem Menschen die Freiheit des Gewissens und der Religionsausübung zuerkannt werden muss. In Ephesus, beim "Haus Marias", haben wir uns wirklich "zu Hause" gefühlt und für den Frieden im Heiligen Land und in der Ganzen Welt gebetet. Ein echter Höhepunkt waren die Begegnung mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und der gemeinsame Segen zum Fest des heiligen Andreas. Der Aufenthalt endete mit einem Gottesdienst in der lateinischen Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul. Vereint im Gebet liessen die Christen verschiedener Traditionen und Sprachen das Pfingstereignis lebendig werden. Möge Gott selbst meine Reise fruchtbar machen!

Generalaudienz, 6. Dezember 2006

Dank für das Gebet
Noch einmal möchte ich, zusammen mit euch, dem Herrn danken für die Apostolische Reise, die ich während der vergangenen Tage in die Türkei unternommen habe: Ich habe gespürt, dass mich das Gebet der gesamten christlichen Gemeinschaft begleitet und getragen hat. Allen gilt dafür mein herzlicher Dank!

Angelus, 3. Dezember 2006

Hirte in der Kirche Jesu Christi sein
Das Pallium ist aus der Wolle von Schafen gewoben, die der Bischof von Rom jedes Jahr am Fest der Kathedra Petri segnet und damit sozusagen aussondert, dass sie Symbol werden für die Herde Christi, der ihr vorsteht. Wenn wir das Pallium auf die Schultern nehmen, so erinnert uns dies an den Hirten, der das verlorenen Schäflein das allein den Weg nach Hause nicht mehr findet, auf die Schulten nimmt und es heim trägt. Die Kirchenväter haben in diesem Schäflein das Bild der ganzen Menschheit, der ganzen menschlichen Natur gesehen, die sich verlaufen hat und den Heimweg nicht findet. Der Hirte, der sie heim trägt, kann nur der Logos, das Ewige Wort Gottes selber sein. In der Menschwerdung hat er uns alle, das Schäflein Mensch, auf die Schultern genommen. Er, das ewige Wort, der wahre Hirte der Menschheit trägt uns, in seiner Menschheit trägt er jeden einzelnen von uns auf seinen Schultern. Auf dem Weg des Kreuzes hat er uns heim getragen, trägt er uns heim. Aber er will Menschen, die mit ihm tragen. Hirte in der Kirche Jesu Christi sein bedeutet, an diesem Auftrag teilzunehmen, an den uns das Pallium erinnert. Wenn wir es tragen, fragt er uns: Trägst du die Meinen mit? Trägst du sie zu mir, zu Jesus Christus hin?

Homilie an der Eucharistiefeier im Petersdom am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 2008

Liebst du mich mehr als diese?
Der auferstandene Christus verknüpft untrennbar den Auftrag "Weide meine Schafe" mit der Frage: "Liebst du mich, liebst du mich mehr als diese?" Jedesmal, wenn wir das Pallium des Hirten der Herde Christi anziehen, müssten wir diese Frage hören: Liebst du mich? und uns fragen lassen nach dem Plus, nach dem Mehr an Liebe, das er vom Hirten erwartet.

Homilie an der Eucharistiefeier im Petersdom am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 2008
Caeleste Desiderium
Dienst
Keine Ehren

Auch wenn mir einerseits die Grenzen meiner Person und meiner Fähigkeiten bewusst sind, weiss ich andererseits nur zu gut um das Wesen des Auftrages, der mir anvertraut wurde und an dessen Erfüllung ich mit innerer Hingabe herangehen will. Hier geht es nicht um Ehren, sondern um einen Dienst, den es mit Einfachheit und Bereitwilligkeit zu leisten gilt, in der Nachfolge unseres …Mehr
Dienst

Keine Ehren

Auch wenn mir einerseits die Grenzen meiner Person und meiner Fähigkeiten bewusst sind, weiss ich andererseits nur zu gut um das Wesen des Auftrages, der mir anvertraut wurde und an dessen Erfüllung ich mit innerer Hingabe herangehen will. Hier geht es nicht um Ehren, sondern um einen Dienst, den es mit Einfachheit und Bereitwilligkeit zu leisten gilt, in der Nachfolge unseres Meisters und Herrn, der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt. 20,28), und der beim Letzten Abendmahl den Jüngern die Füsse gewaschen und ihnen aufgetragen hat, dasselbe zu tun (vgl. Joh. 13, 13-14). Es bleibt mir und uns allen zusammen daher nichts anders übrig, als den Willen Gottes von der Vorsehung anzunehmen und unser Bestes zu tun, um ihm zu entsprechen, in dem wir uns bei der Erfüllung der jeweiligen Aufgaben im Dienst der Kirche gegenseitig helfen.

Audienz für die in Rom versammelten Kardinäle, 22. April 2005

Uneingeschränkte Treue
»Mane nobiscum, Domine!« Bleibe bei uns, Herr! Diese Aufforderung [...] ist die Bitte, die spontan aus meinem Herzen aufsteigt, während ich mich anschicke, das Dienstamt anzutreten, in das Christus mich berufen hat. Wie Petrus, so erneuere auch ich mein Versprechen uneingeschränkter Treue. Nur Ihm will ich dienen, indem ich mich vollständig dem Dienst an seiner Kirche widme.

Botschaft an die wahlberechtigten Kardinäle, Sixtinische Kapelle, 20. April 2005

Apostolisches Kollegium
Wie Petrus und die übrigen Apostel nach dem Willen des Herrn ein einziges apostolisches Kollegium bildeten, so sollen der Nachfolger des Petrus und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel – das Konzil betonte es ausdrücklich (vgl. Lumen gentium, 22) –, miteinander verbunden sein. Trotz der unterschiedlichen Rollen und Aufgaben des römischen Papstes und der Bischöfe steht diese kollegiale Gemeinschaft im Dienst der Kirche und der Einheit im Glauben, von der in hohem Masse die Wirksamkeit der Evangelisierungstätigkeit in der Welt von heute abhängt. Auf diesem Weg, den meine verehrungswürdigen Vorgänger beschritten haben, will auch ich weitergehen in der einzigen Sorge, der ganzen Welt die lebendige Gegenwart Christi zu verkünden.

Botschaft an die wahlberechtigten Kardinäle, Sixtinische Kapelle, 20. April 2005

Primat des Dienstes
Wie könnten wir heute nicht daran erinnern, dass der Primat der Kirche in Rom und ihres Bischofs ein Primat des Dienstes an der katholischen Gemeinschaft ist?

Angelus, 29. Juni 2005

Prinzip und Fundament
Als Bischof von Rom leistet der Papst einen einzigartigen und unerlässlichen Dienst für die Universalkirche: Er ist das immerwährende und sichtbare Prinzip und das Fundament für die Einheit der Bischöfe und aller Gläubigen.

Angelus, 29. Juni 2005

Polens Gebete
Ich denke mit Ergriffenheit an die kraftvollen Gebete, mit denen die Polen Johannes Paul II. während seines ganzen Pontifikats und besonders in den Tagen seines Hinübergangs in die Herrlichkeit des Herrn begleitet haben. Ich bin dankbar dafür, dass ich als Papst auf dieselbe Gebetsunterstützung zählen darf. Das ist ein Geschenk, das ich sehr schätze und um das ich immer wieder bitte.

"Ad-limina"-Besuch der polnischen Bischöfe, 26. November 2005

Jesus bleibt im Boot
Die Kirche – und in ihr Christus – leidet auch heute. In ihr wird Christus immer wieder verspottet und geschlagen; immer wieder versucht man, ihn aus der Welt zu verdrängen, immer wieder wird das kleine Boot der Kirche vom Wind der Ideologien hin- und hergeworfen, die mit ihren Wassern eindringen und es scheinbar zum Untergang verurteilen. Und dennoch ist Christus gerade in der leidenden Kirche siegreich. Trotz allem gewinnt der Glaube an ihn immer wieder an Kraft. Auch heute gebietet der Herr den Wassern und erweist sich als Herr der Elemente. Er bleibt in seinem Boot, im Schifflein der Kirche. So offenbart sich auch im Dienst des Petrus einerseits die Schwachheit dessen, was zum Menschen gehört, aber gleichzeitig auch die Kraft Gottes: Gerade in der Schwachheit der Menschen zeigt der Herr seine Kraft, beweist er, dass er selbst es ist, der mittels schwacher Menschen seine Kirchen aufbaut.

Predigt am Hochfest Peter und Paul, 29. Juni 2006

So vieles müsste getan werden
So vieles müsste getan werden – ich sehe, ich kann es nicht. Das gilt für die Pfarrer – ich ahne wenigstens, wie sehr -, das gilt auch für den Papst; der sollte so viel tun! Und meine Kräfte reichen einfach nicht dafür aus. So muss ich lernen, das zu tun, was ich kann, und das andere Gott und den Mitarbeitern zu überlassen und zu sagen: "Am Ende musst es ja Du machen, denn die Kirche ist Deine Kirche. Und Du gibst mir nur so viel Kraft, wie ich eben habe. Sie sei Dir geschenkt, denn sie kommt von Dir, aber das andere überlasse ich eben Dir." Ich glaube, diese Demut, das anzunehmen – "hier hört meine Kraft auf, ich überlasse es Dir, Herr, dass Du das andere tust"-, diese Demut ist entscheidend. Und dann darauf vertrauen: Er wird mir auch Mitarbeiter schenken, die weiterhelfen und die tun, was ich nicht kann.

Ansprache im Dom zu Freising, 14. September 2006

Dank
Mit der grösser gewordenen Last der Verantwortung hat der Herr auch neue Hilfe in mein Leben gebracht: Immer wieder erfahre ich mit dankbarer Freude, wie gross die Schar derer ist, die mich mit ihrem Gebet mittragen; die mir mit ihrem Glauben und ihrer Liebe helfen, meinen Dienst zu tun, die mit meiner Schwachheit Nachsicht haben und auch im Schatten Petri das gütige Licht Jesu Christi erkennen. Dafür möchte ich in dieser Stunde dem Herrn und Euch allen von ganzem Herzen danken.

Predigt am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, 15. April 2007

Urlaub
Es ist Urlaubszeit und morgen werde ich nach Lorenzago di Cadore reisen, wo ich Gast des Bischofs von Treviso in dem Haus sein werde, das bereits den verehrten Johannes Paul II. aufnahm. Die Bergluft wird mir gut tun, und ich werde mich – so hoffe ich – mit mehr Freiheit dem Nachdenken und dem Gebet widmen können. Ich wünsche allen – insbesondere denjenigen, die das Bedürfnis besonders danach verspüren -, dass sie etwas Urlaub machen können, um die körperlichen und geistigen Kräfte wiederzugewinnen und einen heilsamen Kontakt zur Natur wiederzufinden. Besonders die Berge rufen das Aufsteigen des Geistes wach, die Erhebung hin zum "hohen Massstab" unseres Menschenseins, zu dessen Herabsetzung das alltägliche Leben leider neigt.

Angelus, 8. Juli 2007

Der Auftrag des Papstes
Der Papst ist zuallererst Bischof von Rom und als solcher in der Nachfolge des heiligen Petrus mit einer bischöflichen Verantwortung für die ganze katholische Kirche ausgestattet. Das Wort Bischof - "Episkopos", das zunächst so viel wie Aufseher bedeutet, ist schon im Neuen Testament mit dem biblischen Begriff des Hirten verschmolzen worden: Er ist der, der von einem Übersichtspunkt aus aufs Ganze sieht, sich um den rechten Weg und den Zusammenhalt des Ganzen müht. Insofern ist mit dieser Berufsbezeichnung zunächst der Blick aufs Innere der Gläubigen Gemeinschaft gerichtet. Der Bischof - der Hirte - ist der Mann, der sich um diese Gemeinschaft kümmert; der sie dadurch beieinanderhält, dass er sie auf dem Weg zu Gott hält, wie ihn dem christlichen Glauben gemäss Christus gezeigt hat - und nicht nur gezeigt hat: er ist selbst für uns der Weg. Aber diese Gemeinschaft, um die sich der Bischof sorgt, lebt - ob sie nun gross oder klein ist - in der Welt; ihr Zustand, ihr Weg, ihr Beispiel und ihr Wort wirkt sich unweigerlich aufs Ganze der übrigen menschlichen Gemeinschaft aus. Je grösser sie ist, desto mehr wird ihr rechter Zustand oder ihr eventueller Verfall sich aufs Ganze der Menschheit auswirken. Wir sehen es heute sehr deutlich, wie der Zustand der Religionen und wie die Situation der Kirche, ihre Krisen und ihre Erneuerungen aufs Ganze der Menschheit einwirken. So ist der Papst gerade als Hirte seiner Gemeinschaft immer mehr auch zu einer Stimme der moralischen Vernunft der Menschheit geworden.

Ansprache für die römische Universität "La Sapienza", 17. Januar 2008

Die Sensibilität für die Wahrheit wachhalten
Was hat der Papst an der Universität zu tun oder zu sagen? Er darf gewiss nicht versuchen, andere in autoritärer Weise zum Glauben zu nötigen, der nur in Freiheit geschenkt werden kann. Über seinen Hirtendienst in der Kirche hinaus und vom inneren Wesen dieses Hirtendienstes her ist es seine Aufgabe, die Sensibilität für die Wahrheit wachzuhalten; die Vernunft immer neu einzuladen, sich auf die Suche nach dem Wahren, nach dem Guten, nach Gott zu machen und auf diesem Weg die hilfreichen Lichter wahrzunehmen, die in der Geschichte des christlichen Glaubens aufgegangen sind und dabei dann Jesus Christus wahrzunehmen als Licht, das die Geschichte erhellt und den Weg in die Zukunft zu finden hilft.

Ansprache für die römische Universität "La Sapienza", 17. Januar 2008

Dank des Heiligen Vaters
In diesem Augenblick kann ich euch nur für eure Liebe zur Kirche und zu unserem Herrn danken, und für die Liebe, die ihr dem armen Nachfolger Petri erweist. Ich werde versuchen, alles zu tun, was in meinen Kräften steht, um ein würdige Nachfolger des grossen Apostels zu sein, der auch ein Mensch mit Fehlern und Sünden war, am Ende aber der Fels für die Kirche bleibt. Und so kann auch ich in all meiner geistlichen Armut heute kraft der Gnade Gottes der Nachfolger Petri sein.
Auch euer Gebet und eure Liebe geben mir die Gewissheit, dass der Herr mir in meinem Dienst helfen wird. Ich bin daher zutiefst dankbar für eure Liebe und für euer Gebet. Meine Antwort auf all das, was ihr mir auf diesem Besuch gegeben habt, ist jetzt mein Segen, den ich euch zum Abschluss dieser schönen Feier erteile.

Predigt bei Votivmesse für die Universalkirche in der St.-Patrick-Kathedrale in New York, 19. April 2008

Bitte um das Gebet
Liebe Freunde, ich ermutige euch alle, jeden Tag für unsere Welt zu beten. Es gibt so viele Anliegen und Menschen, für die ihr beten könnt - auch für die, die Jesus noch kennenlernen müssen. Und betet bitte stets auch für mich. Wie ihr wisst, hatte ich gerade wieder Geburtstag. Die Zeit vergeht!

Ansprache an die jungen Behinderten im Seminar "St. Joseph in Yonkers, New York, 19. April 2008

Die Einheit: die bleibende Petrussendung
Der Weg des hl. Petrus nach Rom als Verkörperung der Weltvölker steht vor allem unter dem Wort "una": Sein Auftrag ist es, die Einheit der "catholica", der Kirche aus Juden und Heiden, der Kirche aus allen Völkern zu wirken. Und dies ist die bleibende Sendung des Petrus: dass Kirche nie nur mit einer Nation, mit einer Kultur oder einem Staat identisch sei. Dass sie immer die Kirche aller ist. Dass sie über alle Grenzen hin die Menschheit zusammenführt. Inmitten der Trennungen dieser Welt den Frieden Gottes die versöhnende Kraft seiner Liebe gegenwärtig werden lässt.
Heute gibt es in der Welt durch die überall gleiche Technik, durch das weltweite Informationsnetz wie durch die Bündelung gemeinsamer Interessen neue Weisen der Einheit, die aber auch neue Gegensätze aufbrechen lassen und alten Gegensätzen neue Stosskraft geben. Inmitten dieser Einheit von aussen, vom Materiellen her brauchen wir um so mehr die Einheit von innen, die aus dem Frieden Gottes kommt - Einheit all derer, die durch Jesus Christus Geschwister geworden sind. Dies ist die bleibende Petrussendung, auch der besondere Auftrag an die Kirche von Rom.

Homilie an der Eucharistiefeier im Petersdom am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 2008

Das Gebet: der erste Dienst des Hl. Vaters
Es waren Tage der Ruhe und Entspannung, in denen ich nicht aufgehört habe, dem Herrn all jene anzuempfehlen, die sich meine Gebeten anvertrauen, und es sind wirklich sehr viele, die mir schreiben und mich bitten für sie zu beten. Sie teilen mir ihr Freuden mit, aber auch ihre Sorgen, ihre Lebenspläne, ihre Probleme in der Familie und am Arbeitsplatz, die Erwartungen und Hoffnungen, die sie im Herzen tragen, sowie ihre Ängste im Hinblick auf die Ungewissheiten, denen die Menschheit in diesem Moment ausgesetzt ist. Ich kann euch zusichern, dass ich eines jeden einzelnen gedenke, vor allem in der täglichen Feier der heiligen Messe und im Gebet des Rosenkranzes. Ich weiss, dass der erste Dienst den ich der Kirche und der Menschheit erweisen kann, im Gebet besteht. Im Gebet lege ich nämlich vertrauensvoll jenes Amt in die Hände des Herrn, das er selbst mir anvertraut hat, zusammen mit den Geschicken der gesamten kirchlichen und zivilen Gemeinschaft.

Angelus, 13. August 2008
Caeleste Desiderium
Petrusamt
Der Fels
Du bist Petrus

Du bist der Messias! Du bist Petrus! Es kommt mir vor, als würde ich die im Evangelium beschriebene Szene miterleben; ich, der Nachfolger des Petrus, wiederhole mit Bangen die furchtsamen Worte des Fischers von Galiläa und höre mit innerer Bewegung die beruhigende Verheissung des göttlichen Meisters. Wenn die Last der Verantwortung, die auf meine schwachen Schultern …Mehr
Petrusamt

Der Fels

Du bist Petrus

Du bist der Messias! Du bist Petrus! Es kommt mir vor, als würde ich die im Evangelium beschriebene Szene miterleben; ich, der Nachfolger des Petrus, wiederhole mit Bangen die furchtsamen Worte des Fischers von Galiläa und höre mit innerer Bewegung die beruhigende Verheissung des göttlichen Meisters. Wenn die Last der Verantwortung, die auf meine schwachen Schultern gelegt wird, übermässig gross ist, so ist die göttliche Macht, auf die ich zählen kann, sicher grenzenlos: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen« (Mt 16,18). Als er mich zum Bischof von Rom erwählt hat, wollte der Herr mich zu seinem Stellvertreter, er wollte mich zum »Felsen« machen, auf den sich alle sicher stützen können. Ich bitte ihn, meinen schwachen Kräften Abhilfe zu leisten, damit ich ein mutiger und treuer Hirt seiner Herde sein und den Eingebungen seines Geistes folgen kann.
Botschaft an die wahlberechtigten Kardinäle, Sixtinische Kapelle, 20. April 2005

Im Glauben stärken
Der Träger des Petrusamtes muss sich bewusst sein, dass er ein zerbrechlicher und schwacher Mensch ist – wie seine eigenen Kräfte zerbrechlich und schwach sind -, der ständiger Läuterung und Umkehr bedarf. Aber er darf sich auch dessen bewusst sein, dass er vom Herrn die Kraft erhält, seine Brüder im Glauben zu stärken und sie vereint zu halten im Bekenntnis zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn.
Predigt zur feierlichen Inbesitznahme der Kathedrale des Bischofs von Rom in der Lateranbasilika, 7. Mai 2005

Führer im Bekenntnis
Das ist die Aufgabe aller Nachfolger des Petrus: Führer zu sein im Bekenntnis des Glaubens an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes.
Predigt zur feierlichen Inbesitznahme der Kathedrale des Bischofs von Rom in der Lateranbasilika, 7. Mai 2005

Stütze
Die Jungfrau Maria erwirke uns, dass das Petrusamt des Bischofs von Rom nicht als Stein des Anstosses, sondern als Stütze auf dem Weg der Einheit angesehen werde, und sie helfe uns, den Wunsch Christi, "ut unum sint", so baldmöglichst zu erfüllen. Die heiligen Apostel Petrus und Paulus seien unsere Fürsprecher.
Angelus, 29. Juni 2005

Nomen officii
»Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen« (Mt 16,18). Mit diesen Worten wendet sich Jesus an Petrus nach dessen Bekenntnis des Glaubens. Er ist derselbe Jünger, der ihn später verleugnen wird. Warum wird er also »Fels« genannt? Sicher nicht aufgrund seiner persönlichen Standhaftigkeit. »Fels« ist vielmehr ein »nomen officii«, das heisst kein Titel des Verdienstes sondern des Dienstes, der eine Berufung und eine Aufgabe göttlichen Ursprungs beschreibt, denen niemand allein aufgrund seines Charakters und seiner eigenen Kräfte zu entsprechen vermag. Petrus, der zweifelnd in den Wassern des Sees von Tiberias versinkt, wird zum Fels, auf den der göttliche Meister seine Kirche gründet.
Ansprache an die Mitglieder der religiösen Familie des hl. Don Luigi Orione, 28. Juni 2005

Du sollst Kephas heissen
Das Evangelium berichtet uns, dass Simon bei seiner Berufung einen neuen Namen erhält. Jesus blickt "den Sohn des Johannes" an und sagt ihm: "Du sollst Kephas heissen". Der Evangelist fügt erläuternd hinzu. "Kephas bedeutet Fels - Petrus" (Joh 1,24). Diese Namensgebung zu Beginn der Mission des "Menschenfischers" unterstreicht die ihm vom Herrn selbst zugedachte hervorgehobene Rolle unter den Jüngern. Immer wieder ist es Petrus, der im Namen der anderen Apostel spricht. Auf sein Bekenntnis zu Jesus: "Du bist der Sohn des lebendigen Gottes!" erhält er den Auftrag und die Vollmacht des Herrn: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (vgl. Mt 16.15-18). Die anschaulichen Worte des Evangeliums von den "Schlüsseln des Himmelreichs" und vom Mandat Petri zu "binden" und zu "lösen" begründen später den mit dem Petrusamt verbundenen Jurisdiktionsprimat.
Generalaudienz, 7. Juni 2006

Auf und mit Petrus bauen
Auf Fels bauen bedeutet auch, auf Petrus und mit Petrus zu bauen. Zu ihm sagte der Herr nämlich: "Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18). Wenn Christus, der Fels, der lebendige und kostbare Stein, seinen Apostel als Felsen bezeichnet, dann bedeutet dies, dass er will, dass Petrus und mit ihm die gesamte Kirchen sichtbares Zeichen des einen Erlösers und Herrn sind.
Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Krakau, 27. Mai 2006

Es gibt nur einen Felsen
Habt keine Angst, euer Leben in der Kirche und mit der Kirche aufzubauen! Seid stolz auf die Liebe zu Petrus und zu der ihm anvertrauten Kirche. Lasst euch nicht von jenen täuschen, die Christus in Gegensatz zur Kirche bringen wollen! Es gibt nur einen einzigen Fels, auf den es sich lohnt, das Haus zu bauen. Dieser Fels ist Christus. Es gibt nur einen Fels, auf den es sich lohnt, alles zu setzen. Dieser Fels ist derjenige, zu dem Christus gesagt hat: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (Mt 16, 18).
Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Krakau, 27. Mai 2006

Ein schwacher Mensch
"Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen" (Mt 16,18). Petrus war aus Eigenem kein Fels, sondern ein schwacher und schwankender Mensch. Aber der Herr wollte gerade ihn zum Felsen machen und zeigen, dass er selber durch einen schwachen Menschen hindurch seine Kirche unerschütterlich trägt und in der Einheit erhält.
Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 22. Dezember 2006

Der Schatten Petri
Die Menschen in der Morgenstunde der werdenden Kirche trugen die Leidenden an eine Stelle, auf die der Schatten Petri fiel: Diesem Schatten wurde heilende Kraft zugeschrieben. Denn dieser Schatten kam vom Licht Christi und trug daher etwas von der Macht seiner göttlichen Güte in sich. Der Schatten Petri ist durch die Gemeinschaft der katholischen Kirche von Anfang an auf mein Leben gefallen, und ich habe gelernt, dass er ein guter Schatten ist – ein heilender Schatten, eben weil er letztlich von Christus selber kommt. Petrus war ein Mensch mit allen Schwächen eines Menschen, aber er war vor allem ein Mensch voll leidenschaftlichen Glaubens an Christus und voller Liebe zu ihm. Von seinem Glauben und seiner Liebe her kam mitten in all seiner Schwachheit die heilende Kraft Christi zu den Menschen, seine vereinigende Kraft. Suchen wir auch heute den Schatten Petri, um im Licht Christi zu sein.
Predigt am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, 15. April 2007