niclaas
1727

Hl. Rochus (16. August)

Heiligenvita aus:
Alban Stolz, Legende. oder: Der christliche Sternenhimmel, Freiburg i. Br. 1867.


16. August.

Der heilige Rochus. † 1327.
(Pest-Patron.)

Du hast vielleicht auch schon ein Heiligenbild gesehen, worauf ein Mann ist in schwarzer Pilgertracht und zu seinen Füßen ein Hündlein, das ein Brod trägt. Dieser Pilger ist der h. Rochus. In einer mehr als 300 Jahre alten Legende steht Folgendes von diesem Heiligen:

„Rochus ist geboren in der statt Mumplier (Montpellier) im lande Narbonien, und hieß sein vattar Johannes, und sein muter Libera. dem Johanni feind underthon gewesen vil stett, die het er geregiert nach gerechtigkeit in götlicher liebe, wie wol er sich vast übet in der ritterschaft. Nun war Libera unfruchtbar bis das si alt warde, da wißtens nit, wie sei ein kind überkämen, das sie doch fast begerten. da ward Libera ermanet sie solt den allmechtigen gott fleißlich anruffen und sein werte mutter Mariam um einen sun, der da wär gott genäm und nutz allen underthanen. Libera hub uff ire augen in den hymmel, und rufft an die hülff gottes. Nachdem die liebe frau also gebeeten hett, da gedauchte sie gleich, wie gott und die junckfrau Maria irer bitt verwilliget hetten, und da redet sie mit irem mann Johanne und offenbaret jm alle ding.

„Also empfienge Libera einen sun. Das geschahe nach Christi uners lieben herren geburt, tausend, zweyhundert, und neuntzig jar, da ward der lieb heilig sant Rochus geboren. Da nun die muter das kind angesahe, daß es bezeichnet war mit eim roten creutz an seiner brust, da erschrack sie seer, doch hofft sie es würd ein diener gotts, und wolt das kind mit ihren brüsten selber seugen, und hett die gewonheit daß sie allweg an den mitwoch und freytag fastet zu eren unser lieben frauen. also thet auch das kind, dann es sog die Tag nitt mer dann einmal.

„Da er nun zwölff iar alt ward, da het es gantz vonn im geworffen allen wollust, und het lieb die frembden bilger. Der lieb herr fant Rochus hatt im auch gantz und gar fürgesetzt zu trösten die armen. Darnach warde sein vatter krank, da ließ er berueffen seinen sun Rochum, und redet also mtt im. Nun ist die zeyt daß ich verlaß der welt truebsal, darumb so ich dich lieb hab für all ander, so hab ich gesetzt mein sorg und hoffnung uff dich, darumb bitt ich dich, daß du mein gebot nit verachtest. Zu dem ersten so hab gott lieb vor allen dingen. Zu dem andern so komm zu hilff witwen und waisen. Zu dem dritten so huet dich vor der großen sünd der geytigkeit (Geiz), und beschirm iunckfrauen die entsetzt seind aller hilff, und die frauen des gemeynen lebens abziehest von irem irrsal, und seyest sanfftmuetig.

„Also geredt Rochus seinem vatter sollichs zu vollbringen, und gab sein vatter den Geist uff, und die weyl Rochus noch in leid war, da starb sein mutter auch ee er zwantzig iar alt war, und da ward er yngedenck der ermanung seines vatters und verließ alles das er von seinem vatter het, und legt einen rauchfarben rock an und ein bös mäntelin, und name ein sack und ein stab, und legt hohe schuch an und gieng on alle geferten gen Rom. Und da er über das gebürg kam, da ging er in ein statt genannt Aqua pendens, und in derselben statt, do regieret die pestilentz gar seer.

„Alsbald da Rochus das verstund, da eylet er bald in das spital, da er mochte dienen armen und kranken, und beruft den spitalmeister und sprach. Ich verstee, daß die Menschen hie vast siech seind, und du allein gesetzt bist in zu dienen, so bitt ich dich, daß du mich nemest zu helffen, damit wir sie dester leychter gesund mügen machen, und ich will dir helffen so lang ich leb. – Da sprach Vincentius der spitalmeister. Mein lieber gast, wiewohl dein liebe gegen gott und den menschen groß ist, so mag doch dein alter und die gestalt deiner schöne (Schönheit) dise emssige arbeit und großen geschmack nit gedulden. – Da antwurt Rochus. Denen ist nichts zu schwäre, die sich gebrauchen götlicher hilff. – Da sprach Vincentius. Warumb woltest du dich in solliche sorg geben, dann vil seind der siechen und sorglich beladen. – Da sprach Rochus. Verheng umb gottes willen daß ich gang zu den kranken. – Da gedacht Vincentius daß diser mensch von gott wär gesandt, und forcht, trib er in hinweg, er erzürnet gott, und fürt in zu den kranken. Also bezeichnet Rochus allen siechen ir rechte hand mit dem zeichen des heiligen creutzes, damitt erlößt er sie alle von der pestilentz. Da bat Rochus die burger daß sie nit solten ußrueffen und ußbreiten seinen namen, und schied bald von dannen in die Welsche statt Cesena genannt, da waren die menschen auch beladen mit der Pestilentz. Also macht er sie auch gesund mit dem zeichen des heiligen creutzes.

„Darnach eylt er schnelligklich gen Rom, dann er merkt wol in dem geist, daß die statt vast beladen war mit der pestilentz. Da gieng er zu eim Cardinal von Britani, und wolt ihm sein sünd beychten un von im empfahen das heilig sacrament. Als nun der Cardinal de Rochus ansahe, da sahe er ein liechten schein geen von seinem angesicht, und erschrack und erbot im groß eer, und bat in daß er die statt Rom erlößt, die schier under war gangen von der pestilentz. – Da antwurt im Rochus. Erwürdiger vater, das heil der lebendigen und der todten menschen hanget an dem götlichen werckman, darum so bitt in, dann er verschmahet nyemandt der zu im fleucht – und er hub uff seine augen gen hymel und bettet. O herr verheng, daß diser stul der Römischen kirchen von der bösen plagen der greulichen pestilentzen erlößt werd, behuet auch disen heiligen Mann in dem zeichen des heiligen creutzes – und bezeichnet in mit dem heiligen creutz an sein stirnen, als ob es im daryn getruckt wär. Des verwunderten sich die leut, und etlich meynten er solt es wider hinweg thun, dann es wär ungestalt. Da schämt er sich und bat den Rochus, daß er im das creutz wider hin näm. Da sprach Rochus. Erwürdiger vatter warumb verschmähest du das zeuchen des heiligen creutz, an dem der sun gottes mit großer Schmach und schand die welt erlößt hatt, darum trag das baner des lebens und heils, damit du erfolgest gnad.

„Darnach gieng Rochus über das wasser Padum in die statt Placentia, die war auch hart beschwäret mit der plag, da gieng er in den spital und erledigt auch die siechen mit dem zeichen des heiligen creutz. Da war er mued worden und legt sich uff ein beth, als er nun also ruwet, da höret er ein liebliche stymm die sprach: Rochus mein lieber diener, als du gelitten hast von meinen wegen unruw, kelt, muede und groß armut, so ist auch not daß du leydest von meinen wegen pein und schmerzen des leibs. Da erwachet Rochus von der suessen stymm und ward auch beladen mit der pestilentz als ob er mit einem Schwert durch die link hufft gestochen wär, daß er von hitz und schmerzen kein ruw mocht haben. Du hub er uff sein augen in den hymel, und lobt gott mit bittenden worten, das thett er zum zweytenmal, daß die kranken all ihn baten daß er solt schweigen. Also gieng er uß dem spital für die thür und legt sich uff bloß erd, damit er nyemant thät bekümmern. Da strafften die da fürgiengen den spitalmeister. Da sprach er. Er wolt nit bey den andern sein, darumb hielt in yedermann nit sinnig (nicht bei Sinnen), und triben in uß der statt, da gieng er an eim steken in ein wald nit vern von der statt.

„Als er nun vast krank war, da neygt er sich under ein baum zu ruwen. Darnach gieng er in ein cleines hütlin und bettet wider, da sandt gott ein clein wölcklin von hymel für die thür des hütlins, und da entsprang darunder ein schöner brunn, und von das abweschung ward er erkückt, und der schmertz ward im gemiltert. Nun war nahen bey dem wald ein schöne wueste, da waren heuser, daryn vil der burger flohen, under denen war Gothart mit vil gesinds, ritter, knecht und iaghund. Als nun Gothart zu tisch saß, da lieff ein hund kundtlich zu tisch, und zuckt ein stuck brots und flohe und trug das zu Rochus, da meynt der herr der hund thet es vor hunger. Des andern tags thet er aber also, da ward der herr zornig und schalt die diener, daß sie den hunden nit zu essen geben. Da sprachen die Diener. Wir geben den hund mit den andern zu essen. Darnach kam der hund zum drittenmal, und nam aber ein brot, zu hand eylt im Gothard nach, dern hund bracht es dem Rochus, da benedeyt es Rochus. Als Gothart das sahe, da erschrack er, und also gieng er zu dem hütlin des Rochus und fraget wer er wär, und was übles er da litt. Da bat in Rochus daß er weyt von im wich, und sagt im wie daß er beladen wär mit der pestilentz. Da gieng Gothart wieder heim von im, und bedacht sich und eylet wider zu Rochus und sprach. Ich bin herkommen und hab dein krankheit bedacht, und will nit von dir weichen biß du gesund würst.

„Also saget Rochus Gotharten vil von der gotheit, biß daß sie hungeren, da verwundert sich sant Gothart seer daß der hund nit aber brot bracht, und sprach. O mein vatter wo nymm ich nun die speiß. – Da sprach Rochus. Nymm den stabe, hut und mantel, und gee in die stat Placentia. Da ward Gothart erkannt und verspott von yedermann, da kam für die Thür seines freunds, der schalt in übel, als ob er sein vätterlich erb schändlich verthan het, und sprach. Gee hinweg du boßhaftiger. Also überkam Gothart kaum zwey stuck brots in der gantzen statt, und keret wider zu Rochus und sagt wie es im ergangen war. – Da sprach Rochus. Dein freund, der die diener gotes verschmähet, der ist yetzund hart verwundt mit der pestilentz, und er stürbt diß tags, ich gee yetz zu beschauen die stat und gesund zu machen die menschen mit der krafft gotes. Huet du hie unser herberg.

„Also gieng er in die statt zu dem spital, da machet er wie vor mit der krafft des heiligen creutz die siechen gesund. Da es abent ward, wolt er wider in sein hütlin geen. Da volget im ein grosse menig (Menge) nach biß in den wald, da horten sie ein stymm vom hymel rueffen. Rochus, Rochus, dein gebett ist erhört, und wir haben dich gesund gemacht, da erschracken sie seer, das sie so ein ungehörten Namen horten nennen.

„Also lert Rochus Gotharten die leer der heiligen einsidel und ließ in da, und er gienge in franckreych. Da war gar groß krieg, und da griffen in die soldner, dann sie meynten er wär ein speher (Spion), und ward gefuert für den künig, da fragt er in wer er wär. Da sprach er, er wäre ein bilger und ein diener gottes. Aber der künig ließ jn in einen vinstern kerker legen, da danket er gott tag und nacht, und lebet auch in sollicher großer kestigung (Kasteyung) fünff jar in den kerker. Da merket er nun wol daß die zeyt hin war, daß er sein leben solt enden. Da bat er die hueter des kerkers gar dik, daß sie einen priester zu im brächten. Da der Priester zu im kame, da sahe er so einen großen schein geen von Rochus angesicht. Da erschrak der priester gar seer, und also bald fraget er Rochus was er begeret oder wolt. Da fiel Rochus dem priester alsbald zu füssen und begeret ablaß seiner sünd, und bat in daß er jm das heilig hochwirdig sacrament gäbe.

„Da lieff der priester weinend zu dem fürsten, der jn also hart kerkeren ließ, und sprach zu jm, daß gott erzürnet wär, daß er disen heiligen menschen, der kein sünd nie thät, also lang gekerkert hielt, und sagt dem fürsten sein strenges leben. Da lieffen vil burger zu dem kerker jn zu sehen. Als nun Rochus seer krank war, da kame der engel gottes und sprach von gott. Rochus mein lieber diener, nun ist die zeyt, daß ich dein heilige seel empfahe, und was du bittest das wil dich gott gewern. Da gab er uff seinen geist, und fur zu de ewigen freuden. Da fand man ein täfelin an seiner seitten ligen, daran stund geschriben, alle die beladen seind mit der pestilentzen und anruffen die rettung und hilff sant Rochi, die werden von der schwären plag behüt. Nun bitten wir den lieben heiligen sant Rochus, daß er gott für uns bitt, daß er uns behüt vor allen schädlichen krankheiten, der seel und des leibs. Amen.“

Der h. Rochus ist in manchen Spitälern gleichsam als Patron derselben abgebildet und wird besonders in der Pest und bei pestilenzialischen Krankheiten angerufen. Im Jahr 1414, wo eine große Kirchenversammlung zu Constanz gehalten wurde, brach in dieser Stadt die Pest aus. Als man nirgendsher Hülfe fand, so rief man den h. Rochus an und hielt ihm zu Ehren Processionen; alsbald hörte die Pest auf. Dasselbe findet man auch von andern Städten aufgezeichnet, daß sie nach Anrufung des h. Rochus von der Pest befreit wurden. Man hat deßhalb auch in verschiedenen Orten nicht nur Kapellen zu Ehren des h. Rochus gebaut, wie z. B. drunten bei Bingen am Rhein, sondern hat auch ihm zu Ehren Bruderschaften errichtet. Wir dürfen nämlich glauben, daß, wenn Gott einen Heiligen im irdischen Leben durch eine besondere Gabe ausgezeichnet hat, wie gerade den h. Rochus durch Heilung der Pest, er ihm diese schöne wohlverwendete Gabe nach dem Tod nicht nimmt, daß also der Heilige sich auch jenseits noch hülfreich erweisen wird, wenn man ihn ernstlich um seine Fürbitte anruft.
Vered Lavan
✍️ Wichtig: Das Rochustäfelchen mit Gebetbüchlein !: www.theresia.ch/rochus-tafelchen.html
Zum Schutz gegen Seuchen und ansteckende Krankheiten.