Lourdes-Wallfahrt wegen Coronavirus eingeschränkt

Das Coronavirus führt auch in wichtigen kirchlichen Wallfahrtsorten zu besonderer Vorsicht. Im südfranzösischen Lourdes werden die Bäder im „Heiligen Bezirk“ bis auf Weiteres geschlossen, berichtete die italienische Zeitung „Il Messaggero“.

Das Eintauchen in diese Becken, die mit Quellwasser aus der Erscheinungsgrotte von Massabielle gespeist werden, ist sonst für viele kranke wie auch gesunde Pilgerinnen und Pilger eine der traditionellen Stationen der Wallfahrt. Die Kirche hat von 7.000 dokumentierten spontanen Heilungen, die an diesem Ort geschehen sein sollen, bisher offiziell 70 als Wunder anerkannt.

Medizinisches Überwachungsteam im Einsatz

Auch wenn die Hauptsaison für Pilgerfahrten erst mit Palmsonntag beginnt, sind bereits jetzt Schutzmaßnahmen in Kraft getreten, die dafür sorgen sollen, dass es in dem Marienwallfahrtsort möglichst zu keiner Übertragung des Erregers kommt. Ausgesetzt werden die Wallfahrten nach Lourdes, wohin jährlich mehrere Millionen Gläubige - darunter insbesondere viele kranke Menschen - pilgern, jedoch nicht.

Wie die Wallfahrtsdirektion des Pyrenäen-Ortes informierte, wurde zudem ein medizinisches Überwachungsteam eingesetzt, welches überprüfen soll, ob unter den nach Lourdes gepilgerten Patienten oder Betreuer jemand die für das Coronavirus typische Krankheitssymptome aufweist; man verfüge auch über die nötigen Schutzausrüstungen für den Fall des Falles, hieß es.

Ein Pilger füllt Wasser in seine Flasche in Lourdes

Reuters/Regis Duvingnau

Auch in Lourdes will man verhindern, dass sich das Coronavirus verbreitet

In Südkorea keine Sonntagsmessen

In Ländern mit einer weit höheren Zahl von Coronavirus-Infizierten sind die Maßnahmen teils viel drastischer. So blieben in Südkorea, wo es nach jüngsten Angaben von Montagmittag mehr als 4.200 nachgewiesene Infektionen und 20 Todesfälle gibt, die Kirchen am Sonntag geschlossen.

Es sei überhaupt das erste Mal in der 236-jährigen Geschichte der katholischen Kirche in dem ostasiatischen Land gewesen, dass eine solche Maßnahme alle rund 1.700 katholischen Gotteshäuser betroffen hätte, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Viele Gläubige hätten die Gottesdienste via Online-Streaming mitverfolgt.

Nur Kurzpredigten in Mexiko

In Mexiko, wo es am Montag fünf bestätigte Fälle einer Coronavirus-Erkrankung gab, ordnete indes der Erzbischof von Mexico City, Kardinal Carlos Aguiar Retes, in einem Rundschreiben an die Bischöfe seiner Diözese ein Bündel von Vorsichtsmaßnahmen an.

Die Sonntagsgottesdienste sollten so weit wie möglich gekürzt werden, um dadurch die Dauer, in der sich viele Menschen gleichzeitig im geschlossenen Kirchenraum befinden, zu minimieren, u.a. durch Kurzpredigten, das Weglassen von Liedern oder der Gabenprozession, schrieb Kardinal Aguiar. Mit Nachdruck schrieb er zugleich, es gelte Ruhe zu bewahren und Panik zu vermeiden.

Kollekte nach der Kommunion

Weitere Maßnahmen: Die Kommunionhelfer wurden angehalten, unmittelbar vor ihrem Dienst die Hände mittels Gel zu desinfizieren. Die Formel „Der Leib Christi“ bei der Verteilung der Kommunion soll weggelassen werden oder Mundschutz verwendet werden, letzterer auch bei Beichten.

Die in Mexiko übliche Mundkommunion soll übergangsweise durch die Handkommunion ersetzt und die Gläubigen in deren korrekter Durchführung unterwiesen werden. Auch riefen die Kirchenverantwortlichen dazu auf, die Kollekte während der Messe auf einen Zeitpunkt nach der Kommunion zu verschieben, damit sich die Gläubigen vor dem Kommunionempfang nicht die Hände beschmutzen. Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus in Kirchen werden auch in Österreich gesetzt - mehr dazu in Coronavirus: Verzicht auf Friedensgruß per Hand.

„Bitterkeit“ wegen Vorsichtsmaßnahmen

Kritisch hat sich der Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, Andrea Riccardi, zur Einbeziehung der Kirchen in Italien in die Abwehrmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus geäußert. In einem Kommentar für die Turiner Tageszeitung „La Stampa“ stellte Riccardi fest: „Die Schließung so vieler Kirchen in Norditalien, die Absage der Messfeiern, die Begräbnisse nur im kleinsten Familienkreis und ähnliche Maßnahmen haben bei mir eine gewisse Bitterkeit hinterlassen.“

Er sei kein Epidemien-Spezialist, „aber stehen wir wirklich vor so großen Risiken, dass wir auf unser gemeinschaftliches religiöses Leben verzichten müssen?“, fragte Riccardi. „Die Vorsicht ist nützlich, aber vielleicht haben wir uns von der großen Protagonistin der Zeit - der ‚Angst‘ - mitreißen lassen“.

religion.ORF.at/KAP

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