Inland

Die Befragung des Grazer Gemeinderats Alexis Pascuttini im U-Ausschuss zu „rot-blauem Machtmissbrauch“ – er soll zum Finanzskandal der Grazer Freiheitlichen befragt werden – ist gleich zu Beginn unterbrochen worden. Noch bevor Pascuttini, der mittlerweile in einem eigenen Klub (Korruptionsfreier Gemeinderatsklub, KFG) ist, sein Eingangsstatement abgeben konnte, stellte die FPÖ mehrere Verfahrensfragen.

Alexis Pascuttini (FPÖ)
ORF/Lukas Krummholz

Der Verfahrensrichter warnte die Abgeordneten, dass diese Causa vom U-Ausschuss nicht gedeckt ist und dass dies für künftige Ausschüsse weitreichende Folgen haben könnte.

So wollte FPÖ-Fraktionschef Christian Hafenecker geklärt wissen, dass Pascuttini kein eingeschaltetes Aufnahmegerät bei sich hat. Zudem zog er in Zweifel, dass die Vertrauensperson Pascuttinis zulässig sei. Er warf der Vertrauensperson und Pascuttini ÖVP-Nähe vor und stellte einen Antrag auf Ausschluss der Vertrauensperson, der aber scheiterte.

FPÖ „ein bisserl bös auf mich“

Schließlich kam Pascuttini zu seinem Statement: Im Moment komme ihm vor, die FPÖ sei derzeit „ein bisserl bös“ auf ihn. Er mache aber keine Anzeigen, sondern befinde sich seit Jahren in einem „Abwehrgefecht“.

Alexis Pascuttini (FPÖ)
ORF/Lukas Krummholz

Ex-FPÖ-Graz-Finanzreferent Matthias Eder sei vor Auffliegen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen 2021 in der FPÖ-Graz-Causa nervös gewesen. 2023 habe auch der von der Staatsanwaltschaft beauftragte Gutachter Zweifel an der Einzeltäterthese Eders geäußert.

Scharfe Kritik an Justiz

Pascuttini übte auch scharfe Kritik an schleppenden Ermittlungen der Justiz, während er die Kriminalpolizei ausdrücklich lobte. Diese habe ihn als damaligen FPÖ-Klubchef über die Ermittlungen – die Vorgänge vor seiner Zeit als Klubchef betrafen – lange nicht informiert. Im Mai 2022 habe er in einem Privatbeteiligtenanschluss am Ermittlungsverfahren vieles offengelegt und etwaige Zeugen genannt, die die Staatsanwaltschaft eineinhalb Jahre nie einvernommen habe.

Scharfe Warnung von Verfahrensrichter

Der Verfahrensrichter warnte vor Start der Befragung. Die Grazer FPÖ-Affäre sei weder durch den Untersuchungsgegenstand des U-Ausschusses gedeckt noch betreffe es die Bundesvollziehung. Wenn man Aussagepersonen zu jedem beliebigen Thema befrage, drohe das U-Ausschüsse völlig beliebig zu machen, und es könnte dazu führen, dass künftig Ausschüsse völlig abseits des Untersuchungsgegenstandes geführt werden könnten.

NEOS-Fraktionsführer Yannick Shetty fragte entsprechend nicht zum FPÖ-Graz-Skandal, sondern wollte wissen, ob er eine Wahrnehmung zur PR-Agentur signs habe, was er bejahte. Er habe sie als Klubchef 2022 teils für Inserate engagiert, die Kosten habe aber die Landespartei übernommen. Bemühungen zuerst von Gerald Grosz (Ex-BZÖ-Chef), via signs einen Vertrag abzuschließen, habe er abgelehnt. Ihm sei nicht klar gewesen, wie eng signs mit der Partei verbunden war.

„Völlig neue Situation“

Die Befragung wurde immer wieder von langen Debatten, welche Fragen zulässig sind, unterbrochen. Die FPÖ moniert immer wieder, die Fragen hätten nichts mit dem Untersuchungsgegenstand und nichts mit Bundesvollziehung zu tun.

Der Verfahrensrichter sprach von einer „völlig neuen Situation“, da die Fragen nichts mit dem Gegenstand zu tun hätten. „Es ist zu überlegen, ob hier nicht neue Maßstäbe anzulegen sind“, so der Verfahrensrichter.

Pascuttini zu signs-Geschäftsführer

Zum Vorwurf, Ex-FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek habe Parteigelder für private Zwecke missbraucht (es gilt die Unschuldsvermutung, Anm.) sagte Pascuttini, ein Freund Eders habe ihm Material gegeben. Obwohl er das in einem „Standard“-Interview gesagt hatte, sei er von der Staatsanwaltschaft bis heute nie dazu befragt worden.

Auf die Frage der ÖVP-Abgeordneten Corinna Scharzenberger, ob die PR-Agentur signs bei FPÖ-Veranstaltungen in Erscheinung getreten sei, hatte er keine Wahrnehmung. Vor der Wahl von Axel Kassegger zum FPÖ-Graz-Parteichef hätten sich plötzlich viele Leute gemeldet. So sei auch der Geschäftsführer von signs, der in Kärnten beheimatet ist, vor der Parteichefswahl 2022 in Graz aufgeschienen.

Vor Start der heutigen Sitzung des U-Ausschusses zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ haben ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS das Nichterscheinen von FPÖ-Klubchef Herbert Kickl und des Geschäftsführers der PR-Agentur signs, die zu Treuhandverträgen zwischen den beiden befragt werden sollten, scharf kritisiert. Die FPÖ wies alle Vorwürfe zurück.

Unter anderem geht es um den Verdacht auf nicht deklarierte Nebeneinkünfte Kickls oder „Funktionsgebühren“, mit denen Kickl laut SPÖ möglicherweise als Klubchef das Berufsverbot (Verbot von Zusatzeinkünften, Anm.) umgangen hat. Auch steht der Verdacht im Raum, es habe Kickback-Zahlungen via öffentliche Aufträge an die Partei gegeben.

NEOS: „Skandalöses Vorgehen“

SPÖ-Fraktionsführerin Eva Holzleitner warf der FPÖ im Eingangsstatement zudem vor, Druck auf Medien bei der Berichterstattung über diese Causa auszuüben.

Eva Maria Holzleitner (SPÖ)
ORF/Lukas Krummholz

NEOS-Fraktionschef Yannick Shetty sprach von einem „skandalösen Vorgehen“ Kickls. Jeder habe vor dem U-Ausschuss zu erscheinen. Am Dienstag bergsteigen zu gehen sei jedenfalls „kein Entschuldigungsgrund“. Kickl sei zudem nicht nur Bürger, sondern Klubchef. Er habe Kickl noch nie so nervös erlebt wie bei seiner Befragung zur Causa Ideenschmiede und der Frage von „Kickback-Zahlungen“. Immerhin gebe es hier einige neue Hinweise, dass nicht alles regulär gelaufen sei.

Disoski: Warum verschleiert Kickl Einkommensverhältnisse?

Grünen-Fraktionsführerin Meri Disoski kritisierte Kickl ebenfalls scharf. Die an den U-Ausschuss gelieferten Akten würden ein klares Bild von Unregelmäßigkeiten zeichnen. Warum verschleiere Kickl seine Einkommensverhältnisse und warum beteuere er, von ihm unterschriebene Treuhandverträge seien nur totes Papier.
Kickl bekomme noch eine Chance, da es noch einen Reservetermin am 23. Mai gebe. Dafür müssten allerdings alle Fraktionen, also auch die FPÖ, zustimmen.

Disoski sprach sich angesichts von Kickls Absage für Änderungen der U-Ausschuss-Geschäftsordnung aus: Es brauche eine Liveübertragung, und die Beugestrafen sollten empfindlich erhöht werden.

Hanger: „Demokratiepolitischer Skandal“

ÖVP-Fraktionschef Andreas Hanger nannte Kickls Nichterscheinen einen „demokratiepolitischen Skandal“. Der Termin sei seit vielen Wochen bekannt gewesen, und er bezeichnete Kickl erneut als „Feigling der Nation“. Hanger forderte von der FPÖ, der neuerlichen Ladung Kickls zuzustimmen.

Andreas Hanger (ÖVP)
ORF/Lukas Krummholz

2,6 Mio. Gewinnausschüttung habe es über die PR-Agentur Ideenschmiede bzw. signs gegeben, nach Abzug der KESt seien das 1,8 Mio. Euro. Die Frage sei, ob Kickl davon etwas bekommen habe. Außerdem verwies Hanger auf Nebeneinkünfte über die Partei neben seinem Job als Klubchef.

Hafenecker weist Kritik zurück

FPÖ-Fraktionschef Christian Hafenecker wies den SPÖ-Vorwurf zurück, die FPÖ bedrohe Medien. Man habe nur auf das Verbot, über den höchstpersönlichen Bereich zu berichten, hingewiesen. Auf Kickls Absage verwies Hafenecker darauf, dass es viele andere, auch prominente Absagen, etwa von Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer oder Investor Rene Benko, gegeben habe. Der ÖVP warf Hafenecker generell vor, „sehr windig“ unterwegs zu sein.

Christian Hafenecker (FPÖ)
ORF/Lukas Krummholz

Er betonte, man habe eine Anzeige wegen Weiterleitung von Akten direkt an die ÖVP bei der WKStA eingebracht. Die Unterlagen hätten erst Tage später den U-Ausschuss erreicht. Auch Anzeigen gegen Hanger und Holzleitner kündigte Hafenecker an – sie hätten aus dem Steuerakt zitiert und damit gegen den Schutz von Kickls höchstpersönlichem Bereich verstoßen, so Hafenecker.

Befragung von Pascuttini und Teufel

Nach Kickls Absage muss immerhin dessen einstiger Kabinettschef im Innenministerium, Reinhard Teufel, Rede und Antwort stehen. Zunächst wird der Ausschuss den Fokus auf Graz richten – auf den dortigen FPÖ-Finanzskandal. Dafür ist Alexis Pascuttini einer, der als Gemeinderat aus der Stadt-FPÖ ausgeschlossen wurde, geladen.

Statt Kickl rückt FPÖ-Graz-Skandal in Fokus

Die Bundesregierung will Pläne vorantreiben, um den Transfer verurteilter Straftäter und Straftäterinnen aus Drittstaaten zur Verbüßung ihrer Haftstrafe in den Kosovo zu ermöglichen.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) tauschte sich dazu heute mit dem dänischen Justizminister Peter Hummelgaard aus. Dänemark arbeitet bereits an einem entsprechenden Abkommen mit dem Kosovo.

Kapitel „Sicherheit“ im „Österreich-Plan“

In einem bilateralen Gespräch mit dem dänischen Minister erkundigte sich Karner über die Möglichkeiten und Pläne Dänemarks, wie der Innenminister in einer Aussendung mitteilte. „Hafteinrichtungen, wie sie Dänemark im Kosovo plant, sind auch Teil des Österreich-Plans von Bundeskanzler Karl Nehammer“, so Karner.

Unter dem Punkt „Sicherheit“ nennt der im Jänner präsentierte „Österreich-Plan“ auch den „Transfer verurteilter Straftäter aus Drittländern zur Verbüßung ihrer Strafen (…) in Drittländer“.

Ein breites Bündnis an Jugendorganisationen hat sich heute gegen die von der ÖVP geplante Herabsetzung der Strafmündigkeit ausgesprochen. Über Parteigrenzen protestierten 14 Jugend- und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mit einem offenen Brief gegen das Vorhaben.

Unter ihnen waren etwa Kinderfreunde, Sozialistische Jugend und Junge Generation, Grüne Jugend, Junge liberale NEOS, Evangelische Jugend und Pfadfinder.

Im Zuge einer Medienaktion wurde der gemeinsam unterfertigte offene Brief vor dem Innenministerium präsentiert. Gefordert wird ein umfangreiches Maßnahmenbündel von Sozialarbeit über die Arbeit mit männlichen Jugendlichen bis hin zur Wiedereinführung des Jugendgerichtshofs.

Ausland

Vier Schiffe der chinesischen Küstenwache sind nach Angaben Taiwans kurzzeitig in die Hoheitsgewässer der Insel eingedrungen. Die taiwanische Küstenwache forderte die chinesische Regierung auf, „ein Verhalten, das die Sicherheit der Schifffahrt gefährdet“, sofort einzustellen.

Die Schiffe befanden sich gestern Nachmittag kurzzeitig südlich der taiwanischen Insel Kinmen fünf Kilometer vor der chinesischen Stadt Xiamen.

Schiff der chinesischen Küstenwache vor der taiwanischen Insel Kinmen
APA/AFP/Taiwan Coast Guard

Regelmäßige Provokationen

Ein Sprecher des taiwanischen Verteidigungsministeriums sagte, die Küstenwache werde die Überwachung und Sichtung chinesischer Schiffe weiter verstärken. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll, notfalls mit militärischer Gewalt. Seit einigen Jahren schickt China regelmäßig Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe in die Nähe der Insel.

Seit der taiwanischen Präsidentschaftswahl Mitte Jänner sind die Beziehungen zwischen Peking und Taipeh besonders angespannt: Die chinesische Regierung stuft den Wahlsieger Lai Ching-te als „Separatisten“ ein. Er soll am 20. Mai das Amt des Präsidenten in Taiwan antreten.

Der Präsident der italienischen Region Ligurien ist wegen Korruptionsvorwürfen unter Hausarrest gestellt worden. Giovanni Toti werden Korruption bei der Ausübung seines Amtes sowie weitere Verstöße vorgeworfen, wie die Finanzpolizei heute mitteilte.

Giovanni Toti
APA/AFP/Miguel Medina

Bei den Korruptionsvorwürfen gegen Toti geht es um die Vergabe von Konzessionen für Flächen im Hafen von Genua sowie die Annahme von Geldern hochrangiger Unternehmer. Neben Toti stehen nach Angaben der Finanzpolizei der ehemalige Chef der Hafenbehörde von Genua und der derzeitige Geschäftsführer des Energieversorgers IREN, Paolo Emilio Signorini, sowie mehrere Hafenunternehmer im Fokus.

Aus öffentlichem wurde privater Strand

Toti wird zur Last gelegt, etwa 74.000 Euro von Unternehmern angenommen haben, um unter anderem einen öffentlichen Strand an der italienischen Riviera in einen privaten umzuwandeln und dort Bauvorhaben zu erleichtern.

Es sollen auch Zahlungen geflossen sein, um Werbeflächen einer großen Einzelhandelskette auf dem höchsten Wolkenkratzer Genuas zu ermöglichen. Es soll auch gegen den Kabinettschef der Region ermittelt werden. Ihm werden Handel mit Wählerstimmen sowie gemeinsame Aktivitäten mit der sizilianischen Mafia vorgeworfen.

Toti ist seit 2015 Präsident der Küstenregion Ligurien im Norden Italiens und ein bekannter Politiker aus dem Mitte-rechts-Lager. Er gehörte zunächst der Partei Forza Italia an, die vom verstorbenen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gegründet wurde. Später gründete Toti eine eigene Partei. Vor seiner Karriere als Politiker war er Fernsehjournalist in der Berlusconi-Mediaset-Gruppe.

In Deutschland positioniert sich die CDU neu gegenüber der Wehrpflicht. „Wir werden die Aussetzung der Wehrpflicht schrittweise zurücknehmen und die Wehrpflicht in ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr überführen“, heißt es in einem Beschluss des CDU-Parteitags in Berlin von heute für das geplante neue Grundsatzprogramm.

„Bis zu dieser Umsetzung fordern wir zur Stärkung der personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr die Einführung einer Kontingentwehrpflicht.“

Moskau stellt ein Moratorium – eine Aufschiebung bzw. Aussetzung – zur Stationierung von Mittel- und Kurzstreckenraketen mit den USA infrage.

Russlands stellvertretender Außenminister Sergej Rjabkow begründete die Entscheidung mit der „destruktiven“ Haltung der Regierung in Washington, wie die amtliche russische Nachrichtenagentur RIA meldete. Die Nachrichtenagentur TASS meldete außerdem, dass die US-Botschafterin Lynne Tracy Russland für eine gewisse Zeit verlassen habe.

Die deutsche Bundesanwaltschaft hat heute die Büroräume des Spitzenkandidaten der rechten Alternative für Deutschland (AfD), Maximilian Krah, und seines früheren Mitarbeiters Jian G. im Europaparlament in Brüssel durchsuchen lassen.

Dabei geht es um das Verfahren gegen G., der unter dem Verdacht der Spionage für China steht, wie die Behörde in Karlsruhe mitteilte. Die Durchsuchung des Büros von Krah sei eine Maßnahme bei Zeugen.

Das Europaparlament hatte der Durchsuchung den Angaben zufolge zugestimmt. G. wird Agententätigkeit für einen ausländischen Geheimdienst in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt. Der Generalbundesanwalt wirft ihm konkret vor, Informationen über Verhandlungen im EU-Parlament an China weitergegeben und chinesische Oppositionelle in Deutschland ausgespäht zu haben. Krah kündigte dem Mitarbeiter nach dessen Festnahme.

Im Irak hat die Justiz innerhalb weniger Wochen ein zweites Mal Häftlinge im Gefängnis der Stadt Nassirija wegen „Terrorismus“ hinrichten lassen. Wie ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden der Nachrichtenagentur AFP sagte, wurden gestern elf Männer gehängt, die zuvor nach dem Anti-Terror-Gesetz des Landes verurteilt worden waren.

Worauf genau sich die Terrorismusvorwürfe gegen die Gehängten bezogen, konnten die Behördenmitarbeiter nicht sagen. Im selben Gefängnis waren bereits Ende April mindestens elf Insassen hingerichtet worden. Ihnen war vorgeworfen worden, Mitglied der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gewesen zu sein.

Amnesty International hatte die Hinrichtungen im April wegen „zu weit gefasster und vager Terrorismusvorwürfe“ kritisiert. Der Organisation zufolge wurden insgesamt 13 Männer gehängt, elf davon wegen ihrer Verbindung zum IS. In den vergangenen Jahren haben irakische Gerichte Hunderte Todesurteile verhängt.

Ukraine-Krieg

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben russische Agenten enttarnt, die die Ermordung des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und anderer hochrangiger Regierungsvertreter geplant haben sollen.

„Die Ermittler der Spionageabwehr und des SBU vereitelten die Pläne des FSB (russischer Inlandsgeheimdienst), den Präsidenten der Ukraine und andere Vertreter der obersten militärischen und politischen Führung zu beseitigen“, teilte der SBU heute via Telegram mit.

Soldaten sollten für Mordpläne rekrutiert werden

Zwei ukrainische Offiziere, die für den Schutz hochrangiger Staatsbediensteter zuständig seien, seien festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, geheime Informationen an Russland weitergegeben zu haben.

Die Anschlagspläne richteten sich nach Angaben des SBU auch gegen den Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts, Kyrylo Budanow, sowie andere „ranghohe Vertreter“ aus Politik und Militär. Dem ukrainischen Geheimdienst zufolge zielten die Pläne der Gruppe darauf ab, Soldaten aus dem Umfeld des Sicherheitsdienstes von Präsident Selenskyj zu rekrutieren, um diesen „als Geisel zu nehmen und zu töten“. Eines der Mitglieder des Netzwerks habe sich Drohnen und Sprengstoff beschafft.

EU

Der EU-Rat in Brüssel hat heute letztgültig dem ersten europäischen Gesetz gegen Gewalt an Frauen zugestimmt. Die neuen Regeln zielen darauf ab, geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern und ihre Opfer, insbesondere Frauen und Opfer häuslicher Gewalt, besser zu schützen.

Stalking und Mobbing im Internet, die Weitergabe von intimen oder manipulierten Bildern sowie die Aufstachelung zu Hass und Gewalt gegen Frauen werden damit erstmals ein EU-weiter Straftatbestand.

Staaten haben drei Jahre für Umsetzung

Die Richtlinie bringt Maßnahmen zur Verhinderung von Vergewaltigungen und einen besseren Zugang zur Justiz, Schutz und Prävention für die Betroffenen. Auch ein Verbot von Zwangsehen und weiblicher Genitalverstümmelung sind im Gesetz enthalten.

Die Regelung wurde von den Ministerinnen und Ministern für Beschäftigung und Soziales der Mitgliedsstaaten bei ihrem Ratstreffen abgesegnet. Nachdem das Parlament bereits zugestimmt hat, tritt sie nach ihrer Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft. Die Mitgliedsstaaten haben dann drei Jahre Zeit, sie in nationales Recht umzusetzen.

NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger will im EU-Wahlkampf dorthin gehen, wo es wehtut – nämlich in jene Regionen, in denen die Skepsis gegenüber der EU besonders groß ist oder bei vergangenen Urnengängen die Beteiligung äußerst niedrig war. Beginnen wird Meinl-Reisinger ihre wohl ironisch „EU – Einfach unnötig“-Tour genannte Reise schon morgen auf dem Victor-Adler-Markt in Wien-Favoriten.

Der nächste Stopp kontrastiert dazu stark. Es ist der Vorarlberger Nobelskiort Lech am Arlberg. Den bereist Meinl-Reisinger wegen der dort schwachen Beteiligung an EU-Wahlen. Ihre Aufwartung macht die NEOS-Chefin auch noch Schärding, Deutsch-Griffen, Telfs und wahrscheinlich weiteren Destinationen.

Das Gesprächsangebot soll niederschwellig sein. Meinl-Reisinger will keine Reden schwingen, sondern mit den Menschen an Ort und Stelle besprechen, was ihnen an der EU missfällt, wie man diese verbessern könnte und wie man sie zur Wahlteilnahme motivieren kann.

Weniger Migration, mehr Deregulierung

Wo sie selbst Änderungsbedarf in der EU sieht, listete Meinl-Reisinger bei einer Pressekonferenz auf. Da geht es etwa um einen Stopp der illegalen Migration nach Europa mit Verfahren in Drittstaaten.

Weiters plädierte sie für eine Demokratisierung der Union beispielsweise über einen direkt gewählten Kommissionsvorsitz bei gleichzeitiger Verkleinerung der Administration. Priorität sollte in der kommenden Amtsperiode die Deregulierung haben.

Wirtschaft

Alfred Gusenbauer, Ex-SPÖ-Bundeskanzler und Ex-Aufsichtsratschef des inzwischen insolventen Immobilienkonglomerats Signa, hat laut „Kronen Zeitung“ und „News“ versucht, über den Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl, Kontakt zur Europäischen Zentralbank (EZB) zu bekommen. Hintergrund sei eine Warnung der EZB an europäische Banken im Sommer 2023 gewesen, bei der Kreditvergabe an Signa vorsichtig zu sein.

Gusenbauer schrieb im September 2023 einen Brief an Ettl, der der SPÖ zugeordnet wird. Darin schilderte er die Lage der Signa in rosigen Farben und bezeichnete die Vorgangsweise der EZB als „nicht erklärlich“. Im Namen von Signa schreibt er: „Wir bitten Dich um Unterstützung bei der Aufklärung der Sachlage und stehen jederzeit für Gespräche – auch mit Vertretern der EZB – zur Verfügung“. Drei Monate später meldete Signa Insolvenz an.

FMA bestätigt Schriftverkehr

Aus der FMA hieß es dazu nun: „Wir bestätigen das Einlangen der E-Mail. Wir haben Sie an die Bankenaufsicht der EZB als zuständige Behörde weitergeleitet.“

Benko ließ auch – bereits im Juli – im Zusammenhang mit der EZB-Kritik zwei Bankenprüfer der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ausfindig machen und schickte ihre Namen mit Lebensläufen versehen an seine beiden Berater, Gusenbauer und Ex-ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Kurz hat bei Bekanntwerden dieser Information über einen Sprecher wissen lassen, er habe dazu keine Aktivitäten gesetzt.

Die angeschlagene deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die zuvor zur Signa-Gruppe von Rene Benko gehört hat, soll nach der geplanten Übernahme durch die neuen Eigentümer einen neuen Namen erhalten.

Die Wörter Karstadt und Kaufhof werden Ende Juli wegfallen, das Unternehmen nur noch Galeria heißen, teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus heute mit.

„Bei vielen neueren Filialen steht schon nur noch Galeria vorn drauf.“ Die drei Insolvenzverfahren in jüngster Vergangenheit seien eng verbunden mit den Namen. Deshalb wolle man „einen alten Zopf“ abschneiden, ergänzte Denkhaus.

Sanierungsplan eingereicht

Die Führung von Galeria zeigte sich zufrieden mit der aktuellen Entwicklung des Unternehmens. „Wir arbeiten jetzt bereits profitabel. Das wird sich steigern, wenn wir im August die alten Mieten los sind“, sagte Denkhaus.

Galeria befinde sich auf einem guten Weg, um in eine sichere Zukunft zu kommen. Man sehe zu, „dass jede Filiale autonom profitabel ist und eigenen Cashflow generieren kann“, sagte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche.

Zuletzt war bekanntgeworden, dass 16 der 92 Filialen Ende August schließen müssen. Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz möchte Galeria übernehmen. Die neuen Eigentümer wollten sich bisher weder zum Konzept noch zur Höhe der geplanten Investitionen äußern.

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) fordert raschere Verfahren für die Umsetzung von Bergbauinitiativen in Österreich. „Zentrale Projekte zur Rohstoffgewinnung und -versorgung werden durch langjährige Verfahren verzögert oder gestoppt“, kritisierte er heute bei einem Pressegespräch.

Hintergrund ist die Bedeutung von kritischen Rohstoffen wie Lithium und Kobalt für die Energiewende sowie die Importabhängigkeit Europas vor allem von Asien. Auch die EU sieht Brunner in der Pflicht.

Europas Kapazitäten zurückgefahren

Brunner, der als Minister auch für Bergbau zuständig ist, verwies auf Daten des Finanzministeriums, wonach gut 62 Prozent der globalen Bergbauproduktion in Asien und insbesondere in China erfolgten. Europa hingegen hat seine Kapazitäten den Daten zufolge in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend reduziert bzw. ausgelagert.

Entscheidend sei es daher, die Verfahren für Projekte zu beschleunigen, die den Abbau solcher Rohstoffe zum Ziel haben. „Wir haben leider immer noch zu viele bürokratische und legistische Hürden, die uns viel zu oft im Weg stehen. Diese Hürden sollten wir auf österreichischer und europäischer Ebene abbauen“, sagte Brunner.

In Österreich wurde im Winter 2023/24 sowohl weniger Gas als auch weniger Strom verbraucht als im Winterhalbjahr 2022/23. Der Stromverbrauch ging um 1,3 Prozent, der Gasverbrauch sogar um sieben Prozent zurück, geht aus Daten des Energieregulators E-Control hervor.

Es wurde auch deutlich weniger Gas aus den Speichern entnommen, die Speicher waren Ende März, am Ende des Winters, zu rund drei Viertel (mit 72,4 TWh) und damit deutlich besser als vor einem Jahr gefüllt.

Überschuss im Stromexport

Österreich erzielte in diesem Winterhalbjahr auch einen, wenn auch nur sehr kleinen, Überschuss im Stromexport. Denn im Winterhalbjahr wurde um ein Fünftel mehr Strom exportiert und um ein Viertel weniger importiert.

Dazu trug neben dem Verbrauchsrückgang vor allem eine um 18 Prozent gestiegene Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz bei.

Über den Winter wurden in Österreich 33,7 TWh (Milliarden kWh) Strom ins Netz eingespeist, mehr als die Hälfte davon stammte aus Wasserkraftwerken (51 Prozent), rund 17 Prozent aus Windkraftanlagen und etwa 13 Prozent aus Wärmekraftwerken. Im März alleine wurden mit 5,59 TWh fast elf Prozent mehr Strom in das öffentliche Netz eingespeist als im Vorjahresmonat.

Hälfte kommt aus Wasserkraft

Aus Wasserkraftwerken kam um 12,5 Prozent und aus Windkraftanlagen um 24,8 Prozent mehr Strom, zugleich konnte die Erzeugung aus Wärmekraftwerken um 28,4 Prozent verringert werden. Damit produzierten Wasserkraftwerke die Hälfte, Wärmekraftwerke aber nur zehn Prozent des Stroms, Windkraftanlagen trugen 18,6 Prozent bei.

Aus Photovoltaik kamen im März 588 GWh oder elf Prozent des Endverbrauchs, schätzt die E-Control. Vieles davon wird aber nicht in das öffentliche Netz eingespeist.

Science

Der mit Spannung erwartete Start der ersten bemannten Boeing-„Starliner“-Kapsel ist wegen technischer Probleme neuerlich verschoben worden. Der Flug wurde weniger als zwei Stunden vor dem Countdown gestern Abend (Ortszeit) abgebrochen, weil ein Problem mit einem Ventil in der zweiten Raketenstufe nicht rechtzeitig behoben werden konnte, teilte die NASA in ihrem Livestream mit.

Boeing’s Starliner auf der Startrampe
Reuters/Steve Nesius

Der „CST-200 Starliner“ sollte mit einer Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance, eines Gemeinschaftsunternehmens von Boeing und Lockheed Martin, vom Kennedy Space Center in Florida starten und zwei Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen.

Wie lange es dauern wird, das Problem zu beheben, war unklar. Ein Termin für den nächsten Startversuch steht noch nicht fest.

Ziel ISS

Die Astronauten Barry Wilmore und Suni Williams hätten die Kapsel wieder verlassen und seien in ihr Crewquartier auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida zurückgekehrt, teilte die NASA mit.

Eigentlich war geplant, dass sie morgen bei der ISS ankommen und dort rund eine Woche bleiben. Für die Ankunft des „Starliners“ war an der ISS der dort angedockte „Crew Dragon“ von SpaceX an eine andere Andockstation verlegt worden.

Von SpaceX abgehängt

Konkurrent SpaceX des Multimilliardärs Elon Musk hat Boeing unterdessen längst überholt. Die „Dragon“-Kapsel von SpaceX befördert bereit seit mehreren Jahren im Auftrag der NASA Astronauten zur ISS.

Der erste bemannte Flug von Boeings „Starliner“ hatte sich wegen technischer Probleme wiederholt verzögert. Um das Programm zu retten, das Jahre hinter dem Zeitplan liegt, überschritt Boeing die geplanten Kosten bisher um mehr als 1,5 Milliarden Dollar.

Chronik

Bei einem Angriff auf ein Krankenhaus in China sind Staatsmedien zufolge mehr als zehn Menschen getötet oder verletzt worden.

Der Vorfall habe sich gegen 13.20 Uhr im Bezirk Zhenxiong in der südwestlichen Provinz Yunnan ereignet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua heute, ohne weitere Angaben zur Art des Angriffs zu machen. Die Behörden überprüften den Vorfall.

Gewaltverbrechen mit vielen Opfern sind in China vergleichsweise selten. Der Besitz von Schusswaffen ist Privatpersonen strikt untersagt. In den vergangenen Jahren war es jedoch gehäuft zu Messerangriffen gekommen.

Gesundheit

Lange Wartezeiten auf MRT- und CT-Untersuchungen haben 2017 zur Ergreifung von Maßnahmen geführt, sieben Jahre später häufen sich wieder Berichte über späte Terminvergaben. „Wir haben zu wenig Gerätekapazität in Österreich“, sagte der Radiologe Franz Frühwald im APA-Gespräch.

Probleme wurden in Medienberichten zuletzt vor allem in Wien gemeldet. Bis zu 60 Tage müssen Betroffene in Diagnosezentren in der Bundeshauptstadt auf eine MRT-Untersuchung warten, geht aus der Onlinewartezeitenabfrage der Sozialversicherung hervor. Ähnliche Zeiträume weist das Portal beispielsweise auch für Institute in Vorarlberg aus.

Kürzere Untersuchungsdauer dank Technik

Die Untersuchungsdauer wurde mit neuen Tomografen zwar verkürzt, diese werden jedoch für immer mehr Diagnosen benötigt. Hinzu komme Personalmangel, „der derzeit die Situation schwierig macht und zu weiteren Wartezeiten führt“.

Die kürzere Untersuchungsdauer hilft, mehr Patienten pro Gerät zu untersuchen, aber „natürlich ist die Technik jetzt nicht das alleinige Allheilmittel“, sagte Joachim Bogner, Geschäftsführer des Medizingeräteherstellers Siemens Healthineers.

Kassengeräte durch Großgeräteplan limitiert

„Schuld ist der Großgeräteplan“, so Frühwald. Hier werde zwischen Sozialversicherung und Landesregierung entschieden, „wo etwas hinkommt“. Das Ergebnis ist, dass es außerhalb von Spitälern „dramatisch“ an Geräten fehlt.

Private MRT- und CT-Geräte sind nicht im Großgeräteplan geregelt, die Untersuchungskosten dafür werden aber auch nicht von der Sozialversicherung übernommen. Alle Geräte, die es außerhalb der Krankenhäuser gibt, sind laut Frühwald „zu 100 Prozent voll ausgelastet“.

Panorama

In Bayern hat ein Mann, der nahe einer katholischen Pfarrkirche lebt, eine Unterlassungsklage gegen Glockengeläut eingebracht – und verloren. Dem Einwohner einer Marktgemeinde im Landkreis Kelheim war im aktuellen Fall das viertelstündliche Zeitschlagen zwischen 6.00 und 22.00 Uhr viel zu laut gewesen.

Das Landgericht Regensburg wies die Unterlassungsklage in erster Instanz ab, der Kläger ging in Berufung und scheiterte nun auch vor dem Oberlandesgericht Nürnberg, wie das Gericht heute mitteilte.

Die Kirche ist schon länger da

Der Mann führte zu einer Klage aus, das Glockenläuten führe bei ihm zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Dagegen entschied das Gericht, die Geräusche des Zeitläutens überschritten nicht die Grenze der Zumutbarkeit.

Ein Sachverständiger habe die Geräusche gemessen, das Ergebnis war, dass vorgegebene Richtwerte eingehalten würden. Außerdem habe der Kläger gewusst, dass in der Nähe seiner Wohnung seit etwa 125 Jahren eine Pfarrkirche stehe.

Der OLG-Beschluss in dem Zivilverfahren vom 15. Februar ist rechtskräftig. Vor dem Verwaltungsgericht Regensburg war der Mann bereits 2022 gescheitert, als er gegen das Läuten zum Gebet und zum Gottesdienst klagte.