(Alghero) Nachdem es mehr als 40 Jahre ungenützt leerstand, wollte das traditionsverbundene Institut Christus König und Hoherpriester das ehemalige Päpstliche Seminar von Cuglieri bei Alghero kaufen. Die Nachricht machte einige sardische Bischöfe so nervös, daß sie nach jahrzehntelangem Desinteresse plötzlich aktiv wurden. Der Kauf durch die katholischen Regularkanoniker sollte verhindert werden. Mit Erfolg.
Das 1990 kanonisch errichtete altirtuelle Institut Christus König und Hoherpriester, das auch über einen deutschen Zweig verfügt, wollte das ehemalige Päpstliche Seminar als ordenseigenes Priesterseminar nützen. Die Gemeinschaft erfreut sich zahlreicher Berufungen, sodaß das derzeitige Seminar in der Toskana zu klein geworden ist (siehe Bericht Institut Christus König und Hoherpriester möchte ehemaliges Päpstliches Seminar Cuglieri übernehmen).
Verkaufszusage von Region Sardinien wieder zurückgezogen
Das ehemalige Päpstliche Seminar Cuglieri war 1970 von den Bischöfen der Mittelmeerinsel nach Cagliari verlegt worden. Seither stehen die 1927 auf Kosten des Vatikans errichteten Gebäude leer und wurden 1976 an die Region Sardinien verkauft. Die Region fand seither keinen Verwendungszweck, bis 2012 das Institut Christus König und Hoherpriester als Interessent auftrat und ein Kaufangebot vorlegte.
Nachdem die Region, über das Interesse hocherfreut, eine Verkaufszusage erteilt hatte, wurde diese jedoch auf Druck der Bischöfe von Alghero und Oristano wieder zurückgenommen. Die beiden Bischöfe sprachen sich gegen die Niederlassung einer traditionsverbundenen Gemeinschaft aus und konnten sich in der Bischofskonferenz der Insel durchsetzen, obwohl sich zunächst andere Bischöfe wohlwollend geäußert hatten.
Feindbild Tradition – Bischöfe wollten Niederlassung verhindern
Die Verhinderung des Instituts Christus König und Hoherpriester durch die Bischöfe der Insel ist nun endgültig gelungen. Am vergangenen Freitag unterzeichnete die Region Sardinien und der Vorsitzende der Sardischen Bischofskonferenz ein gemeinsames Protokoll. Aus dem ehemaligen Päpstlichen Seminar Cuglieri soll ein von der Caritas Sardinien geleitetes „interreligiöses und interkulturelles Zentrum“ werden, wie der Pressedienst der Region bekanntgab.
Der Protokollunterzeichnung war eine entsprechende Vereinbarung zwischen Caritas und Sardischer Bischofskonferenz vorausgegangen. Die Bischofskonferenz teilte mit, daß das ehemalige Seminar „der Barmherzigkeit und der menschlichen Förderung der Schwachen dienen soll, wie es der emeritierte Papst Benedikt XVI. angestoßen“ habe.
Statt Priesterausbildung „interreligiöse“ Migrantenintegration
Der Regierungschef der Region Sardinien, Ugo Cappellacci sagte am Rande der Protokollunterzeichnung, daß die Gebäude „nun bedeutende nationale und internationale Projekte beherbergen“ werden. Um welche „bedeutenden“ Projekte es sich dabei handeln soll, wurde nicht gesagt.
Unterzeichner der Übereinkunft sind Regierungschef Ugo Cappellacci für die Region Sardinien, Erzbischof Arrigo Miglio von Cagliari als Vorsitzender der Sardischen Bischofskonferenz und Andrea Loche, der Bürgermeister von Cuglieri.
Das „interreligiöse und interkulturelle Zentrum“ soll zu einem „Mittelpunkt der Integration verschiedener Völker werden, das in die Zukunft verweist, als Symbol, daß Integration möglich ist. Nicht indem man sie erleidet, sondern indem man sie gestaltet und fördert“, so der Pressedienst.
Im Protokoll heißt es, daß als künftige „Aktivität“ im ehemaligen Seminar vor allem „Bildung und Forschung“ zum Thema Migrantenintegration im Zusammenhang mit schulischen Initiativen stattfinden solle. Das ehemalige Päpstliche Seminar von Cuglieri soll „die wirtschaftlich-soziale Entwicklung und die Zusammenarbeit zwischen den Mittelmeeranrainerstaaten fördern und ein Ort der Begegnung und des Dialogs“ werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cuglieri/ICRSS